Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Es hatte inzwischen mehrfach stark geregnet, die 
Wege waren sumpfig, die Bäche hoch angeschwollen, 
es gelang mir jedoch, den Rückmarsch in drei Tagen 
(22 Marschstunden) zu machen. Die durchreiste Strecke 
beträgt etwa 62 km in Luftlinie; sie ist wie die 
ganze Gegend schwach bevölkert und mit Urwald 
bedeckt. Elefanten spüren sich in großen Mengen, und 
der Reichthum an Gummipflanzen, sowohl Bäumen 
wie Lianen, ist ungemein groß. Die Bevölkerung 
ist ängstlich und scheu wie die hiesige und steht kul- 
turell auf ähnlich niedriger Stuse. Badgiri (die 
wohnsitzlosen Elefantenjäger), deren Lager ich unter- 
wegs mehrfach antraf, sah ich in Gongo. Das nächste 
Dorf nördlich der Route ist, abgesehen vom einem 
größeren Nzimudorf, das ich in etwa zwei Wegstunden 
Entfernung links liegen ließ, das Bagandudorf Salam- 
pombe (auf dem Langhansschen Kolonialatlas unter 
dem unrichtigen Namen Lamponibe eingetragen), das 
von der Expedition Fourneau im Jahre 1891 erreicht 
wurde. Dasselbe muß etwa 50 km närdlich der- 
selben licgen. Herr Blom, der damalige Begleiter 
Fourneaus, erzählte mir, die Expedition habe damals 
von dem Dorfe Ngali am linken Ngokoufer (Name 
im Langhaneschen Koloniolatlas Rgama) nach Norden 
abbiegend nach fünftägigem Marsch durch pfadlose 
Wüddnif dieses Dorf erreicht, sei von den Eingeborenen 
freundlich ausgenommen worden, habe einen Weiter- 
marsch nach Norden jedoch aufgegeben, da man ihnen 
gesagt hätte, bis zu den Leuten, welche ritten, müsse 
man 20 Tage durch unbewohnte Wildniß marschiren, 
außerdem hätte Fourneau den 15. Längengrad, die 
damalige deutsch -französische Grenze, nicht über- 
schreiten wollen und sei daher nach Osten, nach dem 
Sanga, abgebogen, um von dort seinen Vormarsch 
nach Norden fortzusetzen. Zwischen Salampombe 
und Nzimu sowie den Dörfern am Ngoko besteht 
augenblicklich gar kein Verkehr, dasselbe soll jedoch 
von den von mir bereits besuchten Dörfern am Bumba 
aus in etwa vier Tagemärschen durch bewohnte Ge- 
genden zu erreichen sein. Irgend etwas Neues über 
die Gegenden nördlich von hier vermochte ich in den 
durchreisten Dörfern nicht in Erfahrung zu bringen 
und ich finde meine Annahme, daß der Versuch, nach 
Süd-Adamana (Bertua) vorzudringen, zweckmäßiger 
von den Landschaften am Bumba aus zu machen 
fein wird, bestätigt. 
*Anm 31. August traf der Assistent v. Lüding- 
hausen, welcher die Zollsormalitäten mit der Com- 
Pagnie française geregelt hatte, auf dem Flußwege 
wohlbehalten hier ein. 
Deutsch-Menu-Gnuninea. 
verkündigung der Allerböchsten verordnungen. 
Der Allerhöchste Erlaß, betreffend die Erklärung 
des Schutzes über die Karolinen, Palau und 
Marianen, vom 18. Juli 1899 sowie die Aller- 
  
100 — 
höchste Verordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse 
im Inselgebiete der Karolinen, Palau und Marianen, 
von demselben Tage (vergl. Kol. Bl. vom 1. August 
1899, Nr. 15, S. 506 u. 507) sind von dem damit 
beauftragten Kaiserlichen Gouverneur v. Bennigsen 
bei der feierlichen Flaggenhissung in Ponape am 
12. Oktober, in Jap am 3. und in Saipan am 
17. November 1899 öffentlich verkündigt worden. 
Bericht des Raiserlichen Souverneurs v. Bennigsen 
über seine Reise Zzum SBwecke der Uebernadme des 
Inselgebietes der Rarolinen, Dalan und Marianen 
in deutschen Besttz. 
An Bord der „Kudat“, den 30. Nov. 1899. 
Am 27. September 1899 verließen wir gleichzeitig 
mit S. M. S. „Jaguar“ die Rhede von Herbertshöhe. 
Während die für die Verwaltung des neu erworbenen 
Inselgebietes bestimmten Beamten zugleich mit mir 
sich auf der „Kudat“ einschifften, wurde Herr Prof. 
Dr. Volkens, der behufs botanischer Untersuchungen 
sich uns angeschlossen hatte, auf meine Bitte von 
Herrn Kapitän Kinderling in die Kommandanten- 
messe des „Jaguar“ ausgenommen. . 
Am 29. September ward die äußerste östliche 
Grenze des Schutzgebietes Neu-Guinea erreicht, und 
am 3. Oktober gingen wir in der Lagune von Jaluit 
zu Anker. Dort mußten wir zur Einnahme von 
Frischwasser uns zu einem zweitägigen Aufenthalte 
entschließen. Auf den Marshall-Inseln war in den 
letzten Monaten nichts von Bedeutung vorgekommen. 
Die deutsche Kolonie daselbst wurde beim besten Wohl- 
sein angetroffsen, und die Offiziere des „Jaguar" sowie 
die der „Kudat“ und die Beamten des Gouverne- 
ments wurden vom Landeshauptmann Brandeis und 
seiner Gemahlin in gastlichster Weise aufgenommen. 
Die intelligente und friedfertige Bevölkerung der 
Marshall = Inseln leidet durchweg schwer unter der 
vor etwa 50 Jahren von amerikanischen Walfisch- 
fängern eingeschleppten Syphilis. Der Regierungsarzt 
Dr. Bartels, der sich bei den Eingeborenen einer 
sehr großen Beliebtheit und daher eines eifrigen 
Zuspruchs erfreut, hegt indessen die Hoffnung, daß, 
wenn wie augenblicklich, die Bevölkerung in gründ- 
licher Weise ärztlich behandelt wird, die verderblichsten 
Wirkungen der Syphilis beseitigt werden können. 
Hoffentlich gelingt es so, die Bevölkerung der Marshall- 
Inseln zu erhalten, während die Eingeborenen auf 
anderen Südseeinseln, wie z. B. den Hermiten und 
Anachoreten, mangels ärztlicher Behandlung in ab- 
sehbarer Zeit ausgestorben sein werden. Es würde 
sicherlich eine segensreiche Aufgabe der Menschlichkeit 
sein, wenn auf Kosten wissenschaftlicher Fonds oder 
humanitärer Stiftungen — auch Mittel der kolo- 
nialen Wohlfahrtslotterie würden hier eine sehr zweck- 
mäßige Verwendung finden — eine Reihe von Aerzten 
in das deutsche Südseegebiet geschickt würde, um in 
den von der Syphilis am meisten heimgesuchten
	        
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