Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Da gegen die Dörfer Bakundu-ba-Kake und 
Ekumbe schwere Anschuldigungen wegen Erpressungen 
der dort noch im Vollbesitz ihres Einflusses und ihrer 
Macht befindlichen Fetischpriester erhoben wurden, 
so ließ ich die Gefangenen mit acht Soldaten in 
Johann Albrechts-Höh mit der Weisung zurück, die- 
selben mit dem in den nächsten Tagen in Mundame 
eintreffenden Motorboot auf dem Mungo nach Kame- 
run zu schicken, während das Gros der Expedition 
am 6. Juli den Marsch nach dem Recardsee antrat. 
In Bakundu-ba-Kake, wo der alte Häuptling von 
seinen Unterthanen geschlachtet und aufgegessen sein 
sollte, wurde zunächst Halt gemacht. Em Beweis 
für die Schuld der Einwohner konnte indeß nicht 
erbracht werden, die Leute behaupteten einstimmig, 
der Häuptling sei eines natürlichen Todes an Alters- 
schwäche gestorben und zeigten sein Grab. Von 
einer Bestrofung des Dorfes wurde deshalb Abstand 
genommen. Dagegen ließ ich den Häuptling von 
Ekombe, den letzten großen Fetischmann in der Um- 
gebung von Johann Albrechts-Höh, gefangen nehmen, 
weil er sich weigerte, den Fetischbund in seinem 
Dorfe zu unterdrücken und seine Fetischbilder heraus- 
zugeben. 
Auf dem Weitermarsch trennte sich in Marombäá 
der Stationsleiter Romberg, der sich auf der ganzen 
Tour als trefflicher Expeditionsmeister bewährt hat, 
von der Expedition, um über Bonge nach seiner 
Stotion Rio del Rey zurückzukehren. 
Am 7. Juli wurde dem malerisch auf einer Insel 
im Ricardsee gelegenen Dorf Balombe ein Besuch 
abgestattet und dann auf dem schon von Dr. Zint- 
graff begangenen Wege über Bakundu= ba-Foe, 
Bomba, Mesambe, Diewo, Bawea (Boffia), Bawenka, 
Massimo und Lisoka nach Buga marschirt. Bei dem 
Dorfe Bombe befindet sich eine weite Grasfläche, auf 
der eine große Anzahl hoher Fächerpalmen steht, 
ein eigenartiger Anblick in der sonst mit dichtem 
Busch bestandenen Waldgegend. 
Das Dorf Bawea (auch Baffia, Bakwenka) ist 
die erste Bakwiriniederlassung, welche wir antrafen, 
nachdem seit Tatanien der Weg nur durch die Dörfer 
des großen Bakundustammes geführt hatte. Kurz 
vor Bawea zeigt das Land auch insofern einen an- 
deren Charakter, als auf einmal, und zwar bis Li- 
soka, kein einziger Bach mehr zu finden ist, während 
vorher gerade das Ueberschreiten der vielen wasser- 
reichen Gebirgsbäche manchen unwillkommenen Auf- 
enthalt gebracht hatte. Von Buga aus wurde über 
Victoria am 13. Juli mit „Nachtigal“ Kamerun 
erreicht. 
Obgleich das Wetter verhältnißmäßig ungünstig 
gewesen war — hatte es doch die meiste Zeit recht 
stark geregnet —, war der Gesundheitszustand der 
Exvedition mit Ausnahme der vielen Fußerkrankungen 
der Träger und einiger Fälle von Rheumatismus 
bei den Soldaten ein guter gewesen. Ernstere Er- 
krankungen kamen nicht vor. Fasse ich das Ergebniß 
  
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der Reise nach den verschiedenen Richtungen hin zu- 
sammen, so kann ich zunächst betonen, daß die Be- 
schwerden der Calabarhändler gegen die Station 
Rio del Rey und den Zollposten in Okobo sich als 
gänzlich unbegründet erwiesen. Im Gegentheil nimmt 
der Schmuggel, der seit Jahren von Old-Calabar 
aus auf verschiedenen Wegen in unser Schutzgebiet 
betrieben wird, nach wie vor seinen Fortgang. Soll 
ihm mit Erfolg gesteuert und der Handel des nörd- 
lichen Schutzgebietes nach den deutschen Küstenplätzen 
gelenkt werden, so ist die Errichtung einer weiteren 
Zollstation an den Croßfällen geboten. 
Für den Handel im Norden des Schutzgebietes 
wird für die nächste Zeit zweifellos den wichtigsten 
Artikel Gummi abgeben, das theils von Kautschuk- 
bäumen, theils von der Gummiliane (letzteres beson- 
ders in Ngolo) gewonnen wird. Dabei ist die Art 
der Ausbeutung des Kautschukbaumes der schlimmste 
Raubbau: die Bäume werden einfach gesällt und 
damit jeder fernere Ertrag unmöglich gemacht. Wei- 
terhin kann auch die Kolanuß für die Ausfuhr von 
Bedeutung werden. Nachdem ich dem Keiserlichen 
Gouvernement in Togo bereits Proben der um Yaunde 
vorkommenden Kolanuß übersandt habe, die übrigens 
nicht der von den Haussas gesuchten Art angehören 
soll, habe ich den Stationsleiter im Rio del Rey 
beauftragt, eine Probe der im Hinterlande der Station 
vorkommenden Kolanuß, die von den Soldaten als 
die echte bezeichnet wurde, dem Gouvernement Togo 
zu übersenden. 
Ob der Elfenbeinexport im Rio del Rey einer 
bedeutenden Steigerung fähig sei, muß ich nach den 
gemachten Erfahrungen bezweifeln. 
Auch für Anwerbung von Arbeitern für die 
Plantagen an der Küste wird das Gebiet der Rombi- 
berge sammt den umliegenden Landschaften wenigstens 
für die nächste Zeit keine große Bedeutung gewinnen. 
Die Dörfer sind, besonders im Batanga-, Bakong- 
und oberen Bakundulande, meist klein und stunden- 
ja tageweit voneinander entsernt, so daß das ganze 
Land nur als spärlich bevölkert bezeichnet werden 
kann und Arbeiteranwerbungen in größerem Umfange, 
ganz abgesehen von der ablehnenden Haltung einzelner 
Stämme, wie der Ngolos, ausgeschlossen sind. Eine 
dichtere Bevölkerung beginnt erst in der Nähe von 
Johann Albrechts Höh. In manchen Dörfern waren 
auch an den verlassenen Hütten die Folgen der Pocken 
wahrzunehmen, die im vergangenen Jahre den ganzen 
Norden unseres Schutzgebietes heimsuchten, jetzt aber 
überall verschwunden sind. 
  
Bericht des Premierlieutenants Dominik von der 
Station Vaünde. 
Einem Berichte des Premierlieutenants Dominik 
vom 10. Juli d. Is. entnehmen wir folgende Mit- 
theilungen über die Station Yaunde und einige Vor-
	        
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