Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

fliges daß die 3500 Nüsse 2850 zum Verpflanzen 
geeignete Pflänzchen lieferten. 
Für die Plantage wählte ich das der Station 
gehörige rechte Ufer des erwähnten Baches, der die 
Grenze des Stationsterrains nach dem Dorse Yo 
bin bildet. 
Der größte Theil des für die Plantage ausge- 
wählten Landes fällt in die schmale Niederung des 
Boches, in dessen Schwemmland, doch wurde auch 
noch ein Theil der Höhe, die von hier aus zur 
Station ansteigt, mit dazugenommen. 
So wurde erreicht, daß in der Pflanzung, die 
ja vornehmlich Versuchszwecken dienen soll, Boden in 
allen Graden von Feuchtigkeit, von Nässe bis zur 
Toockenheit, vertreten ist. Auch die Beschattung des 
Bodens wurde durch theilweises Fortschlagen der 
Bäume möglichst verschiedenartig gestaltet, so daß von 
dolliger Besonnung bis zum tiefen Baumschatten alle 
Grade der Belichtung vorkommen. Der Boden ist 
bis auf einige wenige Sandstellen reich, was aus 
der Ueppigkeit der vorhandenen Vegetation hervorging. 
Die Bodenvorbereitung geschah zunächst durch 
Vegschaffen des Schilfgrases, das dicht über der Erde 
obgesichelt, n Haufen zusammengeharkt und verbrannt 
wurde. Auf der freien Fläche wurden in 5 bis 6 m 
Verband Plätze von 30 bis 40 cm im Quadrat um- 
gegraben und in 30 cm Tiefe rojolt. In diese Plätze 
wurde mit einem spitzen Holz ein trichterförmiges, 
teeses Loch gestoßen und hier hinein die Pflanze gesenkt. 
Als erschwerend für die Anlage muß hier erwähnt 
werden, daß ich mit völlig rohen, ungeschulten Leuten 
arbeitete, die ich erst mühsam anlernen mußte, und 
dah mir keinerlei europäisches Personal zur Verfügung 
sind. Gerade diese ersten Pflanzen sind daher nicht 
besonders sorgsältig behandelt worden. Als weiterer 
unginstiger Umstand kam hinzu, daß nach dem Aus- 
Panzen der Regen über 14 Tage lang völlig 
aussetzte. 
Die Folge war, daß bei einem großen Theil der 
Planzen die Blätter vertrockneten, so daß ich die 
Anlage bereits verloren gab. Zu meiner Freude 
tieben sie jedoch nach dem ersten Regen an den 
Vlonwinkeln neue Knospen und begrünten sich bald 
wieder völlig, so daß kaum eine Pflanze zu Grunde 
ng, wenn auch ihr Wachsthum erheblich verlangsamt 
wurde. Es mag dies als Beweis gelten für die 
Koße Vegetationskraft und Zähigkeit der Kola. 
Ic legte nun im Frühjahr 1897 noch zwei 
Soatbeete mit zusammen 3630 Nüssen in derselben 
äie an wie das erste Saatbeet, nur wurden die 
Msse in den Rillen etwas weiter (etwa 8 bis 10 cm) 
doneinander entfernt gelegt, da bei zu dichtem Stande 
de Pflänzlinge beim späteren Ausheben sehr leicht 
letungen der Wurzeln vorkommen. 
Es wurden außerdem noch 1400 Nüfsse direkt in 
der Plantage ausgelegt und zwar in Rajollöchern 
don 30 em im Quadrat. Von diesen Nüssen war 
am 18. Juni bereits ein Theil gut aufgegangen. 
Es siecten somit zur Zeit meines Fortganges von 
95 
  
Misahöhe 7380 Stück Kola als Nüsse und Pflanzen 
in der Erde. 
Hierzu kamen 1000 Nüsse in Ametshove und 
1500 in Worawora, die ich den dortigen Missions- 
stationen zum Ausstecken übersandte und die, wie ich 
hörte, gut ausgegangen sind. Der Misahöhe-Bezirk 
wies somit am 18. Juni 1897 in Summa 9880 
Stück ausgepflanzte Kola auf. 
Eine Vergrößerung der Misahöher Plantage wurde 
von meinem Nachfolger in der Stationsleitung, Herrn 
Premierlieutenant Wegner, eifrig in Angriff ge- 
nommen. 
Was die geringen Erfahrungen betrifft, die ich 
in der kurzen Zeit in Bezug auf die Kolakultur 
machen konnte, so scheint mir die Kola einerseits eine 
ausgesprochene Lichtpflanze zu sein und andererseits 
einen reichen, frischen bis feuchten Boden zu bevor- 
zugen. Fortzukommen scheint sie auf fast allen Boden- 
arten, doch gedeiht sie schlecht im dichten Schatten. 
Den weiteren Betrieb der Plantage hatte ich mir 
folgendermaßen gedacht: 
Um den Betrieb durch Vermeidung des kostspie- 
ligen Umpflanzens möglichst billig zu gestalten und 
um der Pflanze die Strapazen zu ersparen, die das 
Umpflanzen durch Verletzung der Wurzel 2c. bei dem 
ungeschickten Negerpersonal unvermeidlich mit sich 
bringt, sollen die Nüsse direkt in der Plantage gelegt 
werden. Es sollen in 5 bis 6 m Verband Plätze 
von 30 cm im Quadrat rajolt und auf jeden Platz 
zwei Nüsse gelegt werden. Pflanzbeete sind nur an- 
zulegen, um ein älteres Material zum Auspflanzen 
etwa entsprechender Lücken parat zu haben. 
Die Plätze, auf denen die Nüsse liegen, sind sorg- 
fältig rein zu halten, in den Zwischenräumen dürfte 
es genügen, wenn das aufschießende Gras von Zeit 
zu Zeit kurz gesichelt wird. 
Bei weiterem Heranwachsen der Bäume ist darauf 
zu halten, daß die Kronen behufs reicher Frucht- 
erzeugung stets von einem breiten Lichtgürtel um- 
geben sind. Es läßt sich dies durch ein allmähliches 
vorsichtiges Lichten leicht bewirken. 
Alle weiteren Kulturmaßregeln sowie etwaige 
Modifikationen der von mir vorgeschlagenen werden 
sich wäter durch die an Ort und Stelle gemachten 
Erfahrungen von selbst ergeben. 
Grund und Boden zur Vergrößerung der Plan- 
tage ist in der nächsten Umgebung von Misahöhe 
reichlich vorhanden. 
Diesem interessanten Bericht ist nur wenig hinzu- 
zusügen. Aelteren Angaben entnehmen wir, daß 
frische Samen schon nach drei Wochen keimen, daß der 
Baum im Allgemeinen erst im vierten oder fünften 
Jahr zum ersten Mal blüht, wenngleich in Kamerun 
schon 1 bis 1½ m hohe Bäume zur Fruktifikation 
gelangt sind; es wird also wahrscheinlich, wie beim 
Kaffee, die erste Blüthezeit vom Boden und vom Klima 
abhängig sein, Vollernten sollen erst vom achten oder 
zehnten Jahre an zu erwarten sein. Wie beim Kaffee
	        
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