Rinderpest zum Opfer, und der Elefant ward auch
hier, wie schon in so vielen Gegenden Ostafrikas,
durch einen sinnlosen Jagdbetrieb fast ausgerottet.
Von großen Thieren spürt man nur noch die Giraffe
häufig in diesen Bergen.
Die alte Station Kisaki ist nur noch ein Trümmer-
haufen. Aber der jetzige Stationsleiter, Feldwebel
Jaenke, baut aus gebrannten Steinen, die ein sehr
gutes Material zu liefern scheinen, ein geräumiges,
neues Stationshaus, das, obwohl mit sehr geringem
Kostenaufwand errichtet, ein schmucker, allen prakti-
schen Anforderungen für die Stationszwecke genügender
Bau zu werden verspricht.
Den Weitermarsch, wie beabsichtigt, über Kungulio
anzutreten war nicht möglich, da zur Zeit auf der
zwei gute Tagereisen bildenden Strecke wegen der
-enormen Trockenheit absoluter Wassermangel war.
Die am 2. Januar angetretene Rückreise nach Dar-
es-Saläm führte, der alten Karawanenstraße folgend,
über Duthuni, Kulo, Viduale, Kidunda, Kigema,
Konde, Banda, Gombeka, Pugu. Am 13. morgens
wurde mit 2½ stündigem Ritte von Pugu ab Dar-
es-Saläm erreicht.
Die zwischen Kidunda und Banda von Haupt-
mann Bethe angelegte Straße kann als Muster für
das Durchschlagen von Fahrstraßen in ebener Baum-
steppe angesehen werden. Diese Straße ist, ohne sich
irgendwie an die schon bestehenden Niederlassungen.
zu kehren, in der kürzesten Linie in nicht übermäßiger
Breite durchgelegt. Gegen den alten Negerpfad be-
deutet sie eine bedeutende Abkürzung. Von der
neuen Straße ab führt dieser Pfad nun als Fußpfad
zu den alten Negeransiedelungen, welche zum Theil
durch Wegweiser mit lateinischen Buchstaben angezeigt
sind. Wenn an eine so durchgeführte Straße noch
in den richtigen Abständen von 30 zu 30 Kilometern
Brunnen für Karawanenlager angelegt werden, so
werden sich an diesen Punkten bald neue Siedelungen
bilden, so daß ein Abgehen von der Straße, um in
der Nähe einer Ortschaft Lager zu schlagen für die
Karawanen nicht mehr erforderlich ist.
Bei Anlage von Straßen ist das erste Erforderniß,
daß man nie die Eingeborenen allein ohne Europäer=
aufsicht oder wenigstens nicht ohne Anleitung durch
einen im Wegebau vorgebildeten Askari arbeiten läßt.
Die Terrain= und Bodenverhältnisse, wie ich sie
auf dieser Reise gefunden habe, haben mich davon
überzeugt, daß man sowohl bis Kisaki wie auch bis
Kilossa eine fahrbare Straße mit nicht zu großen
Kosten wird anlegen und erhalten können. Diese
Straße würde, wenn die Eingeborenen erst nach
Durchführung der Häuser= und Hüttensteuer gezwungen
sind, zur Erlegung der Steuer werthvollere Früchte
anzupflanzen, Frachtwerkehr erlangen können. Der
Voden an der Straße nach Kisaki ist an beiden
Seiten auf weite Strecken hin durchweg für den
Apban durch Eingeborene sehr gut geeignet. Die hier
anzutreffende verhältnißmäßig geringe Fläche an un-
fruchtbarer Steppe ist zur Viehweide und auch zur
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Holznutzung brauchbar. Das Land nach Kilossa zu
ist von dem Punkte ab, wo sich die Straßen Dar-
es-Saläm— Kilossa und Dar-es-Saläm — Kisaki
trennen — d. i. dicht hinter Kola — im Allgemeinen,
abgesehen von den Urugurubergen und dem Thale
des Mukondokwa bei Kilossa, als viel weniger frucht-
bar zu bezeichnen. Von Kilossa ab weiter nach
Mpapua und darüber hinaus nach Kilimatinde, Ta-
bora eine Fahrstraße zu bauen, möchte ich, nachdem
was ich gehört und gesehen, vorläufig widerrathen.
Die Baukosten für diese vielfach schwierige Strecke
sowie deren Unterhaltung sind zu groß und stehen
in keinem Verhältniß zu dem Frachtverkehr, der sich
unter gewöhnlichen Verhältnissen auch bei gänzlicher
Abschaffung des Trägerverkehrs entwickeln könnte.
Die Unterhaltung der Straße würde hier auch noch
ganz besondere Schwierigkeiten haben, da dieselbe viele
Tagereisen durch absolut unfruchtbare und auch mit
Eingeborenen nicht zu besiedelnde Landstriche führt.
—....
KRartographische Aufnahmen in Deutsch -COstafrika.
Unter den Aufnahmen, die in letzter Zeit bei der
Kolonial-Abtheilung aus Ostafrika eingegangen sind,
verdienen einige wegen ihres Umfanges oder ihrer
Genauigkeit oder aus beiden Gründen besondere
Erwähnung.
Unter denen, welche unsere Kenntniß der ostafri-
kanischen Kolonie vermehrt haben, nimmt Bergassessor
Bornhardt eine der ersten Stellen ein. Seine
Aufnahmen aus den Jahren 1896 und 1897 zeichnen
sich durch große Sorgfalt und minutiöse Genauigkeit,
dabei durch vortreffliche Auffassung des Geländes aus
und umfassen nicht weniger als 24 größere und
kleinere Routen, welche die ganze Küste südlich von
Dar-es-Saläm bis zum Ruvuma in einer Breite
von 200 km und mehr, die Route Lindi—Nyassa-
See und die Länder im Norden des letzteren be-
treffen. Zahlreiche gute astronomische Breiten-
bestimmungen unterstützen die Festlegung der Routen.
In dieselben Jahre fallen die Arbeiten des Obersten
v. Trotha, welche sich auf die nordöstlichen Grenz-
gebiete, die Ufer des Victoria-Nyansa, Urundi,
das Malagarassithal 2c. beziehen und in 73 großen
Blättern von dem Reisenden selbst mit hingebendem
Fleiße ausgearbeitet worden sind. Sie bringen über-
aus viel neues, nicht nur stellenweise, sondern fast
in jedem Theile des weit durch den ganzen Norden
Deutsch-Ostafrikas sich erstreckenden Itinerars.
Von Hauptmann Ramsay sind im November
vorigen und im April dieses Jahres die Aufnahmen
(11 Routenbücher, 334 Peilungsblätter und zahlreiche
Originalkonstruktionen), Breiten= und Höhenbestim-
mungen von seinen letzten drei Reisen im Westen
Deutsch-Ostafrikas eingegangen, welche unsere Kennt-
niß dieser noch wenig erforschten Gebiete um ein
Bedeutendes fördern werden. Die erste umfaßt die
Zeit vom 16. März bis zum 14. Dezember 1896,