Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Ermittelungen zu einem sehr billigen Preise von 
Seiten der Regierung eventuell von den daselbst be- 
findlichen Gesellschaften erworben oder gepachtet 
werden können, vertheilen müssen. Auch wird es sich 
empfehlen, ebenso wie es in anderen schafzuchttrei- 
benden Ländern geschieht, kleinere Bestände an tüchtige 
Anfiedler oder Eingeborene zur eigenen Bewirth- 
schaftung gegen bestimmte Natural= oder Geldobgaben 
zu überlassen. Zur Leitung des Gesammtunternehmens 
in der Kolonie sind behufs Gewinnung eines mit 
den südafrikanischen Verhältnissen genau vertrauten 
Fochmannes Schritte eingeleitet worden."“ 
Eine vollkommen sichere Berechnung des Ertrages 
eines großen Schäferei -Unternehmens erklärt die 
Denkschrift, der Natur der Sache nach, für nicht 
möglich. Immerhin gebe es Anhaltspunkte, nach 
welchen man die zu erwartenden jährlichen Einnahmen 
und Ausgaben mit einiger Wahrscheinlichkeit veran- 
schlagen könne. Auf einer folchen Wahrscheinlichkeit 
berude die durch eine vorsichtig angestellte Rentabili- 
tatsberechnung gestützte Annahme, daß wenn auch in 
den ersten Jahren des Betriebes ein erheblicher Ge- 
winn nicht erwartet werden könne, doch in nicht all- 
zulanger Zeit, etwa nach vier Jahren, eine Verzinsung 
des Kapitals mit ungefähr 6 péCt. und für die Folge 
ein größerer, allmählich steigender Gewinn in Aus- 
sicht stehbe. — Mit Rücksicht auf den gemeinnützigen 
Charakter des geplanten Unternehmens hat der Ver- 
waltungsrath der Wohlfahrtslotterie für die deutschen 
Kolonien, wie schon früher erwähnt, einen Betrag 
von 300 000 Mk. der Deutschen Kolonialgesellschaft 
zum Zweck der Betheiligung an der zu gründenden 
Gesellichaft überwiesen. Es handelt sich daher jetzt 
darum, den Rest des erforderlichen Kapitals im Wege 
der Zeichnung aufzubringen. 
De#'sche Rolonialgesellschaft für Südwestafrika. 
Vor einigen Wochen hielt die Gesellschaft ihre 
ordentliche Hauptversammlung in Berlin ab. Der 
in dieser Versammlung vorgelegte Bericht über das 
15. Geschäftsjahr vom 1. April 1899 bis 31. März 
1900 laßt erkennen, daß die Thätigkeit der Gesell- 
schaft stetig sortgeschritten ist und günstige Ergebnisse 
geliefert hat. Das Kapitalvermögen ist von 1551.0000 
Mark auf 2000 000 Mark erhöht, und um einzelnen 
Geschäftszweigen größere Selbständigkeit zu verleihen, 
find für sie die „Swakopmunder Handelsgesellschaft" 
und die „Swakopmunder Buchhandlung“ als beson- 
dere Gesellschaften gegründet worden. Die Zahl der 
Angestellten und Arbeiter in Südwestafrika ist schon 
ziemlich erheblich, der Werth des Viehbestandes hat 
sich gegenüber dem Vorjahre wesentlich erhöht. In 
Swakopmund hat die Gesellschaft ein Bankgeschäft 
und eine Sparkasse errichtet. Die letztere, die am 
15. März 1900 eröffnet wurde, hat offenbar einem 
in Swakopmund vorhandenen Bedürfnisse entsprochen; 
denn es sind, wie von Seiten des Vorstandes in 
  
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der Hauptversammlung mitgetheilt wurde, bis zum 
15. Oktober 1900 nicht weniger als 165 697,35 Mk. 
in dieselbe eingelegt worden. Davon wurden im 
Ganzen 46 587 Mk. wieder abgehoben, so daß am 
15. Oktober noch ein Bestand von 119 110,35 Mk. 
an Spareinlagen verblieb. 
Die finanzielle Lage der Gesellschaft hat sich im 
dem Geschäftsjahr 1899/1900 nicht unwesentlich 
verbessert. Der Verlustsaldo, welcher bisher regel- 
mäßig in den Jahresbilanzen erschienen war und im 
Jahre 1898/99 noch 83 347.17 Mk. betragen hatte, 
ist verschwunden, und es blieb zum ersten Mal ein 
kleiner Gewinn auf neue Rechnung vorzutragen. 
Dieses verhältnißmäßig günstige Ergebniß ist haupt- 
sächlich dem Umstande zu verdanken, daß die 
beiden Filialen in Swakopmund und Lüderitzbucht 
dieses Mal erheblich höhere Ueberschüsse geliefert 
haben als in den Vorjahren. Nach Vornahme 
beträchtlicher Abschreibungen brachte die Station 
Swakopmund 55 900 Mk., die Station Lüderitzbucht 
43 239 Mk. (zusammen 99 139 Mk.) Reingewinn. 
Die Hauptversammlung nahm den Geschäftsbericht 
des Vorstandes nebst Jahresrechnung entgegen und 
ertheilte dem Vorstande sowie dem Verwaltungsrath 
die beantragte Entlastung. 
  
RAus dem Bereiche der Wisstonen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Das Blatt „Die evangelischen Missionen“ theilt 
mit, daß das mit lebhaftem Interesse erwartete 
Wörterbuch der Kaffernsprache von D. Kropf 
erschienen ist. Dasselbe umfaßt fast 500 Seiten im 
größten Oktavformat und enthält gegen 18.000 Artikel. 
Jedes einzelne Wort ist auf das Sorgfältigste be- 
handelt, wichtigere nehmen nicht selten eine ganze 
Spalte, bisweilen eine ganze Seite ein. Eine große 
Anzahl von Redewendungen und Sprichwörtern er- 
läutert die verschiedene Bedeutung, die das einzelne 
Wort annehmen kann. Viel Aufmerksamkeit haben 
die Thier-, Pflanzen= und Ortsnamen erfahren. Man 
findet auch reiche Belehrung über die anthropolo- 
gischen Verhältnisse, über kaffrisches Leben, Emrich- 
tungen und Sitten. Kurzum, das Buch bildet eine 
Fundgrube für alte und junge Missionare, für Be- 
amte, denen die Pflege des Volkes anvertraut ist, 
für Dolmetscher, Lehrer, Studenten, Kaufleute, euro- 
päische Sprachforscher und Alle, die mit den Kaffern 
zu thun haben. Daß die Kaffernsprache den Schlüssel 
zu den zahlreichen Bantusprachen in Süd= und 
Mittelafrika bildet und die meisten Kaffersitten allen 
diesen Bantuvölkern gemein sind, erhöht die Bedeu- 
tung dieses Wörterbuches. 
Im „SEvangel.-lutherischen Missionsblatt“ wird 
aus Afrika Folgendes berichtet: 
„Die schon wiederholt vom Chef Johannes 
beantragte Errichtung einer Militärstation am
	        
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