Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

geschätzt werden. Wenn die fraglichen Schichten, 
wie oben erwähnt wurde, in frischem Zustande in 
manchen Lagen einen Gehalt an Schwefelkies be- 
siten, so braucht es nur eines Aufrührens dieser 
Lagen durch das an Sauerstoff reiche Wasser der 
Kalkschichten, damit durch die alsdann eintretende 
Zersetzung des Schwefelkieses sowohl die Temperatur 
des Wassers erhöht, als auch Gehalt an Schwefel- 
wasserstoff erzeugt wird. Ich stelle mir vor, daß 
sich das Schwefelkies führende Liegende des Kalkes 
abseits vom Sigi in hinreichend hoher Lage befindet, 
um von den in den Spalten des Kalkes fließenden 
Wassern gefurcht und aufgewühlt zu werden. Da 
die Schichten des Liegenden großentheils plastische 
Beschaffenheit haben, kann man sich weiter vorstellen, 
daß die von dem Wasser gerissenen Furchen unter 
der Last des überlagernden Kalkes häufig wieder zu- 
gepreßt werden und daß damit immer wieder neue, 
noch schwefelkieshaltige Theile des Gebirges zur Auf- 
arbeitung durch das Wasser gelangen. 
3. Technische Maßnahmen zur Autzbar- 
machung der Quellen. 
Es wurde oben hervorgehoben, daß sich die 
Austrittsstellen der auf der linken Flußseite aus 
einem Trümmergebirge entspringenden Quellen leicht 
verlegen müssen, sobald der Abfluß auf den bisher 
benutzten Wasserwegen durch ein natürliches oder 
kinstliches Hinderniß erschwert wird. Diese Sach- 
lage macht es unmöglich, das Quellwasser durch 
ortliches Abfangen zu größerer Höhe aufzuspannen. 
Bei Ueberschreitung einer gewissen Druckhöhe würde 
sich das Wasser unfehlbar einen anderen Ausweg 
suchen. Die Aufspannung würde aber auch durch 
weit ausgedehnte Arbeiten nicht zu ermöglichen sein. 
Da das Ursprungsgebirge der Quellen, der Kalk, 
dem Wasser nach allen Richtungen freie Bahn giebt 
und in der langen gefällsschwachen Thalenge des 
Sigi zahllose Klüfte zum Flusse entsendet, würden 
die Arbeiten keinen — oder doch keinen nennens- 
werthen — Erfolg haben können, wenn sie sich nicht 
durch die ganze Thalenge des Flusses erstreckten. 
Wenn hiernach aber eine erhebliche Auf- 
spannung des Quellwassers unmöglich ist, so sollte 
auch der Versuch, das Wasser zu einer geringen 
Höhe, etwa zu 2 bis Zm, aufzuspannen, unterlassen 
werden. Bei anfänglichem Erfolge würde die Ge- 
fahr, daß sich das Wasser endlich doch einmal einen 
anderen Weg bahnte, sei es durch plötzlichen seitlichen 
Ausbruch oder durch allmähliche Verstärkung der 
Seitenquellen, stets bestehen bleiben. Es würden 
dann nicht allein die zur Fassung der Quelle auf- 
gewandten Kosten verloren sein, sondern es könnte 
sich der neue Quellaustritt auch so ungünstig ge- 
stalten, daß eine wiederholte Fassung der Ouelle 
ungleich größere Schwierigkeiten als unter den jetzigen 
Verhältnissen darbieten würde. 
Für die Benutzung der Quelle zu Badezwecken 
wäre es unter diesen Umständen das Einfachste, 
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nicht zu groß zu wählen sein. 
  
wenn unmittelbar vor der jetzigen Austrittsstelle der 
Hauptquelle ein Bassin ausgehoben würde, dessen 
Spiegel mit dem natürlichen Austrittsniveau des 
Wassers zusammenzufallen hätte. Bei Mittel= und 
Niedrigwasser des Flusses würde dieses Bassin stets 
benutzbar sein. Die gewöhnliche (Nipp-) Fluth würde 
seine Benutzung ebenfalls nicht beeinträchtigen. Nur 
die Hochfluthen zur Zeit der Mondwechsel und die 
Schwellungen des Flusses in der Regenzeit würden, 
erstere vorübergehend, letztere für längere Zeit, eine 
Benutzung unmöglich machen. 
Ich möchte glauben, daß das Bassin trotz dieser 
Uebelstände ausreichen würde, um zunächst der An- 
stellung von Versuchen über die Heilkraft der 
Quellen zu dienen. Durch Herstellung eines Flügel- 
dammes oberhalb des Bassins würde dasselbe gegen 
eine Ueberströmung durch das Flußwasser und bis 
zu gewissem Grade gegen Versandung zu schützen sein. 
Sollten die Versuche den erwarteten Erfolg 
haben (oder sollte es nach ärztlichem Gutachten von 
vornherein feststehen, daß dieser Erfolg nicht aus- 
bleiben könnte), so würde eine vollkommenere hoch- 
wasserfreie Anlage unter künstlicher Hebung 
des Quellwassers zu schaffen sein. 
Die Entnahme des zu hebenden Wassers würde 
zweckmäßig an der natürlichen Austrittsstelle der 
Hauptquelle, die zum Schutze gegen die Einwirkungen 
des Hochwassers überwölbt werden könnte, erfolgen. 
Eine Entnahme aus irgend welchen Stollen= oder 
Schachtanlagen würde nicht nur kostspielig, sondern 
im Erfolge auch weniger sicher sein. 
Die Hebung des Wassers würde zweckmäßig 
durch eine mit der Hand zu bewegende Pumpe (Saug- 
und Hub= oder vielleicht auch Centrifugalpumpe) 
geschehen. Nicht zu empfehlen wäre ein Wind- 
motor, der nur dann von Vortheil ist, wenn er 
jeden Windhauch ausnutzen kann, um „auf Vorrath= 
zu arbeiten, was sich hier behufs Vermeidung von 
Temperatur= und Schwefelwasserstoffverlusten ver- 
bietet. Die Saughöhe der Pumpe wird zweckmäßig 
Mit Vergrößerung 
der Saughöhe würde sich der auf dem Wasser 
lastende Atmosphärendruck vermindern. Dies könnte 
zu unerwünschten Verlusten an den gelösten Gasen 
führen und, infolge des Gasaustritts, auch den Nutz- 
effekt der Pumpen beeinträchtigen. 
Die Höhe der Badeanlage über dem Flusse 
würde nicht übermäßig hoch zu wählen sein. Jede 
Vergrößerung dieser Höhe würde sowohl einen 
größeren Arbeitsaufwand bei Hebung des Wassers 
als auch Temperaturverluste im Gefolge haben. Eine 
Höhe von 6 bis 8 m über Mittelwasser würde jeden- 
falls ausreichen, um die Anlage gegen Ueber- 
schwemmungsgefahren sicherzustellen. 
Ein Maßstab für die bei der Hebung zu leistende 
Arbeit mag aus der Angabe gewonnen werden, daß 
eine Pferdekraft, die gleich sechs Menschenkräften ge- 
rechnet zu werden pflegt, theoretisch im Stande ist, 
in der Sekunde 10 Liter Wasser auf 7,5 m Höhe zu
	        
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