Postvertehr zwischen Mutterland und Kolonien.
Verschiedene Länder Europas haben für den Post-
austausch mit ihren Kolonien Taxen festgesetzt, die
weit hinter den Sätzen des Weltpostvereins zurück-
bleiben. So findet im Verkehr Italiens mit der
Kolonie Erythrea der interne italienische Briefporto-
tarif Anwendung; ferner erhebt die niederländische
Postverwaltung seit Jahren für die mit den nieder-
ländischen Besitzungen in Ost= und Westindien auf
dem direkten Seewege ausgetauschten Briefsendungen
niedrigere Portobeträge als die des Weltpostvereins
und hat diese seit dem 1. Januar d. Is. insofern
weiter herabgesetzt, als für Briefe bis zu 15 g und
für Postkarten die internen Taxen gelten. Neuer-
dings haben auch Großbritannien und Frankreich
ähnliche Portoherabsetzungen eintreten lassen, und zwar
hat Großbritannien seit dem 25. Dezember v. JIs.
im Verkehr mit der großen Mehrzahl seiner Kolonien
das Porto für Briefe auf 1 d für jede halbe Unze
(gegenüber dem Vereinssatze von 2⅛½ d für jede
halbe Unze) festgesetzt, während Frankreich seit dem
1. Januar d. Is. die Taxe für die mit den fran-
zösischen Kolonien ausgetauschten Briefe von 25 Cent.
für je 15 g (Satz des Weltpostvereins) auf den Be-
trag seines internen Portos (15 Cent. für je 15 g)
herabgesetzt hat. Deutschland hat seit dem 1. Mai d. J.
eine ähnliche Maßnahme getroffen. (Vergl. D. Kol. Bl.
1899, S. 323.)
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Perschiedene MWittheilungen.
Neue Eingänge bei der botanischen Centralstelle
in Berlin.
Mit großer Befriedigung kann die botanische
Centralstelle mittheilen, daß sich die Eingänge aus
unseren Kolonien im Laufe des letzten Vierteljahres
in höchst erfreulicher und dankenswerther Weise ge-
mehrt haben. Nicht nur eine Reihe an der Küste
und im Innern stationirter Beamter, sondern auch
viele Private sangen an, ihr Interesse an der Er-
sorschung der Flora ihres Aufenthaltorts, wie nament-
lich auch an der Kenntniß seiner Landesprodukte und
Nutzpflanzen durch Uebersendung der verschiedensten
Objelte nachdrücklicher als sonst zu bekunden. Aus
der Zahl der Eingänge seien als wichtig hervor-
gehoben:
1. Zwei Wardsche Kästen mit lebenden
Pflanzen,
der eine, eingesandt durch das Bezirksamt Wilhelms-
thal in Usambara, der andere durch den Gouverne=
mentsgärtner Hedde in Dar-es-Saläm. Zum ersten
Male gelangt durch sie der botanische Garten in den
Besitz der hauptsächlichsten Cactuscuphorbien Ost-
afrikas, ferner junger Pflanzen der an der ganzen
Küste verbreiteten, aber wissenschaftlich noch nicht
ausgeklärten Pandanus-Arten, des Mgoa-Kautschuk-
baumes (Aascarenhasia), des Fettbaumes Allan-
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blackia und einer Reihe weiterer Nutz= und Zier-
gewächse, wie namentlich Orchideen und Aroideen.
Kleinere Sendungen lebender Pflanzen und
Sämereien, die in die Anzuchthäuser überführt werden
konnten, gingen ein durch die Gouvernementsgärtner
Deistel in Victoria, Eunike in Kamerun, Hedde
in Dar-es-Saläm, durch den Beauftragten der Nyassa-
See= und Kingagebirgs-Expedition Walther Goetze
aus Kilossa und Iringa, durch Plantagenassistent
Scheffler und Frau Dr. Kummer in Nguelo,
Direktor Dr. Preuß in Kamerun.
2. Getrocknete Pflanzen:
a) 16 Nummern durch Leutnant Kannenberg
aus Ugogo. Die Sendung umfaßt Nutzpflanzen der
Eingeborenen, über die auf den beigefügten Zetteln
dankenswerthe Aufschlüsse gegeben werden.
b) 350 Nummern durch Walther Goetze aus
der Khutusteppe und den Ulugurubergen. Die Samm-
lung kann in jeder Beziehung als musterhaft be-
zeichnet werden. Sowohl die Präparation wie die
Etikettirung bewiesen, daß Herr Goetze bestrebt ist,
den ihm während seiner Ausbildung im botanischen
Garten gewordenen Weisungen auf das Gewissenhaf-
teste nachzukommen. Eine vorläufige Durchsicht der
Kollektion hat schon jetzt ergeben, daß sie, frei vom
gewöhnlichen Ballast an gemeinen Tropenunkräutern,
ganz ungemein reich an neuen Arten und Formen ist.
c) 206 Nummern durch Dr. Kersting aus Togo.
Die Pflanzen sind darum besonders wichtig und
werthvoll, weil sie aus einem Gebiet stammen, aus
dem bisher noch keinerlei Aufnahmen nach Europa
gelangt sind. Wir erhalten durch sie die ersten Auf-
schlüsse über die Vegetation des entlegeneren Hinter-
landes, insbesondere der Umgebung von Basari.
d) 36 Nummern durch Frau Dr. Kummer aus
Nguelo in Usambara. Die Sendung enthält einen
neuen eigenthümlichen Feigenbaum, daneben namentlich
eine schöne Auswahl von Pilzen der Waldflora des
Gebirges. Beigefügtes Spiritusmaterial sowie ge-
naue Angaben über Vorkommen, Farbenmerkmale 2c.
erleichterten die Bestimmung der Objekte ganz un-
gemein.
e) 70 Nummern durch Herrn Conrau aus dem
Balilande. Die gut aufgelegte Sammlung zeichnet
sich durch eine Reihe sehr charakteristischer Vertreter
der Hochgebirgs= und Gehölzvegetation aus.
1) 100 Nummern durch Gouvernementsgärtner
Deistel aus Buca. Sie geben ein neues Zeichen
von dem unerschöpflichen Reichthum der Flora des
Kamerungebirges und waren besonders willkommen,
weil sie der Centralstelle durch die große Zahl vor-
handener Doubletten die Möglichkeit bieten, mit
anderen Museen des In= und Auslandes in Tausch-
verkehr zu treten.
g) 67 Nummern durch Frau Hauptmann Prince
aus Iringa in Uhehe. Wenn auch Präparation und
Etilettirung Einiges zu wünschen übrig ließen, ist das
Gebotene doch von großem Werthe. Es reicht aus