geschätzt werden. Wenn die fraglichen Schichten,
wie oben erwähnt wurde, in frischem Zustande in
manchen Lagen einen Gehalt an Schwefelkies be-
siten, so braucht es nur eines Aufrührens dieser
Lagen durch das an Sauerstoff reiche Wasser der
Kalkschichten, damit durch die alsdann eintretende
Zersetzung des Schwefelkieses sowohl die Temperatur
des Wassers erhöht, als auch Gehalt an Schwefel-
wasserstoff erzeugt wird. Ich stelle mir vor, daß
sich das Schwefelkies führende Liegende des Kalkes
abseits vom Sigi in hinreichend hoher Lage befindet,
um von den in den Spalten des Kalkes fließenden
Wassern gefurcht und aufgewühlt zu werden. Da
die Schichten des Liegenden großentheils plastische
Beschaffenheit haben, kann man sich weiter vorstellen,
daß die von dem Wasser gerissenen Furchen unter
der Last des überlagernden Kalkes häufig wieder zu-
gepreßt werden und daß damit immer wieder neue,
noch schwefelkieshaltige Theile des Gebirges zur Auf-
arbeitung durch das Wasser gelangen.
3. Technische Maßnahmen zur Autzbar-
machung der Quellen.
Es wurde oben hervorgehoben, daß sich die
Austrittsstellen der auf der linken Flußseite aus
einem Trümmergebirge entspringenden Quellen leicht
verlegen müssen, sobald der Abfluß auf den bisher
benutzten Wasserwegen durch ein natürliches oder
kinstliches Hinderniß erschwert wird. Diese Sach-
lage macht es unmöglich, das Quellwasser durch
ortliches Abfangen zu größerer Höhe aufzuspannen.
Bei Ueberschreitung einer gewissen Druckhöhe würde
sich das Wasser unfehlbar einen anderen Ausweg
suchen. Die Aufspannung würde aber auch durch
weit ausgedehnte Arbeiten nicht zu ermöglichen sein.
Da das Ursprungsgebirge der Quellen, der Kalk,
dem Wasser nach allen Richtungen freie Bahn giebt
und in der langen gefällsschwachen Thalenge des
Sigi zahllose Klüfte zum Flusse entsendet, würden
die Arbeiten keinen — oder doch keinen nennens-
werthen — Erfolg haben können, wenn sie sich nicht
durch die ganze Thalenge des Flusses erstreckten.
Wenn hiernach aber eine erhebliche Auf-
spannung des Quellwassers unmöglich ist, so sollte
auch der Versuch, das Wasser zu einer geringen
Höhe, etwa zu 2 bis Zm, aufzuspannen, unterlassen
werden. Bei anfänglichem Erfolge würde die Ge-
fahr, daß sich das Wasser endlich doch einmal einen
anderen Weg bahnte, sei es durch plötzlichen seitlichen
Ausbruch oder durch allmähliche Verstärkung der
Seitenquellen, stets bestehen bleiben. Es würden
dann nicht allein die zur Fassung der Quelle auf-
gewandten Kosten verloren sein, sondern es könnte
sich der neue Quellaustritt auch so ungünstig ge-
stalten, daß eine wiederholte Fassung der Ouelle
ungleich größere Schwierigkeiten als unter den jetzigen
Verhältnissen darbieten würde.
Für die Benutzung der Quelle zu Badezwecken
wäre es unter diesen Umständen das Einfachste,
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nicht zu groß zu wählen sein.
wenn unmittelbar vor der jetzigen Austrittsstelle der
Hauptquelle ein Bassin ausgehoben würde, dessen
Spiegel mit dem natürlichen Austrittsniveau des
Wassers zusammenzufallen hätte. Bei Mittel= und
Niedrigwasser des Flusses würde dieses Bassin stets
benutzbar sein. Die gewöhnliche (Nipp-) Fluth würde
seine Benutzung ebenfalls nicht beeinträchtigen. Nur
die Hochfluthen zur Zeit der Mondwechsel und die
Schwellungen des Flusses in der Regenzeit würden,
erstere vorübergehend, letztere für längere Zeit, eine
Benutzung unmöglich machen.
Ich möchte glauben, daß das Bassin trotz dieser
Uebelstände ausreichen würde, um zunächst der An-
stellung von Versuchen über die Heilkraft der
Quellen zu dienen. Durch Herstellung eines Flügel-
dammes oberhalb des Bassins würde dasselbe gegen
eine Ueberströmung durch das Flußwasser und bis
zu gewissem Grade gegen Versandung zu schützen sein.
Sollten die Versuche den erwarteten Erfolg
haben (oder sollte es nach ärztlichem Gutachten von
vornherein feststehen, daß dieser Erfolg nicht aus-
bleiben könnte), so würde eine vollkommenere hoch-
wasserfreie Anlage unter künstlicher Hebung
des Quellwassers zu schaffen sein.
Die Entnahme des zu hebenden Wassers würde
zweckmäßig an der natürlichen Austrittsstelle der
Hauptquelle, die zum Schutze gegen die Einwirkungen
des Hochwassers überwölbt werden könnte, erfolgen.
Eine Entnahme aus irgend welchen Stollen= oder
Schachtanlagen würde nicht nur kostspielig, sondern
im Erfolge auch weniger sicher sein.
Die Hebung des Wassers würde zweckmäßig
durch eine mit der Hand zu bewegende Pumpe (Saug-
und Hub= oder vielleicht auch Centrifugalpumpe)
geschehen. Nicht zu empfehlen wäre ein Wind-
motor, der nur dann von Vortheil ist, wenn er
jeden Windhauch ausnutzen kann, um „auf Vorrath=
zu arbeiten, was sich hier behufs Vermeidung von
Temperatur= und Schwefelwasserstoffverlusten ver-
bietet. Die Saughöhe der Pumpe wird zweckmäßig
Mit Vergrößerung
der Saughöhe würde sich der auf dem Wasser
lastende Atmosphärendruck vermindern. Dies könnte
zu unerwünschten Verlusten an den gelösten Gasen
führen und, infolge des Gasaustritts, auch den Nutz-
effekt der Pumpen beeinträchtigen.
Die Höhe der Badeanlage über dem Flusse
würde nicht übermäßig hoch zu wählen sein. Jede
Vergrößerung dieser Höhe würde sowohl einen
größeren Arbeitsaufwand bei Hebung des Wassers
als auch Temperaturverluste im Gefolge haben. Eine
Höhe von 6 bis 8 m über Mittelwasser würde jeden-
falls ausreichen, um die Anlage gegen Ueber-
schwemmungsgefahren sicherzustellen.
Ein Maßstab für die bei der Hebung zu leistende
Arbeit mag aus der Angabe gewonnen werden, daß
eine Pferdekraft, die gleich sechs Menschenkräften ge-
rechnet zu werden pflegt, theoretisch im Stande ist,
in der Sekunde 10 Liter Wasser auf 7,5 m Höhe zu