Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Bei der nun sofort aufgenommenen Verfolgung 
befand sich meine Kompagnie mit einem Zuge auf 
dem linken Flügel der vereinigt vorgehenden Schützen, 
hierbei etwa denselben Weg zurücklegend, den bei 
meinem ersten Vorgehen mein rechter Flügelzug ge- 
macht hatte. Auf 900 m fand ich hierbei Gelegen- 
heit, den auf dem Hange in der Richtung auf den 
Gebirgssattel eilig flüchtenden Gegner nochmals unter 
Feuer zu nehmen. 
Das Verhalten der mir an diesem Tage unter- 
stellten Offiziere und Mannschaften war in jeder 
Weise tadellos und verdient vollste Anerkennung. 
(gez.) Kaiser, 
Hauptmann und Kompagniechef.“ 
Feldbatterie. 
Gefechtsbericht des 26. Februar 1898. 
„Auf Meldung der Spitze, daß bewohnte Werften 
in Sicht, ritt ich mit Herrn Major Mueller auf 
Höhe A, um mich zu orientiren. Der Zug wurde 
vorbefohlen und fuhr auf Höhe A auf, von wo er 
die Werft 1 unter Feuer nahm; nach einigen Brenn- 
zünderschüssen war der Feind in den umliegenden 
Büschen und Klippen verschwunden. 
Hierauf ritt ich behufs weiterer Erkundung zum 
Premierlieutenant Franke nach Höhe B, dessen Ab- 
theilung auch schon feuerte. Er meldete mir, daß er 
auf einzelne Hottentotten bei 2 schösse. Da ich nichts 
auf den Höhen 2 und 3 entdecken konnte, ließ ich 
den Sattel X von dem herangezogenen Zuge unter 
Feuer nehmen, auf welchen Menschen mit Vieh 
flüchteten. Das Schießen veranlaßte zunächst den 
Feind zur Umkehr. 
Inzwischen waren die Schützen der Kompagnien 
Kaiser und des Lieutenants Franke so weit vor 
und mir außer Sicht gekommen, daß ich fürchten 
mußte, sie könnten bei dem jeglicher Uebersicht ent- 
behrenden Gelände durch mein Feuer gefährdet 
werden. Ich erhielt demgemäß die nachgesuchte 
Genehmigung zu einem Vormarsch. Es galt zunächst, 
eine kahle Fläche zu überschreiten, ungefähr 400 m 
breit. Als ich zur Erkundung, begleitet vom Herrn 
Major Mueller, ungefähr auf 100 m an Höhe 2 
herangeritten war, erhielten wir heftiges Feuer. Ich 
ließ den Zug, der im Trabe folgte, abprotzen und 
befahl Kartätschfeuer. Während der Herr Major 
Mueller, dem der eingeborene Diener bei dieser 
Gelegenheit schwer verwundet und ein Pferd erschossen 
wurde, mit seinen weißen Ordonnanzen die Front 
freigemacht hatte, waren die Namas Lazarus und 
Berndt abgesprungen, um das Feuer zu (eröffnen) 
erwidern, wodurch sie mit ihren Pferden das Feuer 
meines rechten Geschützes maskirten. 
Meinem Befehle, in die Feuerlinie zurück- 
zukommen, leistete nur Namareiter Lazarus Folge, 
wie ich sah, bereits schwer verwundet. Hierauf 
ging der Feldwebel Lange vor, schleppte erst den 
auch schon schwer getroffenen Nama Berndt zur 
Seite und führte dann die beiden Pferde zurück. 
  
Unterdessen feuerte das linke Geschütz. Da das 
Feuer beim Gegner nicht schwieg, ließ ich Granaten 
einsetzen und beschoß die nur in unmittelbarer Nähe 
erkennbaren Schanzen 2. 
Später sah ich Hottentotten von 2 nach 3 
flüchten. Abtheilung Franke war aber so hart auf, 
daß nur ein Schuß dagegen abgegeben werden konnte. 
In dieser Stellung verlor der Zug 2 Pferde und 
2 Maulthiere. Unteroffizier v. Versen ferner er- 
hielt einen Schuß gegen den rechten Sporn. 
Die Verluste wurden uns sämmtlich beim Vor- 
marsch und Abprotzen beigebracht. Später schoß der 
Feind unruhig und offenbar zu hoch. Da auch, 
nachdem Abtheilung Franke die Büsche nördlich 2 
passirt hatte, immer noch auf den Stab, Melde- 
reiter 2c. aus der Gegend gefeuert wurde, befahl 
der Herr Major Mueller ein Vorgehen dagegen. 
Der abgeprotzte Zug erhielt aber kein Feuer mehr, 
konnte auch kein Ziel finden. 
Nunmehr ritt ich auf Höhe C, die den Schützen 
als Richtungspunkt gegeben war. Bei C angelangt, 
wo gute Uebersicht war, sah man verschiedene Trupps 
des Feindes langsam auf 1500 bis 2300 m den 
Sattel X erklimmen, ein vorzügliches Artillerieziel, 
das ungefähr 15 Minuten sichtbar war. 
Leider war es aber dem Zuge unmöglich, schnell 
nachzukommen. Es mußte Weg gehauen und an 
einzelnen Stellen Laffete und Protze getrennt auf- 
gebracht werden, ein sehr zeitraubendes Manöver. 
Als der Zug abprotzte, hatte der Feind den 
Sattel x fast erreicht, so daß nur noch zwei Brenn- 
zünderschüsse auf der weiten Gabel 2300 eventuell 
Wirkung haben konnten. 
Eine Gebirgsbatterie, der es möglich war, auf 
den schmalen und steilen Fußwegen vorwärts zu 
kommen, mußte hier entscheidend wirken. 
Die Leute haben sich durchweg vorzüglich be- 
nommen, einzelne thaten sich besonders hervor und 
verdienen eine Dekoration. 
(gez.) v. Heydebreck, Premierlieutenant.“ 
Bericht des Premierlieutenants Franke vom 
1. März 1898. 
„Nachdem ich nach meiner Ankunft in Sorris- 
Sorris festgestellt hatte, daß ein Vorgehen mit Wagen 
nur bis Bethanis möglich, von da der Weg kaum 
für Pferde passirbar sei, auch Herr Ertmann es 
für unmöglich hielt, bis zum 22. v. Mts. noch 
Nugaswater zu erreichen, entschloß ich mich, mich 
schon in Sorris-Sorris von den Wagen zu trennen, 
um schneller vorwärts zu kommen. 
Es wurden zu diesem Zwecke Proviantpferde 
ausgerüstet; jedes Pferd erhielt einen Quersack. Sehr 
bald stellte sich indessen heraus, daß Traben dabei 
ausgeschlossen war, da das Gepäck des mangelnden 
Sattels wegen sofort rutschte. So traf ich nach 
zwei Tagen am 19. v. Mts. 5 Uhr abends in 
Bethanis ein. Die Wagen dagegen kamen erst am 
21. 3 Uhr vormittags an.
	        
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