Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Die Erforschung des Gebirges macht seit Hiersein 
des Dr. Esch erhebliche Fortschritte. Auf Wunsch 
des Letzteren sind zwei Unterkunftshütten auf dem 
Berge gebaut, welche Dr. Esch in der nächsten Regen- 
zeit zu bewohnen gedenkt, um wissenschaftliche Beob- 
achtungen zu machen. 
Die niedriger gelegene Hütte steht auf dem ersten 
Gebirgskamm und bietet nach dem sehr steilen und 
beschwerlichen Anstieg einen vollkommenen Ruhepunkt 
und Nachtquartier. Sie ist, ebenso wie die obere 
Hütte, aus Holz und Wellblech besonders fest gebaut, 
auf Steinfundament. Der dort oben fast ständige, 
recht heftige Nordostwind hat schon in dieser Hütte 
die Anbringung eines Ofens erforderlich gemacht, 
auf dem auch gekocht werden kann. Die Hütte ist 
3B8m groß, mit zwei getrennten Räumen von je 
324m; in dem einen Raum befindet sich ein Glas- 
fenster, so daß es möglich ist, auch bei schlechtem 
Wetter in demselben zu arbeiten. Die Temperatur 
war morgens bei Sonnenaufgang + 7° C. Um 
die Hütte herum stehen schwachbelaubte, mit Moos 
und langen Flechten behangene, vom Nordostwind 
sämmtlich nach Südosten verbogene höchst bizarre 
Formen aufweisende Krüppelbäume, die trefklliches 
Brennholz liefern. Wasser muß in der Trockenzeit 
von Busa mitgenommen werden, während in der 
Tornado= und Regenzeit in der Nähe sich Wasser- 
rinnen bilden. Blühende Erika and Ginster, gelbe 
Butterblumen und ein sehr herbes, hartes Gras be- 
decken die weit sich hinstreckenden Berghänge. Lava- 
geröll und scharfkantige, überall verstreute Lavablöcke 
erschweren das Gehen. Die hauptsächlichste Jagdbeute 
der eingeborenen Jäger aus Buga, die bis hier 
heraufkommen, ist das wohlschmeckende Erdferkel. Zu 
Beginn der Regenzeit, wenn das junge Gras zu 
sprießen anfängt, treten auch Antilopen zur Aesung 
aus dem Walde heraus und unternehmen weite 
Wanderungen in hohe Regionen. 
Die zweite Hütte — 3—7 m mit zwei Räumen, 
3—# 3 und 3—m, letzterer mit Glasfenster — 
liegt auf der Gipfelkuppe des Berges selbst, unmittel- 
bar unter der Spitze (Pil) in Höhe von 3900 m. 
Hier wurden bei Sonnenaufgang Eiszapfen und 
starker Reif beobachtet. Die Hütte ist durch eine 
steile Felswand gegen den Nordost geschützt, der 
daher nicht so empfindlich wirkt wie bei der niedriger 
gelegenen Hütte, wenn auch die Temperatur bis auf 
0 Grad sinkt. Jede Vegetation hat hier aufgehört; 
Felsen, Aschegeröll, bizarre Kraterformen gewähren 
ein überaus großartiges, ganz eigenartiges Bild. 
In der dunstgeschwängerten Trockenzeit ist der 
Fernblick verschleiert. Bei klarem Wetter, so beson- 
ders nach Gewittern, hat man ein wunderbares 
Panorama, daos gesammte Kamerunästuarium mit der 
Ambasbucht, Victoria und Fernando Po umpassend, 
unter sich. 
Auch das Privatinteresse wendet sich neuerdings 
lebhaft dem Kamerungebirge zu. So hat sich unter 
dem Vorsitz des Gouverneurs ein „Kameruner Alpen- 
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klub“ gebildet, der bereits eine große Anzahl von 
Eingesessenen der Kolonie zu seinen Mitgliedern zählt 
und auch auf rege Betheiligung in der Heimath hofft. 
Die Zwecke des Vereins sind wissenschaftliche Er- 
forschung des Gebirges, Anlage von Wegen nach 
interessanten Punkten und Spitzen, Errichtung von 
Schutzhütten nach dem Muster der jetzt hergestellten, 
Ausbildung und Anstellung von Führern und Trä- 
gern und dergleichen. 
Das Ehrenpräsidium des Vereins hat der kürzlich 
in Busa zum Besuch weilende Kaiserliche Gouverneur 
a. D. Freiherr v. Soden übernommen. 
  
  
Togo. 
Schilderung einer Reise nach Atakpame. 
Einer Schilderung des Kaufmanns JI. K. Vietor 
über eine Reise von Klein-Popo nach Atakpame 
entnehmen wir Folgendes: « 
AmTAugustmorgenö272Uhrbtacheuwirmit 
einem Boot nach Woga auf und erreichten dasselbe 
bei ziemlich hohem Wasserstand um 7 Uhr. Dort 
trafen wir unsere am Tage vorher abgesandten 
Träger und nahmen die Vertheilung der Lasten vor. 
Unsere Karawane bestand außer mir aus dem Land- 
wirth Waldemar Stolle, welcher den Boden auf 
seine Fruchtbarkeit untersuchen sollte, den Dolmetscher 
Robert Samwee, sechs Hängemattleuten, 15 Trägern, 
einem Führer, Koch und zwei Pferden, welche sich 
unterwegs vortrefflich bewährten. 
Der Abmarsch fand um 7 ⅛/ Uhr statt, und wir 
erreichten Kumape-Markt um 11¼ Uhr. Der Weg 
führte durch allmählich ansteigendes Terrain, fast 
ununterbrochen durch Mais-, Erdnuß= und Cassada- 
felder. Der Boden bestand aus rothem Lehm. 
Auf dem Markt wurden fast ausschließlich Mais 
und Fische gehandelt und Wasser und Palmwein 
verkauft. Etwa 40 kg Mais konnte man dort für 
25 Pf. kaufen. Ein Topf Wasser kostete 5 Pf. 
Auffallend war es, wie wenig europäisches Zeug 
unterwegs gefunden wurde. Die Bekleidung bestand 
fast ausschließlich aus dort gewebten Stoffen aus 
einheimischer Baumwolle. 
Am Nachmittag hörten die Farmen allmählich 
auf. Wir hatten einen sanften Abhang zu passiren 
und gelangten, indem wir verschiedene Dörfer und 
den Markt Kowesi berührten, um ¼ vor 6 Uhr 
nach Tschegbo. Der Charakter der Gegend war 
unverändert geblieben, rother Thon bedeckt mit etwas 
höherem Waldrand und ziemlich reichlichen Palmen- 
beständen. Bemerkenswerth sind die förmlichen 
Ananaswälder, welche sich am Wege hinziehen. 
Nicht weniger wie 100 reifende Früchte konnte man 
auf einige hundert Schritt zählen. Der Preis auf 
dem Markt war 5 Pf. für drei Stück. 
Das Nachtquartier in dem wasserarmen Dorf — 
ein Eimer kostete 10 Pf. — bei den vielfach mit
	        
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