Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

besonderen Verhältnisse der Plantage Kurazini im 
Auge hatte. Die Gesellschaft ist sogar der Ansicht, 
daß auch in Kurazini auf gänzlich veränderter 
Grundlage ein rentabler Betrieb eingerichtet werden 
könne; sie ist aber zur Zeit nicht geneigt, die dazu 
erforderlichen erheblichen Mittel dem für sie in erster 
Reihe in Betracht kommenden Anbau von Kaffee in 
Usambara zu entziehen. 
Die Ernteaussichten für die Kaffeeplantagen sind 
für die einzelnen Pflanzungen ziemlich verschieden, 
indessen mehrfach durch widrige Witterungsverhält- 
nisse, insbesondere durch Regen in der Blüthezeit 
sowie durch das Auftreten von Schädlingen, un- 
günstig beeinflußt worden. Die Qualität des ge- 
wonnenen Kaffees wird nach wie vor günstig be- 
urtheilt. Die Ausfuhr betrug im Jahre 1900: 
148 785 kg im Werthe von 274757 Mark gegen 
862 
  
50 972 kg im Werthe von 96 358 Mark im Vor- 
jahre. 
Im Pangani-Thal ist der Anbau von Zuckerrohr 
in steigender Entwickelung begriffen. Die dort von 
der Pangani-Gesellschaft errichtete Zuckerfabrik ist 
fertiggestellt und wird demnächst den ersten durch 
europäischen Fabrikbetrieb in Deutsch-Ostafrika her- 
gestellten Zucker auf den Markt bringen. 
Das Fortschreiten der Bahnarbeiten auf der 
Neubaustrecke Muhesa—Korogwe wurde durch das 
bis in den Juni hinein dauernde Regenwetter stark 
beeinträchtigt. Nach Aussage von Leuten, welche 
bereits 12 Jahre im Lande angesessen sind, soll die 
diesjährige Regenperiode die stärkste gewesen sein, 
welche bisher beobachtet worden ist. Infolge dessen 
blieben auch die Brückenbauten in Luengera-T)hal 
zurück und konnten nicht rechtzeitig fertiggestellt 
werden. Das Vorstrecken der Gleise mußte wochen- 
lang ruhen. Eine besonders zerstörende Wirkung 
hat das Wasser jedoch trotz der zahlreichen die 
Bahnlinien begleitenden und schneidenden Wasser- 
läufe nicht ausgeübt. Im Luengera-Thal haben sich 
die Dämme als zu niedrig erwiesen und mußten 
daher um 50 cm erhöht werden. Seit Juli sind 
die Arbeiten wieder im vollen Gange und schreiten 
stetig vorwärts. Das Gleis war Ende September 
d. Is. bis zur Station Niusi (km 69) verlegt. 
Die Durchsührung der Züge von Tanga bis Niusi 
war für Mitte Oktober geplant. 
Die beiden zur Prüfung der Hafenverhältnisse 
und Vorbereitung eines diesbezüglichen einheitlichen 
Bauprojekts nach Dar-es-Saläm entsandten Wasser- 
bau-Ingenieure werden demnächst hierher zurückkehren 
und über das Ergebniß der von ihnen ausgeführten 
Vorarbeiten sowie über die erforderlichen Verbesse- 
rungen Bericht erstatten. 
Der Bau des Ueberlandtelegraphen Kap-Kairo 
schreitet rüstig vorwärts. Die Station Bismarck- 
  
burg wurde im Oktober v. Is., Karema am Ostufer 
des Tanganyika-Sees (zwischen 7. und 6. Breite- 
grad) Anfang IJunni d. Is. erreicht. Die Trace 
der Telegraphenlinie ist bis über Udjidji hinaus 
1 
  
ausgelegt. Das Reichspostamt hat einen Fach- 
beamten entsendet, welcher Ende Oktober d. Is. die 
Ausreise angetreten hat. Er hat die Aufgabe, die 
Leitung der Telegraphenstation in Udiüdj#i zu über- 
nehmen und an anderen geeigneten Plätzen, insbe- 
sondere in Bismarckburg, mit farbigen Telegraphisten 
zu besetzende Zwischenanstalten einzurichten. 
Der für das laufende Rechnungsjahr vorgesehene 
Bau eines Telegraphen von Dar-es-Saläm nach 
Mpapwa ist so weit vorgeschritten, daß am 1. No- 
vember d. Is. an der Masitifähre und in Kilossa 
Telegraphenanstalten eingerichtet werden konnten. 
Auf dem Tanganjika-See ist der von Oberleut- 
nant Schloifer an Ort und Stelle gebrachte Dampfer 
„Hedwig von Wißmann“ in Betrieb gesetzt und 
wird dort dem Verkehr in gleicher Weise dienen wie 
der „Hermann von Wißmann“ auf dem Nyassa-See. 
Nach den vorliegenden Berichten hat Letzterer bei 
allen Fahrten volle Fracht gehabt und sehr befrie- 
digende Einnahmen erzielt. 
Der Friede ist im Schutzgebiet nicht gestört 
worden. Die Gerüchte über neue Ausfstände am 
Kilimandjaro haben sich als unbegründet erwiesen. 
Eine kleine Unbotmäßigkeit im Hinterlande von 
Lindi ist durch das thatkräftige Emgreifen der vom 
Gouverneur dorthin entsandten 3. Kompagnie unter 
Führung des Hauptmanns Johannes ohne Schwierig- 
keit unterdrückt. Der Hauptanstifter ist in der 
Person eines sogenannten Zauberers gefangen nach 
Dar-es-Saläm gebracht und inzwischen voraussich- 
lich bereits abgeurtheilt. Die unter Leitung des 
Hauptmanns Herrmann stehende Vermessungs-Expc- 
dition zur Festlegung der deutsch-kongolesischen Grenze 
am Kivu-See hat durch den Tod des Professors 
Lamp einen schmerzlichen Verlust erlitten. Die Ar- 
beiten sind von dem sachkundigen Leiter aber trotz- 
dem kräftig gefördert, und inzwischen ist in der 
Person des Leutnants Schwartz ein Ersatz für Pro- 
fessor Lamp hinausgegangen. 
Deutsch-Neu-Guinea. 
Verschiedene Ausschreitungen der Eingeborenen 
führten zu Strafexpeditionen. 
Der Bezirksamtmann in Friedrich Wilhelmshafen 
hatte die Eingeborenen am Potsdamhafen und an 
der Hansabucht wegen an Eingeborenen begangener 
Mordthaten zu züchtigen. Desgleichen führten die 
Beraubung eines europäischen Händlers und Tödtung 
von in seinem Dienste stehenden Farbigen sowie der 
Ueberfall der Menckeschen Expedition, bei dem ab- 
gesehen von mehreren Farbigen zwei Europäer ihr 
Leben einbüßten, in den Französischen Inseln und 
auf der St. Matthias-Insel zu einem Einschreiten. 
Es wirkte hierbei S. M. S. „Cormoran“ erfolg- 
reich zusammen mit der Polizeitruppe. Mitte Jull 
wurde ein Händler in den Admiralitätsinseln, dessen 
Sorglosigkeit die größte Schuld an dem Vorfall bei- 
zumessen ist, von Eingeborenen erschlagen. 
Die in Nusa eingerichtete Regierungsstation hat
	        
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