Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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dessen tragisches Ende nunmehr festzustehen schien, mündliche Verständigung ist mit ihnen ausgeschlossen, 
wurden sichtbar. Daraufhin war ein energisches 
strafendes Vorgehen gegen die Inselbewohner ge- 
boten. Durch vorher verabredete Signale wird die 
„Möwe“ ersucht, auf die andere Seite der Insel zu 
fahren, um die Flucht der Eingeborenen in dieser 
Richtung zu verhindern und eventuell Kanus zu 
zerstören. Von uns wurden sieben große, an der 
. Booteinfahrt liegende Kanus zerstört und dann mit 
allen Vorsichtsmaßregeln der Marsch nach den Ein- 
geborenen-Dörfern angetreten. 
Die Dörser liegen verlassen. Von ihren Be- 
wohnern ist nichts zu sehen, auf angriffsweises Vor- 
gehen scheinen dieselben zu verzichten. Die Hütten 
werden durchsucht, werthvollere Gegenstände gerettet. 
Gegen 7 Uhr kehren wir bei strömendem Regen, 
dunklem Wetter und hohem Scegange mit den 
Booten zur „Möwe“, die mit von uns beantworteten 
Signalraketen ihren Standort kennzeichnet, zurück. 
Es wird beschlossen, gelegentlich des um 8 Uhr 
abends fortgesetzten Kurses nach Neumecklenburg auch 
noch die nördlich von Neuhannover gelegene Insel 
St. Matthias anzulaufen, um mit den Bewohnern 
dieser Insel, die sich bisher gegen jede Annäherung 
von Europäern ablehnend verhalten hatten, womöglich 
einen Verkehr anzubahnen. Bei Anfahrt der Insel 
wird festgestellt, daß die letzte offizielle Seekarte hier 
ganz unzutreffend ist. Zunächst handelt es sich nicht 
um eine Insel, sondern wir finden eine Inselgruppe, 
die eine große, durch bewaldete höhere Bergkuppen 
sich kennzeichnende Insel umrahmt. Ferner liegt 
diese Inselgruppe gegen die Seekarte etwa 20 Meilen 
weiter nordwärts. Am 3. mittags wird innerhalb 
des Inselmeeres Anker geworfen und, da sich nur 
ein Kanu von Weitem zcigt, an einer Insel, auf der 
  
einige Hütten bemerkbar sind, mit der Polizeitruppe 
gelandet. Die Bewohner der Hütten stehen speer- 
schwingend weiter ab im Busch. Ein Einzelner 
lommt etwas näher heran und legt in einer mit 
Taro angebauten Fläche einige Früchte nieder, um 
alsbald wieder im Busch zu verschwinden. Ich gehe 
hin, nehme die Früchte auf und lege als Erwiderung 
ein Stück rothes Tuch nieder. Aber hier nützt alles 
Zuwinken und Rufen nichts, die Eingeborenen sind 
allmählich ganz wieder verschwunden. 
Nun versuche ich mit Herrn Thiel, der einige 
Tauschwaaren trägt, in Begleitung einiger Polizei- 
soldaten die Insulaner weiter unten am Strande, 
wo das Landen eines Kanus bemerkt wurde, an- 
zutreffen. Dem geschickten Zuwinken und Bemühen 
Thiels, der zunächst einige Perlen und Eisenstückchen 
als Spende auf den Sand wirft, gelingt es, die 
Leute zur Annäherung zu veranlassen. Es sind 
schöne, hübsche Gestalten, völlig nackt, mit geschnitzten 
Holzspeeren in den Händen. Von Schmuck ist an 
ihnen gar nichts zu sehen. Nur ein junger Mann 
trägt einen aus geschwärzter Pflanzenfaser gebildeten 
Nasenring. Der Kopf mit ganz kurz geschorenem 
Haar ist noch nicht einmal mit Federn verziert. Eine 
  
da das die Südsee beherrschende, scheußliche, sprach- 
verwirrende Pitschin-Englisch nach hier noch nicht 
gedrungen ist. Aeußerst scheu weichen sie anfangs 
jeder körperlichen Berührung mit uns aus. Einige 
kühnere reichen uns aber dann vorsichtig die Hand 
und lassen sich freundschaftlich auf Brust und Arme 
klopfen. Ihre Speere geben sie auf Zureden uns 
in Tausch. Die Leute sind schließlich auch bereit, 
uns nach dem Platze zu folgen, wo der übrige Theil 
der Expedition sich befindet, und erbieten sich sogar, 
uns nach ihrem auf einer Nachbarinsel gelegenen 
Dorfe zu begleiten. Aber da giebt die „Möwe“ 
das Signal: „Alle Boote an Bord“, weil sie bei 
hohem Wasser und bei Tageslicht noch die an Riffen 
reiche Inselgruppe, deren Fahrwasser noch gänzlich 
unbekannt ist, verlassen muß, und unter freundschaft- 
lichem Abschiedswinken müssen wir schleunigst die 
eben zu freundschaftlichen Verkehr gewonnenen Insel- 
bewohner leider wieder verlassen. Es findet sich 
hoffentlich bald einmal Gelegenheit, die friedlichen 
Beziehungen zu den Bewohnern dieser Inselgruppe, 
die bisher überhaupt eine völlige terra incognita 
war, weiter auszugestalten. 
Am anderen Morgen gegen 9 Uhr erreichen wir 
die auf der Ostseite Neumecklenburgs gelegene Han- 
delsniederlassung Kapsu, Händler Petersen, zum 
Hause Hernsheim & Co. gehörig. Hier werden 
nur Kopra und Muscheln eingehandelt. Der Umsatz 
ist nicht besonders erheblich, da an der Ostküste Neu- 
mecklenburgs die Produktion an verhältnißmäßig dicht 
liegende Handelsstationen sich vertheilt. Ich ging 
mit Herrn Thiel zur Besichtigung des Handels- 
platzes an Land, und wir nahmen den Händler mit 
einigen Kapfu-Jungen an Bord, um mit Hülfe der- 
selben sicher den Ort Panakondo herauszufinden, wo 
im Februar d. Is. elf Buka-Jungen und ein Kapfu- 
Junge, im Dienste Petersens stehend, erschlagen 
und verzehrt waren. Im Laufe des Morgens 
kommen wir an der Handelsniederlassung des Händ- 
lers Schlüter (Firma Forsayth) vorbei. Hier 
stoppt die „Möwe“, und ich gehe zum kurzen Be- 
suche des Platzes an Land. Schlüter wird an 
Bord genommen, da er über den Sitz der schuldigen 
Eingeborenen genauen Bescheid zu geben weiß. 
Gegen Mittag kommt die Niederlassung des Händ- 
lers Wagenbrett (Neu-Guinea-Kompagnie) Fasana 
in Sicht. 
Um 3 Uhr wird eine vorspringende Landspitze 
mit einzelnen Kokospalmen und Hütten sichtbar und 
als der Wohnsitz der schuldigen Neumecklenburger 
festgestellt. Mit dem Fernglas kann man am Strande 
unruhig hin= und herlaufende Leute erkennen, die 
dem Nahen des Kriegsschiffes, an dessen von den 
Händlern ihnen angekündigtes Kommen sie nie ge- 
glaubt hatten, mit Mißtrauen zu begegnen scheinen. 
Nachdem die „Möwe“ eine halbe Stunde hin und 
her manövrirt hat und die Eingeborenen keinen Ver- 
such machen, mit Kanus längsseit zu kommen, viel-
	        
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