Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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jungen Momobesse, Ambuley und Boyma. Die 
übrigen entkamen. Leuschner bewaffnete die Togo- 
leute der Station und ließ durch diese die Wachen 
besetzen, bis die Ablösung eintraf. 
Auf die Kunde von den Ereignissen hatte sich 
der stellvertretende Gouverneur Dr. Seitz ebenfalls 
nach BuLa begeben und war am 2. Februar daselbst 
eingetroffen. Es hatten sich zu dieser Zeit berens 
zwei der geflüchteten Soldaten, der in die Schulter 
geschossene Weyjunge Mbla und der Unteroffizier 
Johnson, in Victoria bei dem Polizeimeister Brückner 
wieder gestellt und im Laufe der nächsten Tage 
kamen auch sämmtliche übrigen Flüchtlinge bis auf 
drei, welche sich vermuthlich nach dem Mungoflusse 
gewandt haben, wieder zurück. 
Bei der Untersuchung des Vorfalles hat der 
stellvertretende Gouverneur die Ueberzeugung ge- 
wonnen, daß es sich nicht um einen bestimmten Plan 
der Weyjungen handelte, daß vielmehr der schwarze 
Unteroffizier Johnson die Agitation nur angezettelt 
hatte, um die sämmtlichen Soldaten schwören zu 
lassen, alle Palaver vor ihn und nicht vor Leusch- 
ner zu bringen und sich somit einc nie versiegende 
Geldquelle zu verschaffen. 
Bei der seitens des stellvertretenden Gouverneurs 
sofort eingeleiteten Untersuchung wurden, nachdem 
die Rädelsführer bei dem Fluchtversuche gefallen 
waren, die sämmtlichen übrigen Betheiligten zu 
längeren Freiheitestrafen verurtheilt und aus der 
Polizeitruppe ausgestoßen. 
Die Angelegenheit ist jedenfalls als erledigt zu 
betrachten und sind Weiterungen nicht zu befürchten. 
Deutsch-Züdwestafrika. 
Aufbebung einer Grenzsperre. 
Nachdem die Kapkolonie die mit Rücksicht auf 
die Rinderpest verfügte Sperrung des Oranjeflusses 
als Nordgrenze nach dem deutsch-südwestafrikanischen 
Schutzgebiete wieder aufgehoben hat und auch nach 
den vorliegenden Umständen aus der Wiederaufhebung 
dieser Sperrung dem Schutzgebiete keine Seuchengefahr 
mehr droht, hat der Kaiserliche Gouverneur die 
Wiedereröffnung des Verkehrs über den Oranjefluß 
gestattet. Für den Fall des Hervortretens von Miß- 
ständen, namentlich in Bezug auf etwaige Versuche, 
zwecks Hinterziehung des bestehenden Ausfuhrzolles, 
Vieh zu Verbrauchszwecken über die Grenze nach der 
Kapkolonie zu schmuggeln, ist sofortige Wiedersperrung 
der Grenze angeordnet worden. 
Aus dem Berriche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Die diesjährige Generalversammlung der evan- 
gelischen Missionsgesellschaft für Deutsch- 
Ostafrika (Berlin 1III) wurde Zeitungsnachrichten 
  
zufolge am 21. März unter Vorsitz des Geheimen 
Oberregierungsraths Grafen Bernstorff abgehalten. 
Die Gesellschaft unterhält 7 Stationen und 14 Pre- 
digtplätze in Deutsch-Ostafrika, wo 11 Missionare, 
darunter 7 verheirathete, 2 Diakonen und 13 einge- 
borene Gehülfen arbeiten. Im Laufe des Jahres 
wurden 40 Heiden getauft, seit Beginn der Thätigkeit 
betrug die Zahl der Getauften 186. Es stehen noch 
90 Katechumenen und 356 Schüler im Unterricht. 
Die Zahl der eingeborenen Christen beträgt 130, 
wovon 35 noch nicht abendmahlsberechtigt sind. In 
den Vorstand traten neu ein Major Marth-Char- 
lottenburg, Superintendent Fraedrich und Pastor 
Döring. Das Inspektorat ging auf den Pastor 
Lic. Trittelvitz über. Infolge des Defizits waren 
die Stationen in Deutsch-Ostafrika nicht immer voll 
besetzt. Die dort herrschende Theuerung hat die 
Ausgaben außerordentlich gesteigert. Der Schatz- 
meister Francke erstattete den Kassenbericht. Ein 
Defizit von 33 227 Mk. mußte schon von 1897 mit 
in die Jahresrechnung genommen werden. Es hat 
sich bis zum letzten Dezember 1898 auf 54 402 Mk. 
vergrößert. Die Einnahmen betrugen 84 306 Mk., 
wovon über 80 000 Mk. in der Heimath aufgebracht 
wurden. 
Der „Missionsfreund“ giebt folgende Schilderung 
von der Ausbreitung der Mission Berlin I in Uhehe: 
Vor den Thoren des Hehelandes standen seit 
Jahren unsere im Kondelande am Nyassasee arbeiten- 
den Missionare. Sie hatten aber hier und auf dem 
angrenzenden Gebirge im Kingalande noch alle Hände 
voll Arbeit. Endlich war im Jahre 1896 die Sta- 
tion Tandala an der Grenze des Hehelandes ange- 
legt. Anfang v. Is. sandte der kleine Stamm der 
Bena eine Gesandtschaft zu unserem Missionar Bunk, 
der ein Jahr zuvor eine Untersuchungsreise in das 
Heheland gemacht hatte, und ließ ihn bitten, er möge 
doch kommen und sich bei ihnen niederlassen. Bald 
nachdem diese Boten wieder in ihre Heimath zurück- 
gekehrt waren, kamen andere mit derselben Bitte. 
Sie brachten Grüße von vier Häupklingen und vier 
Schafe als Geschenk. Da die Regenzeit noch nicht 
vorüber war und Missionar Bunk sich krank, schwach 
und elend fühlte, mußten auch sie wieder auf kom- 
mende Zeit vertröstet werden. Endlich aber trafen 
143 Benaleute in Ikombe ein, welche von ihren 
Häuptlingen den Auftrag hatten, die Missionare mit- 
zubringen und auf ihrer Reise ihnen als Träger zu 
dienen. Einem solchen Nöthigen konnten die Brüder 
nicht widerstehen. Am 1. Juli brach Missionar Bunk 
mit den drei jungen Brüdern von der genannten 
Station Jkombe am Nyassa auf. Gleich der Anfang 
der Reise war sehr beschwerlich. Vom See aus 
führt der schmale, ungebahnte Weg nach der Kinga- 
station Bulongoa steil bergan. Von den Mühsalen, 
die man bei Reisen in diesem Theile Afrikas zu 
überwinden hat, giebt uns der Bericht des jungen 
Missionars Gröschel ein anschauliches Bild. Schon
	        
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