Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Flusses wohnenden Bangandustamm auf einer Insel Dörfer drei bis vier Tagemärsche südlich, also zweifel- 
angebaut hat. Hier sei man völlig sicher, wurde 
mir gesagt, die Bangandu hätten keine Kanus und 
fürchteten das Wasser. Etwa 1 km oberhalb von 
Kodiu ist eine sehr starke Schnelle von etwa 400m 
Länge, dieselbe ist mit beladenen Kanus nicht zu 
passiven, es mußten daher die Lasten ausgeladen 
und zu Lande transportirt und dann die leeren 
Boote durch die Schnellen gezogen werden. Am 
3. Mai erreichte ich das letzte Misangadorf, Dan- 
golo, am rechten Ufer; ihm gegenüber liegt je eine 
Faktorei der Société Anonyme Belge und des 
Holländischen Hauses. Der farbige Clerk der ersteren 
schloß sich mir bei der Weiterfahrt an, und nach 
drei Stunden erreichte ich das Dorf Tsimburi am 
linken Ufer, das etwa 70 bis 80 Einwohner zählen 
mag. Ich kam bei völliger Dunkelheit an und die 
Bevölkerung war anfangs ängstlich, doch ließ sie sich 
leicht beruhigen, half meinen Leuten beim Ausladen 
der Lasten und brachte Lebensmittel in solchen 
Mengen, daß ich sie bei der Weiterfahrt kaum in 
den Kanus unterbringen konnte. Am nächsten Tage 
besuchte ich den auf der rechten Seite des Flusses, 
etwa eine Stunde vom Ufer entfernt sitzenden 
Kunabembestamm, der in einem größeren und fünf 
kleineren Dörfern wohnt und 500 bis 600 Seelen 
zählen mag. Da man mir gesagt hatte, daß die 
Leute sehr kriegerisch und streitlustig wären, nahm 
ich 10 Soldaten mit und ging mit Vorsichtsmaß- 
regeln in das Hauptdorf; doch war die Aufnahme 
eine außerordentlich freundliche und entgegenkommende, 
es fehlte auch die ängstliche Scheu, mit der mir die 
anderen Dörfer anfangs entgegenkamen. Gleich am 
folgenden Tage besuchte mich eine Anzahl Kunabembe- 
leute in Tsimburi und brachte Hühner und Bananen 
zum Geschenk. Am 4. Mai fuhr ich mit nur einem 
Kanu den Bumba weiter hinauf, um die großen 
Schnellen desselben zu erreichen, die 5 bis 6 Stunden 
oberhalb von Tsimburi liegen sollen. Die Fahrt 
ging der starken Strömung wegen nur sehr langsam 
von Statten, und bereits nach 2½" Stunden mußte 
ich vor einem Katarakt Halt machen, der mit Rudern 
nicht zu nehmen war. Das Kanu am Lande herum 
zu transportiren, fehlten mir Leute und Zeit, und 
so kehrte ich um, die genaue Erforschung des oberen 
Bumbalaufes für eine spätere Expedition aufsparend. 
Der nördlichste am Bumba erreichte Punkt dürfte 
etwa = 2 30°, 4= 14° 30“ liegen. Die Thal- 
fahrt ging sehr schnell von Statten und am Mit- 
tage des 5. erreichte ich die Mündung. Von hier 
fuhr ich am 6. den Dscha hinauf und erreichte in 
3 Stunden Dschama, ein Dors, dessen etwa 40 Häuser 
auf zwei großen Inseln und am Ufer zerstreut 
liegen; es ist die letzte Misanga-Ansiedelung am 
Dscha. Von hier ging es zwei Tage durch unbe- 
wohntes Gebiet. Am 8. erreichte ich Bomedali und 
Lobilo, am 9. Balla und Jamay. Alle vier Dörfer 
sind klein, sie werden von Angehörigen des Boma- 
bassastammes bewohnt, der zahlreiche und große 
  
los auf französischem Gebiet, hat. In Bomedali ist 
eine. Faktorei des Holländischen Hauses, in Lobilo 
eine der Société Anonyme Belge unter schwarzen 
Angestellten. Das Verhalten der Eingeborenen gegen 
mich war, bis auf das Dorf Jamay, durchaus 
freundlich und entgegenkommend, man brachte Lebens- 
mittel in Massen. Im letzteren Dorfe war die 
Bevölkerung sehr mißtrauisch und ließ sich nur schwer 
und unvollkommen beruhigen. 
Man hatte mir von großen Fällen des Dscha 
oberhalb Jamay erzählt, und bis dorthin beschloß 
ich die Expedition auszudehnen. Ich brach am 10. 
von Jamay auf und fuhr vier Tage lang (die 
Hauptrichtung war von der Station Westnordwest) 
durch unbewohntes Gebiet. Das Terrain wurde 
mehr und mehr bergig. Alles Kuppen und Höhen- 
rücken bis zu 700 m relativer Höhe, mit dichtem 
Urwald bedeckt, durch die sich der Fluß in vielen 
Windungen schlängelt. Die Ufer sind zum Theil 
landschaftlich sehr schön. Am 14. Mai gelangten 
wir an eine etwa 300 m im Durchmesser haltende, 
rings von Bergen eingeschlossene, seenartige Ver- 
breiterung des Flusses, in die sich, aus einer schmalen 
Felsschlucht reißend hervorbrechend, der Dscha er- 
gießt; er ist an der Durchbruchsstelle kaum 50 m 
breit. Wenn man von „Fällen“ hier auch nicht 
sprechen kann, so ist doch zweifellos, daß die Schiff- 
barkeit hier zu Ende ist. Die Gegend ist schön. 
Das weite Becken mit einer vorgelagerten Insel, 
alles von hohen Urwaldbergen eingeschlossen, das 
schäumende, brausende Wasser des Dscha, dessen Bett 
an der Durchbruchsstelle mit großen Felsblöcken be- 
deckt ist, alles bildet eine angenehme Abwechslung 
in dem Einerlei der afrikanischen Flußlandschaft. 
Schwärme von grauen Papageien kommen hier vor, 
deren Geschrei gegen Abend selbst das bekannte 
Konzert der Cikaden übertönt. 
Am 15. ging ich zu Fuß eine Strecke 
stromauf und durchschritt die Schlucht, ich fand 
noch drei weitere Katarakte. Oberhalb der- 
selben verbreiterte sich der Strom wieder bis 
zu etw 150 m. Ein Ziehen der leeren Kanus über 
die Schnellen wäre wohl möglich, wenn man ge- 
nügend Zeit und Leute hat, doch würde dies nur 
lohnen, wenn man die Schiffbarkeit des Flusses 
oberhalb auf weitere Strecken festgestellt hat. Da 
ich gar keine Träger mithatte, so hätte sich für mich 
eine weitere Fortsetzung der Expedition von selbst 
verboten, auch wenn ich meine Abwesenheit von der 
Station nicht von vornherein nur auf kurze Zeit 
bemessen hätte. Ich kehrte deshalb am 16. um und 
erreichte am 19. nach im Ganzen 25 stündigem starken 
Rudern wieder die Station. 
Was das Ergebniß der dreiwöchentlichen Reise 
betrifft, so dürfte vor allem die Konstatirung der 
Schiffbarkeit des Dscha auf eine so große Strecke 
von Interesse sein. Ich habe von der Station bis 
zu den Schnellen mit gut bemannten, nicht über-
	        
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