Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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von ihrer Rentabilität manche Enttäuschungen herbei- 
führen werden, so ist doch anzunehmen, daß solche 
Ansiedler, die sich mit Sachkenntniß, Fleiß und ge- 
nügendem Kapital der Kultur widmen, ihre Rechnung 
dabei finden werden. Hoffentlich gelingt es uns dann, 
von unseren für den Kakaobau geeigneten Ländereien 
zu realisiren. Mit unserer eigenen größeren Kakao- 
anpflanzung ist im vorigen Jahre der Anfang ge- 
macht worden. 
Die Orkanzeit ist in diesem Frühjahr glücklich an 
den Inseln vorübergegangen, die Aussichten für die 
Kopraproduktion liegen besser als im Vorjahre, und 
die Koprapreise haben sich gehalten, so daß, wenn die 
stetig zunehmende Konkurrenz im Handel auf dem 
beschränkten Gebiete der Inseln die Einkaufspreise 
nicht gar zu hoch treibt, vom laufenden Jahre wieder 
ein gutes Resultat unserer Unternehmung erwartet 
werden darf. 
Unsere Vorrechtsanleihe wurde durch die jährliche 
Ausloosung und durch einen kleinen Grundstücksverkauf 
um 32 500 Mk. vermindert. Insgesammt sind bis- 
lang 361 500 Mk. von der Anleihe amortisirt. 
Von dem erzielten Gewinn von 400 882,77 Mk. 
haben wir die ersorderlichen Abschreibungen mit 
123 822,17 Mk. abgezogen, von dem Saldo den 
Reservefonds mit 5 pCt. = 13 853.03 Mk. dotirt, 
sodann 4 pCt. auf das Aktienkapital mit 110 000 Mk. 
und 5 pCt. = 7660,37 Mk. Tantieme an den Auf- 
sichtsrath abgesetzt. — Wir schlagen vor, eine fernere 
Dividende von 4 pCt. auf das Aktienkapital mit 
110 000 Mk. auszuzahlen, also im Ganzen 8 PpCt. 
wie im Vorjahre, und den Rest von 35 547,20 Mk. 
dem Extra-Abschreibungskonto gutzubringen, welches 
sich damit auf 905 267,81 Mk. stellt. Unsere Ge- 
l-mmtnsseroen belaufen sich dann auf 1591 782,60 
ark. 
  
Aus dem PBereiche der Missiovnen und 
der Antishlaverei-Bewegung. 
Der Geschäftsbericht des Evangelischen Afrika- 
Vereins über das Jahr 1901 ist vom General- 
sekretär des Vereins erstattet worden. Einleitung 
und Schluß des Berichtes lauten: 
„Abermals hat der Verein ein Jahr unermüd- 
licher Arbeit hinter sich. Wer mit Verständniß den 
Ereignissen des Jahres gefolgt ist, wer da weiß, 
mit welchen Schwierigkeiten sowohl die Erwerbs- 
gesellschaften als auch nicht zum wenigsten infolge- 
dessen die Vereinigungen für christliche Liebesthätigkeit 
zu kämpfen hatten, der wird sicherlich zugeben, daß, 
obwohl die Mißgunst der Verhältnisse sich auch bei 
uns bemerkbar machte, trotz alledem der Evangelische 
Afrika-Verein auch im vergangenen Jahre etwas 
geleistet hat. Kann er sich auch nicht gerade be- 
sonders augenfälliger, glänzender Unternehmungen 
rühmen, so hat er doch stetig und treu an der 
Verwirklichung der Ziele, die er sich satzungsgemäß 
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gesteckt hat, gearbeitet, und der Segen solcher Arbeit 
ist für den, der sie zu schätzen weiß, unverkennbar. 
.. Dankbar, aber auch in froher Hoffnung blicken 
wir auf das zurück, was wir mit Gottes und unserer 
Freunde Hülfe zum Besten der Eingeborenen und 
Ansiedler in unseren Kolonien und damit zum Besten 
unseres deutschen Vaterlandes haben thun dürfen.“ 
  
Miss. Krause hat eine Reise nach dem Merun- 
berge (Deutsch-Ostafrika) gemacht, um dort eine 
neue Missionsstation zu gründen. Er berichtet darüber 
im „Eno.-Luth. Missionsblatt“: Auf dem jetzigen 
Häuptlingsplatze steht ein Rasthaus, in welchem wir 
uns einquartierten. Bald kam die Frau des Häupt- 
lings, die uns freundlich begrüßte. Endlich kom 
auch der Häuptling Menawuru. Elr zeigte sich weder 
furchtsam noch frech, begrüßte uns freundlich, und 
als ich ihn durch meinen Koch des längeren über 
den Zweck unseres Kommens hatte verständigen lassen, 
hieß er uns unter dem Beifall seiner Leute will- 
kommen. Er bat uns, immer bei ihm zu bleiben, 
er wolle uns einen Platz in seiner nächsten Nähe 
anweisen. Wir sind nun acht Tage hier, und bisher 
ist die Haltung der Leute uns gegenüber eine offene, 
freundliche gewesen. Wiederholt hat uns der Häupt- 
ling versichert, wir brauchten nichts zu fürchten und 
könnten ruhig unfer Vieh bringen. Ich selbst glaube 
auch, daß uns von der Merubevölkerung keine Ge- 
fahr droht; freilich ist damit Gefahr überhaupt nicht 
ausgeschlossen. Bleiben wir auf dem jetzigen Platze, 
so würden wir im Falle der Gefahr den Schutz des 
Häuptlings haben, der uns gewiß warnen würde. 
Die ersten Eindrücke, die wir hier gewonnen haben, 
find günstig, und wir sind Gott von Herzen dankbar. 
Schon haben sich eine ganze Anzahl kleiner Burschen 
gemeldet, um hier zu bleiben. 
Aus Dar-es-Saläm schreibt Schwester M. 
Michaela im „Heidenkind“: 
Auf unserer Simbasi-Schamba wächst dieses 
Jahr das Gemüse so gut, wie noch nie in den vor- 
hergehenden Jahren um diese Zeit. Wir haben jetzt 
noch schöne, dicke Möhren, Bohnen, Spinat und 
Salat. Auf Simbasi sieht man auch jetzt neue Neger- 
häuser erstehen, die sich einige Jungens aus Kurasini 
erbauen, da sie sich mit einigen unserer größeren 
Mädchen nach Ostern zu verheirathen gedenken. Die 
kirchliche Trauung bei den schwarzen Christen ist die 
gleiche wie bei den Europäern, nur fehlt bei der 
Hochzeit der äußere Prunk. Die Brautleute werden 
ebenfalls vor der Hochzeit dreimal in der Kirche 
öffentlich verkündigt; die schwarze Braut empfängt 
ebenfalls Kranz, Schleier und Brautring. Am weißen 
Sonntag darf wieder eine hübsche Anzahl Christen 
zur ersten Kommunion gehen; zu Weihnachten 
wurde eine Reihe größerer und kleinerer Mädchen 
getauft. Unsere Hauptstadt verschönert sich immer 
mehr durch neue Bauten, und mancher Besucher, der 
vor wenigen Jahren Dar-es-Saläm geschaut, müßte
	        
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