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In der Bilanz weist das Kakaoplantagen-Konto Platz ist jetzt menschenleer, ½ Stunde entfernt ist
einen Betrag auf von 1276 919 Mk., während das
Tabakbau-Betriebskonto mit 356 870 Mk. belastet
ist; dazu kommt das Terrainkonto mit 232 600 Mk.,
die Kapitalbetheiligung bei J. Weiler, Hamburg-
Victoria, mit 76 500 Mk. und verschiedene kleinere
Posten. Vom Aktienkapital-Konto sind 300 000 Mk.
der Vorzugsaktien noch nicht eingezahlt, dagegen
figurirt unter den Passiven ein Darlehen von
104 842 Mk. (Tropenpflanzer.)
Deutfsch-üdwestafrika.
Reise von Grootfontein nach dem Okavango.
II.*)
Am folgenden Tage verließ ich Blakfontein und
war nach Passiren zweier hoher Dünen im Omuramba
u Omatako, gewöhnlich „Groot-Omuramba“ genannt.
Dieser Fluß, tief im Herzen Damaralands, bei den
Omatakobergen entspringend und dann fast 700 km
weit zum Okavangc fließend, ist wohl einer der in-
teressantesten Flüsse der Kolonie. In seinem Ober-
laufe führt er überall reichlich Wasser, stellenweise
steht Werst an Werft, und unzählige Rinder werden
aus ihm getränkt. Aber von Otjituo an will er
dem Reisenden nicht mehr gestatten, seinem Lauf zu
folgen, hier tritt er in die Kalahari ein, das Wasser
verschwindet tief im Sande, und abgesehen von einer
kleinen Wasserstelle nahe Otjituo bekommt man erst
nach 160 km bei Karakuwisa Wasser. Von da aus
bis zum Okavango ist dann wieder reichlich Wasser
in geringer Tiefse zu finden. Ich nehme an, daß die
regelmäßig wehenden Winde gewaltige Mengen Dünen-
sand in das Flußbett getragen haben, wie ich das
auch früher an der Südostgrenze der Kolonie im
Backrivier sand, wo man beim Brunnengraben im
Flußbett 5 bis 6 m unter der Oberfläche alte Feuer-
stellen der Buschleute, Kochtöpfe, Straußeneier 2c.
fand. Der Groot-Omuramba ist auch seit vielen
Jahren nicht abgekommen, nach starkem Regen fließt
er vielleicht 20 bis 30 km unterhalb Otjituo, dann
bleibt das Wasser als Vley in den Dünen stehen,
die sich häufig mitten durch das Flußbett ziehen.
Besonders interessant ist es aber, daß der Fluß nicht
mehr, wie ursprünglich, durchweg nach Nordosten
zum Okavango fließt, sondern daß, wohl infolge der
Verwehungen, das Wasser auf große Entfernungen
der Quelle zufließt. Die Sache kam mir höchst un-
wahrscheinlich vor, aber die Aussogen zahlreicher am
Groot-Omuramba wohnender Eingeborenen, die ich
unabhängig voneinander befragte, Buschmänner und
Hereros, lassen darüber keinen Zweifel zu. Leider
sunktionirte das Barometer nicht, so daß ich Höhen-
unterschiede nicht feststellen konnte.
Im Flußthale des Groot-Omuramba gog ich jetzt
weiter und traf am 28. Juni in Karakuwisa ein.
Dieser vor Jahren von zahlreichen Jägern bewohnte
) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1001, S. 866.
eine Buschmannwerft, deren Bewohner einen Vieh-
posten der Betschuanen verwalten.
Das Vieh war durchaus gesund, den Buschmännern
war von einem Neuauftreten der Rinderpest nichts
bekannt. 1897 hat diese Krankheit im Omuramba
u Omatako gewaltig gewüthet, wie die zahlreichen
herumliegenden Ochsenknochen beweisen; damals wollten
einige Herero-Großleute, um der Pest und dem Impfen
zu entgehen, nach dem Osten auswandern, sie haben
Tausende von Rindern verloren und sind bettelarm
zurückgekehrt.
Einige Tagereisen von Karakuwisa stand jetzt ein
kleiner Treck Betschuanen mit einem Wagen und ein
paar hundert Rindern, um sich bei Karakuwisa au-
zusiedeln. Ich setzte der Mittheilung anfangs Miß-
trauen entgegen, da die Betschuanen in früheren
Jahren nur zum Groot-Omuramba kamen, um Men-
schen und Vieh zu rauben, aber ich hörte jetzt trotz
eingehenden Befragens keinerlei Klagen von den
Buschmännern. Die Betschuanen hatten von meinem
Kommen gehört und schickten nun gleich einen Briof,
in dem sie mir schrieben, daß sie zu mir kommen
wollten. Leider war meine Zeit so beschränkt, daß
ich sie nicht erwarten konnte und mich darauf be-
schränken mußte, sie auffordern zu lassen, nach Groot-
fontein zu kommen und die Erlaubniß der Regierung
nachzusuchen, wenn sie sich in dieser Gegend ansiedeln
wollen. Da die Betschuanen fleißige Eingeborene
und vortreffliche Viehzüchter sind, glaube ich, daß es
kein Schaden sein wird, wenn sie sich in kleiner Zahl
in dem ungeheuren menschenleeren Gebiet niederlassen.
vorausgesetzt, daß sie die Regierung anerkennen und
keinen Grund zu Klagen geben. Jedenfalls müssen
sie unter steter Kontrolle stehen, da immer die Ge-
fahr nahe liegt, daß sie aus Betschuanaland große
Munitionsmengen einführen.
Nach 124 km erreichte ich Ericsons Pütz, von
wo der Jäger Ericson in früheren Jahren mit Tau-
senden von Rindern den Marsch nach dem Ngamisee
und Transvaal antrat. Das Wasser steht hier in
einer sogenannten „Sandpütz“, wenige Meter unter
der Oberfläche. Alle Pützen im Sandvelde haben
den gleichen eigenthümlichen Charakter, macht man
breite, aber flache Löcher im Sand, läuft das Wasser
langsam, aber stetig zusammen, gräbt man tiefer, wird
der Sand vollkommen trocken, und das Wasser ver-
schwindet. Ich nehme an, daß eine mit Sand ber-
mischte Thonschicht das Wasser nicht durchläßt, das
wieder durch die obenliegende Sandschicht vor der
Verdunstung gehütet wird und sich so viele Monate
lang hält. Die Buschmänner machen, um das Wasser
lange zu erhalten, oft nur winzige Löcher durch den
Sand und sangen das Wasser durch Strohhalme.
Am 4. Juli traf ich in Otjituo ein, das von
Ericsons Pütz knapp 40 km entfernt ist. Die
am Rande der Kalahari gelegene Station ist jett
mit zwei Reitern besetzt und übt einen sehr guten
Einfluß auf die Kung-Buschmänner aus, die sich