Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

namens der Agenten der Gesellschaft zur Aus- 
schmückung der Grabstätte gegeben. 
Bis zu dem am 20. geplanten weiteren Rückmarsch 
der Expedition nach Ngoko ist die Anlage einer 
größeren Reis-, Durrah= und Sesampflanzung und 
der weitere Ausbau des Postens in Arbeit genommen 
worden. Eine ausgesucht zuverlässige Besatzung von 
etwa 25 Mann werde ich vorläufig zurücklassen, als 
deren Führer bis zur Ankunft des erbetenen euro- 
päischen Stationsleiters der sehr zuverlässige Haussa- 
sergeant Osman mit eingehenden Instruktionen fun- 
giren wird. 
Betreffs der geogrophischen Ausschlüsse. die dieser 
Abschnitt der Exvedition brachte, ist wenig anzu- 
führen, da von Dr. Plehn bereits fast alle einschlä- 
gigen Daten berichtet wurden. Nur die verhältniß- 
mäßig bedeutenden Hügel, bis zu 200 m, die von 
nahe Molbe bis nach Balaga hin und von da längs 
des Ndyür sich bis in die Gegend von Yukaduma 
hinziehen, waren aussällig, da derartig zusammen- 
hängende Terrainerhebungen auf der gesammten Ex- 
pedition kaum bemerkt wurden. Betreffs der Aus- 
dehnung der todten Zone wurde meme frühere An- 
nahme voll bestätigt. Es reicht der viele Tagemärsche 
breite, unbewohnte Urwald im Norden bis an den 
Dume und scheint sich zwischen Mokbe und Balaga 
noch sehr weit nach Osten fortzusetzen. Der ver- 
muthete Dörferkomplex westlich Balaga auf dem 
direkten noch unbekannten Wege Yukaduma— Mesima 
wird dieses Verkehrshinderniß kaum wesentlich ein- 
schränken, falls er wirklich existiren sollte. Ich glaube 
nebenbei bei beginnender Regenzeit die Beobachtung 
gemacht zu haben, daß nicht nur frühere Kriege 2c. 
die Oede dieser großen Landstriche verur sochten, 
sondern daß sie bei höchstem Wasserstand theilweise 
von ausgedehnten Ueberschwemmungen heimgesucht 
werden. Uebrigens scheint auch der Urwald, der 
Kunabembe von Bangandu trennt, aus ähnlichen 
Gründen menschenleer geblieben zu sein, da ich Nach- 
richt erbielt, daß erst jetzt eine rückkehrende Karawane 
der Gesellschaft viele Tage ihren Mausch der aus- 
gedehnten Ueberschwemmungen halber nicht fortsetzen 
konnte. Es wird mich dieser Umstand vielleicht zur 
Wahl eines anderen Rückweges zwingen, wenn auch 
hierbei wieder die Verpflegungsfrage recht störend 
mitspricht. 
Bemerkenswerth scheint mir der Versuch einer 
Neuerung, deren Nützlichkeit ich in Kinchassa kennen 
gelernt habe, und die ich hier vorläufig mit recht 
gutem Erfolge einzuführen mich bestrebte. Es sind 
dies die sogenannten Mitako, d. h. nach einem ge- 
wissen Maß zugeschnittene Stückchen Messingdrahts, 
die im mittleren Kongo völlig das Geld vertreten. 
Bei dem großen Kaurimangel auf den südlichen Haussa- 
märkten zeigten sich auch die Haussa mit einem der- 
artigen Ersatz sehr einverstanden. Infolge der Ent- 
werthung des Silbergeldes auf den Märkten durch 
reichliche Einführung französischer 5 Francsstücke kann 
an eine Emführung von Maria Theresienthalern, 
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wie seinerzeit in Daünde, kaum mehr gedacht werden, 
da der Franc nur noch mit 100 bis höchstens 200 
Kauris bezahlt wird, während ich in Uebereinstimmung 
mit dem Haussochef einen Mitako, von denen etwas 
über 30 auf ein Kilo gehen (-— 3.24 Mk.), auf 
30 Kauris bewerthete. Auch in Nyem und Bomome 
wird der neue Werth, allerdings vorläufig nur als 
Schmuckstück, viel gekauft. Doch glaube ich, daß er 
mit Hülfe der Haussa, speziell im Gummiklemhandel, 
sich bald auch als Münze einführen wird, zumal an 
einen Import von Kauris der hohen Transportkosten 
halber kaum gedacht werden kann. 
Der Gesundheitszustand ist andauernd wieder 
ein völlig befriedigender. 
Wissenschaftliche Lammlungen. 
Der Leutnant in der Schutztruppe für Kamerun, 
Laasch, hat der zoologischen Sammlung des König- 
lichen Museums für Naturkunde zu Berlin eine von 
ihm bei der Militärstation Ebolovo zusammengebrachte 
Naturaliensammlung überwiesen, die folgende Gegen- 
stände enthielt: 
6 Säugethiere in Alkohol, 23 Reptilien und 
Amphibien, 7 Käfer, 1 Orthoptere, 3 Fliegen, 
6 Spinnen, 1 Krebs. 
Die Konservirung der Thiere war gut. Für 
die Kenntniß der Säugethierfaung von Südkamerun 
ist die kleine Sammlung von erheblichem Werthe. 
Es befinden sich darunter zwei Arten, welche in dem 
Museum noch nicht vorhanden waren. Die Schlangen 
gehören durchweg zu selteneren Arten. Die Insekten 
waren willkommen und sind zum Theil ihrer Fund- 
orte wegen von Werth. 
Togo. 
Deutsch-englische Gren zkommission. 
Graf Zech, deutscher Kommissar der deutsch- 
englischen Grenz-Regulirungs-Kommission, meldet 
unter dem 3. Dezember, daß er am 1. Dezember 
mit dem englischen Kommissar Kapitän Johnston 
R. E. in Akandim zusammengetroffen ist und daß 
die Kommission alsbald mit ihren Arbeiten, die sich 
zunächst auf eine Aufnahme des Daka von seiner 
Mündung in den Volta bis zu seinem Schnittpunkt 
mit dem 9. Grad nördlicher Breite beziehen, be- 
gonnen hat. Die Arbeiten der Kommission werden 
dergestalt ausgeführt, daß die englische Abtheilung 
die Aufnahme des rechten Ufergeländes, die deutsche 
diejenige des linken Ufergeländes des Flusses bewirkt. 
Die Zeit vom 5. bis 29. November, in welcher die 
deutsche Abtheilung der Grenzkommission auf das 
Eintreffen der englischen Abtheilung zu warten hatte, 
ist von ersterer dazu benutzt worden, den Schnitt- 
punkt des Daka mit dem 9. Grad nördlicher Breite 
astronomisch festzulegen. 
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