Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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übertrieben, angegeben — direlt nach den Croßfällen 
handeln. Jetzt haben sie sich nach Banjang zurück- 
gezogen und sollen einen schwunghaften Gummi= und 
Elfenbeinhandel treiben. Auf meinem ganzen Wege, 
der mich durch das Batanga-, Bakong= und Bakundu- 
land führte, bin ich nirgends auf die Spuren dieser 
Landstreicher gestoßen, so daß ich die Angaben der 
Eingeborenen, sie hätten sich nach Banjang zurück- 
gezogen, für richtig halten muß. 
Eine endliche definitive Festlegung der deutsch- 
englischen Grenze ist absolut nöthig, wenn es gelingen 
soll, den Gummi= und Elfenbeinhandel aus unserem 
nördlichen Hinterlande, der immer noch über den 
Akwa Jafé und den Croß-River nach Calabar seinen 
Weg nimmt, nach der deutschen Seite und zwar nach 
dem Rio del Rey und nach Mundame herunter zu 
leiten. Wurde mir doch im Norden der Rombiberge, 
in dem Dorfe Baro, versichert, daß von dort aus 
mit Calabarleuten, die von Norden her, also wahr- 
scheinlich von Croß-River kommen, gehandelt wird. 
Dabei sind gerade jene Gebiete für den Gummihandel 
von größter Bedeutung, da auf dem ganzen von mir 
zurückgelegten Wege von Ndian bis Kiliwindi der 
Kautschukbaum vorkommt. 
Am Montag den 20. Juni marschirte die Expe- 
dition in achtstündigem überaus anstrengenden Marsche 
von Okobo nach Fave an der Grenze des Ngololandes. 
Das Uebersetzen über den Ndian und seinen reißenden, 
hochangeschwollenen Nebenfluß Mana, die durchwatet 
werden mußten, ging nur langsam und nicht ohne 
Der Weg führte auf ungebahnten Gebirgspfaden 
durch dichten Busch, zum Theil auch in kleinen Wasser- 
läufen entlang. In Fave wurden wir von dem 
Häuptling und den Eingeborenen freundlich empfangen. 
Die Leute handeln nach dem Rio del Rey, auch sind 
bereits einige 20 Mann als Arbeiter nach der Küste 
gegangen. Am nächsten Tage erreichte ich Meta, 
das erste Ngolodorf. Das Dorf war gänzlich ver- 
lassen, die Hütten leer, das Vieh weggetrieben. Bald 
nach meiner Ankunft in Meta kam ein Bote, den 
mir der Häuptling von Fave mit seinem Stab nach- 
sandte. Der Häuptling ließ mir sagen, ich solle nach 
Fave zurückkommen, gleich nach meinem Abmarsch 
seien Boten der Ngololeute zu ihm gekommen und 
hätten ihn aufgefordert, sich ihnen anzuschließen, um 
die Expedition zu bekämpfen. Die sämmtlichen Ngolo- 
leute seien in Waffen und erwarteten mich im Busch. 
Ich konnte nun entweder jede Berührung mit den 
Ngolos vermeiden, mußte dann aber meinen ursprüng- 
lichen Plan, über die Rombiberge nach Johann 
Albrechts-Höh zu marschiren, aufgeben. Damit wäre 
natürlich die Möglichkeit, weitere Informationen über 
die Verhältnisse im Norden der Rombiberge einzu- 
ziehen, abgeschnitten gewesen, denn ich mußte dann 
den von Meta aus auf dem linken Ndian-Ufer nach 
dem Rio del Rey führenden, schon oft von Kaufleuten 
begangenen Handelsweg für meinen Rückmarsch wählen. 
  
Oder aber ich mußte es, um den Weg über das Ge- 
birge zu gewinnen, auf einen feindlichen Zusammen- 
stoß mit den Ngolos ankommen lassen. Ich entschloß 
mich zu der letzteren Alternative und marschirte des- 
halb am 22. Juni nach Vevoka, nachdem ich noch 
am Abend vorher durch den von Fave gekommenen 
Boten die Mgolos hatte auffordern lassen, sich zu 
friedlichem Palaver in Vevoka zu stellen. Kurz vor 
Vevoka kamen mir Boten entgegen, die mir erklärten, 
die Ngolo= und die mit ihnen verbündeten Batanga- 
leute seien in Vevoka. Wenn ich das Versprechen 
gäbe, nicht auf sie schießen zu lassen, würden sie mich 
in Vevoka erwarten. Ich gab ihnen das Versprechen 
unter der Bedingung, daß sie sich jeder Feindseligkeit 
gegen die Expedition enthielten und mir für den 
Weitermarsch Führer und Träger stellen. Um 10 Uhr 
vormittags marschirte ich an der Spitze der Karawane 
mit dem Stationsleiter Romberg und fünf Soldaten 
in Vevoka ein und befand mich plötzlich etwa 300 
Ngolos und 200 Batangas gegenüber, die sämmtlich 
mit neuen Gewehren bewaffnet die Dorfgasse entlang 
saßen. Ich ließ durch den Dolmetscher die Häupt- 
linge kommen und begann mit ihnen zu verhandeln. 
Die Batangaleute erklärten sofort, sie seien nur ge- 
zwungen in Waffen erschienen und wollten vom 
Kampfe nichts wissen. Sie zogen nach kurzer Zeit 
in ihre Dörfer zurück. Die Ngolos meinten, es sei, 
nachdem die Schutztruppe gegen sie gekämpft, über- 
haupt kein gültiger Friede abgeschlossen, die ihnen 
auferlegte Lieferung von Vieh, mit der sie schon 
einmal begonnen hatten, würden sie nicht fortsetzen, 
Gefährdung von Trägern und Lasten von statten. 
da der Häuptling von Ikoi, namens Nakéri oder 
Nakéli, den Friedensschluß überhaupt nicht anerkenne. 
Ich solle ihnen jede Lieferung von Vieh nachlassen 
und Ziegenblut mit ihnen trinken, dann würden sie 
Frieden schließen. 
Da ich feststellte, daß kein einziger bedeutender 
Häuptling anwesend war, so befahl ich den Leuten, 
nachdem sich nach Negerart die Verhandlungen in 
nebensächliche Kleinlichkeiten zu verlieren dachten, Ve- 
voka zu räumen, in ihre Dörfer zurückzugehen und 
den Häuptlingen mitzutheilen, daß ich am nächsten 
Tage nach Itoki kommen würde, um dort im Mittel- 
punkt ihres Landes die Verhandlungen fortzusetzen. 
Auf dem Wege nach Itoki wurden kurz vor dem 
Dorse Betika die Führer angerufen. Der Dolmetscher 
Otto, ein zuverlässiger Mann aus dem Rio del Rey, 
meldete mir, daß am Eingang von Betika die Ngolos 
kampfbereit ständen und den Führern zugerufen hätten, 
wenn sie weitergingen, würde auch auf sie und die 
Träger aus Vevoka, die ich mithatte, geschossen werden. 
Ich ließ deshalb die Karawane halten und schickte 
zurück zu Lieutenant v. Arnim, der mit 25 Soldaten 
am Schlusse der Karawane marschirte, um Betika 
mit Gewalt zu nehmen. Der Anlauf gegen das 
Dorf war außerordentlich anstrengend. In strömen- 
dem Regen mußten auf schlüpfrigen Wegen die An- 
höhen im Sturmschritt genommen werden. Lieutenant 
v. Arnim brachte es fertig, immer an der Spitze
	        
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