Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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ersten Theile gut angebaut und bevölkert, doch sieht 
sie jetzt allerdings, da sie an dem Mangel ständiger 
Gewässer leidet, ziemlich grau und vertrocknet aus, 
ebenso sind die Trinkwasserverhältnisse, meist in Gruben 
gesammeltes Grundwasser, wenig günstige. Kleinvieh- 
zucht scheint außerordentlich stark betrieben zu werden, 
was ich außer aus einigen Herden, die ich am Wege 
sah, daraus schließe, daß ich an einzelnen Tagen bis 
zu zwölf Ziegen an Geschenken bekam. Was ich an 
Rindern gesehen, war das allgemein verbreitete 
Buckelrind, aber von außerordentlich starkem Schlage. 
Einen angenehmen Kontrast zu der Trockenheit 
in Usandaui bildet nach Ueberschreiten der Mgolombo= 
(Mongolombo-) Berge, der Grenze zwischen Usandaui 
und Irangi, am 9. Oktober der Blick in das Thal 
des Bubu= und Kondoaflusses, die beide hierselbst 
jetzt hinreichend gutes und klares Wasser führen, das, 
obgleich der Boden an sich hier fraglos weniger 
fruchtbar ist als die Bubuniederung bei Kilimatinde, 
dennoch seinen wohlthätigen Einfluß auf die nähere 
Umgebung in augenscheinlicher Weise geltend macht. 
Besonders auffällig waren weite, mit schönen, 
weichen und aromatischen Gräsern bestandene Weide- 
flächen, die, wenn auch ab und zu stark mit Busch 
versetzt, unwillkürlich an unsere heimischen Wiesen- 
gelände erinnerten. Stundenlang durch wohl ange- 
baute und reich bevölkerte Niederungen marschirend, 
erreichte ich gegen Mittag Kondoa, den Sitz des 
Wali Mohamed bin Omar, bei welchem die ganze 
Expedition sehr aufmerksame und gastfreie Auf- 
nahme fand. 
Das Land Mangati selbst, in seiner ganzen Länge 
von dem hier wasserreichen Bubu durchflossen, macht 
den Eindruck großer Fruchtbarkeit und ist auffallend 
wildreich. Ich habe an einem Tage Herden von 
Antilopen, Giraffen, Zebras, Straußen, Wildschweinen, 
unendlich viele Perl= und Steppenhühner und — 
wenigstens frische Spuren vom Rhinoceros (karu) ge- 
sehen. Die Ufer des Bubu, zum Theil dicht mit 
Phönixpalmen (ukindu) bestanden, bieten ein im 
Gegensatz zu der sonstigen Trockenheit hier direkt 
entzückendes Bild. Freilich sind gerade die frucht- 
barsten Niederungsgelände von den Eingeborenen 
selbst nicht bewohnt, wohl ein Zeichen, daß sie in- 
solge Ueberschwemmungen des Bubu während der 
Regenzeit, der selbst jetzt weite Sumpfstrecken bildet, 
zu ungesund sind. 
Im ganzen Lande Ufiome fand ich seitens der 
Bevölkerung eine vertrauensvolle, geradezu herzliche 
Aufnahme, und machte besonders der Sultan Hanota 
von Klein = Ufiome, ein junger, intelligenter Neger, 
nebenbei bemerkt mit auffallend jüdischem Gesichtstypus, 
einen durchaus guten, energischen Eindruck, während 
in Groß-Ufiome, dessen Sultan Uhn zwar wohlgesinnt, 
aber ziemlich alt und theilnahmlos erscheint, sich in 
der Hauptsache wohl der Einfluß der vor einiger 
Zeit erfolgten Niederlassung eines deutschen Händlers 
günstig bemerkbar macht. Landschaftlich zeichnen sich 
sowohl Klein= wie Groß-Usiome durch gute Bebauung 
  
und besonders ersteres infolge des wasserreichen 
Bassodasees, an dessen mit Schilf bewachsenen Ufern 
man sich wieder völlig auf einen heimischen Wiesen- 
grund versetzt glauben konnte, durch Fruchtbarkeit 
aus. Als besonders auffallende Erscheinung möchte 
ich in Klein-Usiome noch die Anpflanzung von zum 
Theil sogar mit Stützen versehenen Bäumen sowie 
schwache Versuche von Dornhecken zwischen den ein- 
zelnen Grundstücken hervorheben. « 
Der Mangati und Ufiome trennende niedere 
Höhenzug ist größtentheils mit schönem brauchbaren 
Nutzholz bestanden, während das Gebirge zwischen 
Klein= und Groß-Usiome, obgleich von verschiedenen 
kleinen Wasserläufen durchzogen, nur in den höheren 
Regionen nutzbare starke Hölzer aufweist. Es ist 
dies auch hier scheinbar eine Folge der unseligen 
Steppenbrände, die in den niedrigen Geländen, ob- 
gleich dieselben sich zu Anforstungen jedenfalls sehr 
gut eigneten, eine kräftige Entwickelung des Baum- 
wuchses nicht aufkommen lassen. Außerordentlich 
schöner, kräftiger Baumwuchs findet sich sodann wie- 
der im östlichen Theile von Groß-Ufiome, der wasser- 
reichen Ebene von Kallite. 
In dem mir bekannt gewordenen Theile des 
Landes Irangi wechseln weite Gras= und Dornebenen 
mit niedrigen, meist nur schwach bewaldeten Höhen- 
zügen ab, die nach Südwest, an der Grenze zwischen 
Jrangi und Uasi, wohl ihre größte Höhe, etwa 
400 m relativ, erreichen. 
Die Ebene ist jetzt fast völlig trocken, da sie aber 
während der Regenzeiten, wie viele trockene, zum 
Theil steil ausgerissene Bachläufe schließen lassen, 
genügendes Wasser erhält, ziemlich fruchtbar, gut be- 
völkert und angebaut. Vieh habe ich sehr wenig 
gesehen, doch war es wohl meist in den Bergen ver- 
steckt. Einen besonders fruchtbaren Eindruck machte 
die Landschaft Haupi, ein wohl 200 m über der 
Konduziebene gelegenes Hochplateau mit einem kleinen 
See und weiten, saftigen Grasflächen. Für die In- 
telligenz der Bewohner zeugten primitive Dammbauten 
zur Ablenkung des Hochwassers in der Regenzeit, 
während in dem weniger fruchtbaren Kulamba mich 
deutliche Spuren von Düngung der Felder mit Vieh- 
dung überraschten, die ich bisher noch auf keiner 
meiner Reisen gefunden. 
Der Charakter der Landschaft Burungi entspricht 
durchaus dem über Irangi Gesagten. Der Boden 
ist nicht unfruchtbar, doch fehlt es in der jetzigen 
Periode überall an Wasser; wo solches einigermaßen 
vorhanden ist, macht sich dies in der Vegetation so- 
fort angenehm bemerkbar. Bezüglich Bebauung und 
wohl auch Dichtigkeit der Bevölkerung scheint Burungi, 
wenigstens südlich von Kwa Damassi, hinter Irangi 
zurückzustehen. 
Der auf meinem weiteren Rückmarsche durch- 
schrittene Theil von Ugogo, besonders die Land- 
schaften Tisso, Nayo und der nördliche, höher gelegene 
Theil von Kwa Nyagallo sind, da sie einiges stän- 
dige Wasser besitzen, fruchtbarer und auch besser
	        
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