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jungen Momobesse, Ambuley und Boyma. Die
übrigen entkamen. Leuschner bewaffnete die Togo-
leute der Station und ließ durch diese die Wachen
besetzen, bis die Ablösung eintraf.
Auf die Kunde von den Ereignissen hatte sich
der stellvertretende Gouverneur Dr. Seitz ebenfalls
nach BuLa begeben und war am 2. Februar daselbst
eingetroffen. Es hatten sich zu dieser Zeit berens
zwei der geflüchteten Soldaten, der in die Schulter
geschossene Weyjunge Mbla und der Unteroffizier
Johnson, in Victoria bei dem Polizeimeister Brückner
wieder gestellt und im Laufe der nächsten Tage
kamen auch sämmtliche übrigen Flüchtlinge bis auf
drei, welche sich vermuthlich nach dem Mungoflusse
gewandt haben, wieder zurück.
Bei der Untersuchung des Vorfalles hat der
stellvertretende Gouverneur die Ueberzeugung ge-
wonnen, daß es sich nicht um einen bestimmten Plan
der Weyjungen handelte, daß vielmehr der schwarze
Unteroffizier Johnson die Agitation nur angezettelt
hatte, um die sämmtlichen Soldaten schwören zu
lassen, alle Palaver vor ihn und nicht vor Leusch-
ner zu bringen und sich somit einc nie versiegende
Geldquelle zu verschaffen.
Bei der seitens des stellvertretenden Gouverneurs
sofort eingeleiteten Untersuchung wurden, nachdem
die Rädelsführer bei dem Fluchtversuche gefallen
waren, die sämmtlichen übrigen Betheiligten zu
längeren Freiheitestrafen verurtheilt und aus der
Polizeitruppe ausgestoßen.
Die Angelegenheit ist jedenfalls als erledigt zu
betrachten und sind Weiterungen nicht zu befürchten.
Deutsch-Züdwestafrika.
Aufbebung einer Grenzsperre.
Nachdem die Kapkolonie die mit Rücksicht auf
die Rinderpest verfügte Sperrung des Oranjeflusses
als Nordgrenze nach dem deutsch-südwestafrikanischen
Schutzgebiete wieder aufgehoben hat und auch nach
den vorliegenden Umständen aus der Wiederaufhebung
dieser Sperrung dem Schutzgebiete keine Seuchengefahr
mehr droht, hat der Kaiserliche Gouverneur die
Wiedereröffnung des Verkehrs über den Oranjefluß
gestattet. Für den Fall des Hervortretens von Miß-
ständen, namentlich in Bezug auf etwaige Versuche,
zwecks Hinterziehung des bestehenden Ausfuhrzolles,
Vieh zu Verbrauchszwecken über die Grenze nach der
Kapkolonie zu schmuggeln, ist sofortige Wiedersperrung
der Grenze angeordnet worden.
Aus dem Berriche der Wissionen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Die diesjährige Generalversammlung der evan-
gelischen Missionsgesellschaft für Deutsch-
Ostafrika (Berlin 1III) wurde Zeitungsnachrichten
zufolge am 21. März unter Vorsitz des Geheimen
Oberregierungsraths Grafen Bernstorff abgehalten.
Die Gesellschaft unterhält 7 Stationen und 14 Pre-
digtplätze in Deutsch-Ostafrika, wo 11 Missionare,
darunter 7 verheirathete, 2 Diakonen und 13 einge-
borene Gehülfen arbeiten. Im Laufe des Jahres
wurden 40 Heiden getauft, seit Beginn der Thätigkeit
betrug die Zahl der Getauften 186. Es stehen noch
90 Katechumenen und 356 Schüler im Unterricht.
Die Zahl der eingeborenen Christen beträgt 130,
wovon 35 noch nicht abendmahlsberechtigt sind. In
den Vorstand traten neu ein Major Marth-Char-
lottenburg, Superintendent Fraedrich und Pastor
Döring. Das Inspektorat ging auf den Pastor
Lic. Trittelvitz über. Infolge des Defizits waren
die Stationen in Deutsch-Ostafrika nicht immer voll
besetzt. Die dort herrschende Theuerung hat die
Ausgaben außerordentlich gesteigert. Der Schatz-
meister Francke erstattete den Kassenbericht. Ein
Defizit von 33 227 Mk. mußte schon von 1897 mit
in die Jahresrechnung genommen werden. Es hat
sich bis zum letzten Dezember 1898 auf 54 402 Mk.
vergrößert. Die Einnahmen betrugen 84 306 Mk.,
wovon über 80 000 Mk. in der Heimath aufgebracht
wurden.
Der „Missionsfreund“ giebt folgende Schilderung
von der Ausbreitung der Mission Berlin I in Uhehe:
Vor den Thoren des Hehelandes standen seit
Jahren unsere im Kondelande am Nyassasee arbeiten-
den Missionare. Sie hatten aber hier und auf dem
angrenzenden Gebirge im Kingalande noch alle Hände
voll Arbeit. Endlich war im Jahre 1896 die Sta-
tion Tandala an der Grenze des Hehelandes ange-
legt. Anfang v. Is. sandte der kleine Stamm der
Bena eine Gesandtschaft zu unserem Missionar Bunk,
der ein Jahr zuvor eine Untersuchungsreise in das
Heheland gemacht hatte, und ließ ihn bitten, er möge
doch kommen und sich bei ihnen niederlassen. Bald
nachdem diese Boten wieder in ihre Heimath zurück-
gekehrt waren, kamen andere mit derselben Bitte.
Sie brachten Grüße von vier Häupklingen und vier
Schafe als Geschenk. Da die Regenzeit noch nicht
vorüber war und Missionar Bunk sich krank, schwach
und elend fühlte, mußten auch sie wieder auf kom-
mende Zeit vertröstet werden. Endlich aber trafen
143 Benaleute in Ikombe ein, welche von ihren
Häuptlingen den Auftrag hatten, die Missionare mit-
zubringen und auf ihrer Reise ihnen als Träger zu
dienen. Einem solchen Nöthigen konnten die Brüder
nicht widerstehen. Am 1. Juli brach Missionar Bunk
mit den drei jungen Brüdern von der genannten
Station Jkombe am Nyassa auf. Gleich der Anfang
der Reise war sehr beschwerlich. Vom See aus
führt der schmale, ungebahnte Weg nach der Kinga-
station Bulongoa steil bergan. Von den Mühsalen,
die man bei Reisen in diesem Theile Afrikas zu
überwinden hat, giebt uns der Bericht des jungen
Missionars Gröschel ein anschauliches Bild. Schon