Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

deutschem Gelde ausgestattet sein soll, hat eine Kon- 
zession erhalten für Handel, Biehzucht und Bergbau 
im Binnenlande von Mossamedes. Diese Konzession 
erstreckt sich auf ein großes Gebiet, das bis fast an 
den Sambesi heranreicht. Die Kasinga-Minen liegen 
in diesem Gebiet, wegen ihrer ist es zwischen der 
Companhia und den vorerwähnten Konzessionären zu 
Streitigkeiten gekommen. 
Die Transafrikanische Eisenbahn hat eine 
Ausdehnung von 364 km, wovon 308 km dem 
Verkehr geöffnet sind. Eine kleine Lokalbahn, 15 km 
lang, fährt von Catumbella nach Benguela. Vor- 
arbeiten für eine Eisenbahn von Benguela oder 
Mossamedes nach dem Hinterland bis Kakonda sind 
gemacht worden. 
Arbeiter erhalten, wenn die Arbeit drängt, 
1200 bis 1500 Reis für den Tag, und es ist dann 
noch schwer, Arbeitskräfte zu erhalten. 
Schifffohrt. Die „Empreza Nacional de 
Navigagäo a Vapor“ läßt die Häfen Angolas zweimal 
im Monat anlaufen. Ihre Schiffe verlassen Lissabon 
am 6. und 23. jedes Monats und laufen an Madeira, 
St. Vincent, Santiago, Principe, St. Thomé, 
Cabindo, St. Antonio am Kongo, Ambrisette, Ambris, 
Loanda, Novo Redondo, Benguela, Mossamedes und 
Port Alexander. Immer der zweite Dampfer läuft 
Liverpool an. Die „British African Steam Navigation 
Company“ und die „Africa Steam Navigation 
Company“ lassen abwechselnd monatlich ein Dampf- 
schiaf von Liverpool nach Loanda fahren. Von der 
deutschen Woermann-Linie fährt auch monatlich ein 
Dampfer von Hamburg über Antwerpen nach Loanda. 
Sowohl bei der Einfuhr als bei der Ausfuhr 
ist die portugiesische Linie durch Differentialzölle 
begünstigt. 
In Loanda ist ein einer britischen Firma ge- 
höriges Kohlenlager für allgemeinen Bedarf; etwa 
200 engl. Tonnen Kohle können dort täglich ein- 
genommen werden. Die Kohle kostet etwa 45 Schill. 
für die engl. Tonne längsseits des Schiffes gebracht, 
für das Verbringen in die Bunker sind außerdem 
noch 2 Schill. pro Tonne zu bezahlen. 
Die Hafeneinrichtungen in Loanda haben Ver- 
besserungen erfahren. Ein eiserner Damm (Pier), 
ein belgisches Werk, ist errichtet worden und mit 
zwei Dampfkrähnen von 15 Tonnen Tragfähigkeit 
versehen worden. Die Krähne hat eine Glasgower 
Firma geliefert. 
Der Wechselkurs betrug zu Anfang des Berichts- 
jahres 3 Schill. 6 Pence für 1 Milreis und fiel 
auf 3 Schill. 2 Pence im Dezember. 
In Bankgeschäften hat die Bank „Banco 
National Ultramarino“ das Monopol. Die Dis- 
kontrate für Lokalwechsel beträgt 9 pCt. für das 
Jahr. Wechsel auf Portugal werden mit Prämie 
verkauft, wie folgt: 8 Tage Sicht 2, 30 Tage Sicht 
1½, 60 Tage Sicht 1 und 90 Tage Sicht ½ pCt. 
Wechsel auf fremde Länder giebt die Bank nicht, 
nur eine britische Firma in Loanda giebt Wechsel 
auf London. 
728 
  
- Dandel Mogadors im Jabre 1890.) 
Ein fuhr. Mit der Uebersiedelung des Hofes 
von Fes nach Marakkesch und dem Einzug des 
Sultans Muley Abdlasis in Marakkesch am 7. März 
1896 wurde auch der Frieden im Süden Marokkos 
wieder hergestellt. In der Folge kehrte allmählich 
das Vertrauen zurück, und wurden die Karawanen- 
straßen nach dem Innern und namentlich nach Ma- 
rakkesch wieder für den Verkehr gangb 
Allein ein Ausschwung der Geschti ist nicht 
eingetreten. 
Die Hoffnungen der Kaufleute, durch die Ueber- 
siedelung des Hofes von Fes nach Marakkesch für 
die Verluste während der Unruhen entschädigt zu 
werden, haben sich nicht erfüllt, und der Handel 
krankt nach wie vor an dem fehlenden Verbrauch 
und an zusehends sich verschlechternden Kredit- 
verhältnissen. Die Klagen der europäischen Kauf- 
leute, die zum Theil noch auf Einbringung ihrer 
Außenstände von Muley Hassans Tod her rechneten, 
wurden immer stärker. Inzwischen ist die Lage 
durch Heuschreckenplage und Regenmangel seit Ende 
Januar noch verschärft worden, so daß den euro- 
päischen WW4 die größte Vorsicht im Kredit- 
geben anzurathen ist 
Die Gesammteinfuhr betrug 5 250 767 Mark 
# 5248 470 im Jahre 1895. Daran nahmen 
Thei 
Deutschland . mit 3 pCt. 
Großbritannien.. .266,2 - 
Frankrei . .-154- 
Spanien und Gibraltar . 0,9 
Belgien 8,5 
die Panarischen Inseln : 0,7= 
die Marokkanische Küste = 5,.00 
Zu den durch deutsche Dampfschiffe von 
Deutschland eingeführten 681 Tonnen treten die 
durch deutsche Dampfschisse in Antwerpen einge- 
nommenen 1235 Tonnen Zucker 2c., so daß diese 
Schiffe eingebracht haben 1916 Tonnen gegen 
1854 durch britische und 1941 Tonnen durch 
französische Dampfschiffe. 
Bei Lebensmitteln ist eine Zunahme der 
Einfuhr in Höhe von 104 000 Mark zu verzeichnen; 
diese ist auf die Anbringung von 158 Tonnen Mehl 
und Gries aus Marseille zurückzuführen, die mit 
Rücksicht auf die vorausgegangene magere Getreide- 
ernte und die damit im Zusammenhange stehende 
Vertheuerung der Brotfrüchte erfolgte. 
Bei Zucker hat sich ein Ausfall von 398 000 Mark 
gegen 1895 ergeben, dessen Ursache offenbar in der 
infolge der fortwährenden Unruhen geschwächten 
Kaufkraft der Landbevölkerung zu suchen ist. Nament- 
lich dürfte durch die Unruhen in Suß, dem Haupt- 
absatzgebiet für Zucker, der Bezug wesentlich ein- 
geschränkt worden sein. Ebenso lagen die Verhältnisse 
ei 
  
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1897, S. 612 ff.
	        
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