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Auf ein vom Stabsarzt Dr. Kuhn in Südwest-
afrika gefundenes Mittel, das Menschen gegen Ma-
laria immunisiren soll, kann hier nicht näher ein-
gegangen werden, da wissenschaftliche Berichte darüber
noch nicht vorliegen.?)
Auf derart frisch beackertem Gebiet, wie es die
Tropenhygiene darstellt, läßt sich schwer voraussagen, «
welchem Säemann einst die reichste Ernte zufallen
wird. Für den von Plehn empfohlenen Moskitoschutz
sprechen besonders die Erfolge, die in Italien bei
den Bahnangestellten in einer Malariagegend gemacht
sind. Aber auch bei diesem Unternehmen waren die
zu Schützenden erst durch konsequente Chininbehand-
lung — im Sinne der Vorschläge Kochs — vor
den Rückfällen alter Malaria gesichert. Andererseits
hat Koch neben seinen eigenen gelungenen Experi-
menten in Stephansort das Beispiel der Insel Java
für sich, auf der die einst furchtbare Herrschaft der
Malaria dadurch gebrochen ist, daß in den letzten
beiden Jahrzehnten durch kostenfreie Chininabgabe
an die Bevölkerung jeder Malariakranke sich ausheilen
lassen konnte. Wenn schon solche allgemeine Maß-
regel, solches „wilde Chininnehmen“, nachweisbar
günstig wirkt, darf man wohl auf schnellere Erfolge
von einer sostematischen Chininanwendung, wie sie
Koch vorschlägt, hoffen.
Bei solchen Meinungsverschiedenheiten unter den
Forschern auf tropenhygienischem Gebiet lann man
es den Tropenpraktikern — Aerzten und Laien —
nicht so sehr verdenken, wenn sie zögern, die neuen
Lehren anzunehmen und sofort in die That umzu-
setzen. Ehe die allgemeine Anerkennung verlangt
werden kann, müssen einwandfreie Resultate aus den
verschiedensten Schutzgebieten vorliegen. Die hierhin
zielenden Versuche sind bereits planmäßig eingeleitet,
und wenn auch die Fortsetzung der von Koch ange-
in erster Linie die amtliche Unterstützung findet, weil
sie ungleich höhere Ziele für das Allgemeinwohl im
Auge hat, so werden die Experimente mit Moskito-
schutz doch durchaus nicht vernachlässigt.
Ausrottung der Malaria wird im günstigsten Fall
noch viele Jahre dauern, und in der Uebergangszeit
muß jedes Mittel willkommen sein, das die Gesund-
heit und Arbeitskrast des Einzelnen zu erhalten
verheißt.
Während Stabsarzt Dr. Vogedes als Assistent
Kochs sich am 6. Februar d. Is. nach Südwestafrika
begeben hat, um in dieser für die weiße Besiedelung
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und Stationen gegeben wird.
wichtigsten Kolonie die Ausrottung der Malaria
unter den Eingeborenen anzubahnen, ist am 11. Fe-
bruar d. Is. Stabsarzt Dr. Zupitzoa — von der
ostafrikanischen zur Kameruner Schutztruppe versetzt
— mit einer kompleten moskitosicheren Ausrüstung
abgereist, um am eigenen Körper den Beweis zu
liefern, wie man sich im schlimmsten Malarialand,
in Kamerun, vor jeder Ansteckung schützen kann.
5 Eine vorläufige Notiz steht in der Deutschen Me-
dizinischen Wochenschrift 1900 Nr. 44.
Kolonien,
zen 2c. der einzelnen Schutzgebiete.
"„ 1 % Mhl it ten, d
bahnten Bekämpfung der Malaria als Volksseuche Bereicherung haben die Abschnitte erfahren, in denen
Auch für Ostafrika sind parallel laufende Versuche
nach beiden Richtungen — Moskitoschutz und Malaria-
ausrottung — in Aussicht genommen. Dieselben
sollen noch im Laufe dieses Jahres zur Ausführung
kommen, und zwar im Anschluß an den projektirten
Bahnbau, um bei diesem Unternehmen von vorn-
herein den weißen Angestellten wie den farbigen
Arbeitern die möglichst besten Gesundheitsverhältnisse
zu gewährleisten.
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Titterakur.
Dr. Rudolf Fitzner: Deutsches Kolonial-Handbuch,
nach amtlichen Quellen bearbeitet. Band I, zweite
erweiterte Auflage. Hermann Paetel, Berlin.
Band I und 1I Mk. 8,—.
Der kulturelle Fortschritt in den alten Kolonien
und der Erwerb neuen Besitzes hat den Stoff für
das „Deutsche Kolonial-Handbuch“ derartig an-
schwellen lassen, daß bei der neuen Auflage eine
Ausgabe in zwei Bänden geboten erschien. Der
vorljegende erste Band behandelt die afrikanischen
während der demnächst zu erwartende
zweite Bond den deutschen Kolonialbesitz in Ostasien
und in der Südsee zur Darstellung bringen foll.
Die Anlage des Werkes ist in den Grundzügen die
gleiche geblieben, das umfangreiche Material ist
übersichtlich gegliedert und gestattet ein schnelles Zu-
rechtfinden; zahlreiche Tabellen und Zusammen-
stellungen ermöglichen einen raschen Ueberblick über
den Entwickelungsgang der Bevölkerung, des Ein-
und Ausfuhrhandels, des Plantagenbaues, der Finan-
Eine besondere
eine eingehende Beschreibung der einzelnen Ortschaften
Ueberhaupt wird die
neue Auflage des Buches dem guten Ruf, den es
sich bei seinem ersten Erscheinen erworben hat, in
Denn die sich sein sch he
jeder Beziehung gerecht.
Koloniales Handels- und Verkehrsbuch. Deut—
scher Kolonialverlag (G. Meinecke), Berlin. Mk. 1,—.
Die Verlagshandlung, die seit Jahren den
deutschen Kolonial-Kalender und statistisches Handbuch
herausgiebt, hat sich wegen der Ueberfülle des Stoffes
genöthigt gesehen, den sich auf den Handel und
Verkehr beziehenden Theil in einem besonderen Buche
herauszugeben. Dieses Handbuch enthält die Listen
der Postanstalten, der in den Schutzgebieten thätigen.
Firmen und Erwerbsgesellschaften, der deutschen
Importeure, der Fabrikanten für Verarbeitung der
Rohstoffe sowie der Exporteure nach den deutschen
Kolonien. Außerdem sind sämmtliche kolonialen
Postbestimmungen, Zollverordnungen, Eisenbahntarife,
Dampsschiffsverbindungen 2c. aufgeführt.
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