Da gegen die Dörfer Bakundu-ba-Kake und
Ekumbe schwere Anschuldigungen wegen Erpressungen
der dort noch im Vollbesitz ihres Einflusses und ihrer
Macht befindlichen Fetischpriester erhoben wurden,
so ließ ich die Gefangenen mit acht Soldaten in
Johann Albrechts-Höh mit der Weisung zurück, die-
selben mit dem in den nächsten Tagen in Mundame
eintreffenden Motorboot auf dem Mungo nach Kame-
run zu schicken, während das Gros der Expedition
am 6. Juli den Marsch nach dem Recardsee antrat.
In Bakundu-ba-Kake, wo der alte Häuptling von
seinen Unterthanen geschlachtet und aufgegessen sein
sollte, wurde zunächst Halt gemacht. Em Beweis
für die Schuld der Einwohner konnte indeß nicht
erbracht werden, die Leute behaupteten einstimmig,
der Häuptling sei eines natürlichen Todes an Alters-
schwäche gestorben und zeigten sein Grab. Von
einer Bestrofung des Dorfes wurde deshalb Abstand
genommen. Dagegen ließ ich den Häuptling von
Ekombe, den letzten großen Fetischmann in der Um-
gebung von Johann Albrechts-Höh, gefangen nehmen,
weil er sich weigerte, den Fetischbund in seinem
Dorfe zu unterdrücken und seine Fetischbilder heraus-
zugeben.
Auf dem Weitermarsch trennte sich in Marombäá
der Stationsleiter Romberg, der sich auf der ganzen
Tour als trefflicher Expeditionsmeister bewährt hat,
von der Expedition, um über Bonge nach seiner
Stotion Rio del Rey zurückzukehren.
Am 7. Juli wurde dem malerisch auf einer Insel
im Ricardsee gelegenen Dorf Balombe ein Besuch
abgestattet und dann auf dem schon von Dr. Zint-
graff begangenen Wege über Bakundu= ba-Foe,
Bomba, Mesambe, Diewo, Bawea (Boffia), Bawenka,
Massimo und Lisoka nach Buga marschirt. Bei dem
Dorfe Bombe befindet sich eine weite Grasfläche, auf
der eine große Anzahl hoher Fächerpalmen steht,
ein eigenartiger Anblick in der sonst mit dichtem
Busch bestandenen Waldgegend.
Das Dorf Bawea (auch Baffia, Bakwenka) ist
die erste Bakwiriniederlassung, welche wir antrafen,
nachdem seit Tatanien der Weg nur durch die Dörfer
des großen Bakundustammes geführt hatte. Kurz
vor Bawea zeigt das Land auch insofern einen an-
deren Charakter, als auf einmal, und zwar bis Li-
soka, kein einziger Bach mehr zu finden ist, während
vorher gerade das Ueberschreiten der vielen wasser-
reichen Gebirgsbäche manchen unwillkommenen Auf-
enthalt gebracht hatte. Von Buga aus wurde über
Victoria am 13. Juli mit „Nachtigal“ Kamerun
erreicht.
Obgleich das Wetter verhältnißmäßig ungünstig
gewesen war — hatte es doch die meiste Zeit recht
stark geregnet —, war der Gesundheitszustand der
Exvedition mit Ausnahme der vielen Fußerkrankungen
der Träger und einiger Fälle von Rheumatismus
bei den Soldaten ein guter gewesen. Ernstere Er-
krankungen kamen nicht vor. Fasse ich das Ergebniß
651 —
der Reise nach den verschiedenen Richtungen hin zu-
sammen, so kann ich zunächst betonen, daß die Be-
schwerden der Calabarhändler gegen die Station
Rio del Rey und den Zollposten in Okobo sich als
gänzlich unbegründet erwiesen. Im Gegentheil nimmt
der Schmuggel, der seit Jahren von Old-Calabar
aus auf verschiedenen Wegen in unser Schutzgebiet
betrieben wird, nach wie vor seinen Fortgang. Soll
ihm mit Erfolg gesteuert und der Handel des nörd-
lichen Schutzgebietes nach den deutschen Küstenplätzen
gelenkt werden, so ist die Errichtung einer weiteren
Zollstation an den Croßfällen geboten.
Für den Handel im Norden des Schutzgebietes
wird für die nächste Zeit zweifellos den wichtigsten
Artikel Gummi abgeben, das theils von Kautschuk-
bäumen, theils von der Gummiliane (letzteres beson-
ders in Ngolo) gewonnen wird. Dabei ist die Art
der Ausbeutung des Kautschukbaumes der schlimmste
Raubbau: die Bäume werden einfach gesällt und
damit jeder fernere Ertrag unmöglich gemacht. Wei-
terhin kann auch die Kolanuß für die Ausfuhr von
Bedeutung werden. Nachdem ich dem Keiserlichen
Gouvernement in Togo bereits Proben der um Yaunde
vorkommenden Kolanuß übersandt habe, die übrigens
nicht der von den Haussas gesuchten Art angehören
soll, habe ich den Stationsleiter im Rio del Rey
beauftragt, eine Probe der im Hinterlande der Station
vorkommenden Kolanuß, die von den Soldaten als
die echte bezeichnet wurde, dem Gouvernement Togo
zu übersenden.
Ob der Elfenbeinexport im Rio del Rey einer
bedeutenden Steigerung fähig sei, muß ich nach den
gemachten Erfahrungen bezweifeln.
Auch für Anwerbung von Arbeitern für die
Plantagen an der Küste wird das Gebiet der Rombi-
berge sammt den umliegenden Landschaften wenigstens
für die nächste Zeit keine große Bedeutung gewinnen.
Die Dörfer sind, besonders im Batanga-, Bakong-
und oberen Bakundulande, meist klein und stunden-
ja tageweit voneinander entsernt, so daß das ganze
Land nur als spärlich bevölkert bezeichnet werden
kann und Arbeiteranwerbungen in größerem Umfange,
ganz abgesehen von der ablehnenden Haltung einzelner
Stämme, wie der Ngolos, ausgeschlossen sind. Eine
dichtere Bevölkerung beginnt erst in der Nähe von
Johann Albrechts Höh. In manchen Dörfern waren
auch an den verlassenen Hütten die Folgen der Pocken
wahrzunehmen, die im vergangenen Jahre den ganzen
Norden unseres Schutzgebietes heimsuchten, jetzt aber
überall verschwunden sind.
Bericht des Premierlieutenants Dominik von der
Station Vaünde.
Einem Berichte des Premierlieutenants Dominik
vom 10. Juli d. Is. entnehmen wir folgende Mit-
theilungen über die Station Yaunde und einige Vor-