Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

punkt aus als Missionare dafür sind, daß die 
Schwarzen mit viel Geduld und Nachsicht behandelt 
werden, so haben wir doch andererseits oft genug 
Gelegenheit, einsehen zu lernen, daß mit lauter Güte 
und Milde in vielen Fällen nichts auszurichten ist. 
Der Neger scheut und fürchtet eben nur die ihm 
überlegene Macht, und hat vor Niemandem Respekt, 
der nicht fähig und im Stande ist, ihn gegebenen 
Falles diese Macht fühlen zu lassen. So ist es 
denn im Interesse der wahren Kultur nur zu be- 
grüßen, daß in Kamerun gleich von Anfang an die 
Justizoflege stramm gehandhabt wurde. Mit Ge- 
fängnissen, wie in Europa, ist da nichts zu machen. 
Der Neger empfindet eine bloße Einsperrung durch- 
aus nicht als Strafe, sondern sieht einen Aufenthalt 
im Gefängniß vielmehr als eine Art Pension an, 
wo er nicht zu arbeiten braucht und freie Verpflegung 
genießt, und wo ihm Wohnung, Kleidung und Nah- 
rung in weit besserer Qualität geboten wird, als er 
sie zu Hause oder im Busch findet. Aus diesem 
Grunde mußte man dazu übergehen, für die Schwar- 
zen, welche sich schwerer Verbrechen schuldig gemacht 
haben, andere Strafen in Anwendung zu bringen, 
die der Natur des Negers besser entsprechen und 
den doppelten Zweck, welche jede Strafe haben soll, 
Sühne für die Vergangenheit und Besserung für 
die Zukunft, wirksamer erreichen. Nun ist für den 
faulen Neger wohl die empfindlichste Strafe der 
Zwang zur Arbeit. Die verurtheilten Verbrecher 
werden daher im Freien beschäftigt, beim Wegebau, 
bei der Anlage von Farmen, Plantagen 2c. 
— 
Ueber die Mission in Atakpame (Togo) schreibt 
der Missionar P. Witte im „Steyler Herz-Jesu- 
Boten“: 
„Die Mission ging bis jetzt noch bescheiden voran. 
Feindlich steht uns in Atakpame und Umgegend Keiner 
gegenüber, es sind vielmehr Alle unsere Freunde. 
Aber diese Freundschaft ist für unsere Arbeit bis jetzt 
wenigstens in den weitaus meisten Fällen eine un- 
fruchtbare; zur Kirche kommen sie meistens bloß aus 
Neugierde, und nur Wenige entschlossen sich dazu, 
einen Knaben in die Schule zu schicken. Unsere Schule 
zählt 257) Knaben. Das ist eine bescheidene Zahl, 
aber wir können doch auch zufrieden sein. Wenn 
man die Verhältnisse in Atakpame und unsere noch 
sehr kurze Anwesenheit berücksichtigt, o muß man 
sich sogar wundern, daß wir 25 Kinder haben, und 
mehr noch, daß diese mit wirklicher Pünktlichkeit 
kommen. In Europa schicken Vater und Mutter das 
Kind zur Schule, und im Nothfalle würde ja auch 
die Polizei mit eingreifen. Hier geht es nicht so. 
Von der Geburt bis zum „schulpflichtigen“ Alter 
hat die Mutter die Sorge für den Sprossen. Dann 
nimmt ihn der Vater zu sich, und in den meisten 
Fällen muß der 7= oder 8jährige Junge in der Farm 
oder zu Hause schon Namhaftes leisten, so daß es für 
Nach neuestem Bericht 80. 
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den Vater einen wirklichen Verlust bedeutet, wenn er 
einen Knaben zur Schule schickt. Seltener, aber doch 
hier und da liegt die Schuld an den Kindern, wo es 
von Seite der Eltern keine Schwierigkeit giebt. Sie 
ziehen das freie Leben in Busch und Wald dem in 
der Schule vor, wo sie still sitzen und „Buch lernen“ 
müssen und obendrein Schläge bekommen können. 
Außer den 18 Katechumenen, welche die Schule be- 
suchen, kommen noch etwa 15 regelmäßig zu den 
Abendkatechesen. Der zweimalige Gottesdienst an den 
Sonntagen ist immer sehr zahlreich besucht, so daß 
in den meisten Fällen unsere Kapelle zu klein ist 
und Manche davor stehen müssen. Allmählich, durch 
Gottes Gnade und geduldige Arbeit, wird auch hier 
die Macht des Heidenthums gebrochen werden und 
die Zeit des Sieges näher kommen, welche sich jetzt 
an der Küste nach noch nicht zehnjähriger Arbeit vor- 
zubereiten scheint. 
Aus fremden Molonien und 
PFroduktionsgebieten. 
Das Internationale Maritime Bureau zu Sansibar 
hat für das Jahr 1902 den portugiesischen General- 
konsul Ferreira de Castro zum Präsidenten und den 
italienischen Generalkonsul Pestalozza zum Bize- 
präsidenten gewählt. 
Außenbandel von Britisch-Ostafrika über Mombas#a im 
Jahre 1901. 
Der Ein= und Ausfuhrhandel des britischen 
ostafrikanischen Protektorates über den Hafen Mom- 
bassa gestaltete sich im Jahre 1901 folgendermaßen: 
  
  
Einfuhr. 
Herkunftsländer Werth in Rupien 
Großbritannien 1 688 787 
Deutschland 593 346 
Niederlande 157 187 
Frankreich 118 817 
Italien 85 312 
Uebriges Europa 551 564 
Vereinigte Staaten von Amerita 273 132 
Indien, britisch 1 638 465 
Afrika 122 879 
Summe 5 229 489 
Ausfuhr. 
Waaren Werth in Rupien 
Elfenbein 916 688 
Kautschuk 25 812 
Kopal-Gummi. . . .. 5 909 
Häute, Thierhörner: 2c. 58 010 
Kopra . 106 568 
Andere Waaren. 2 936 
Summe 1 115 923
	        
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