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von ihrer Rentabilität manche Enttäuschungen herbei-
führen werden, so ist doch anzunehmen, daß solche
Ansiedler, die sich mit Sachkenntniß, Fleiß und ge-
nügendem Kapital der Kultur widmen, ihre Rechnung
dabei finden werden. Hoffentlich gelingt es uns dann,
von unseren für den Kakaobau geeigneten Ländereien
zu realisiren. Mit unserer eigenen größeren Kakao-
anpflanzung ist im vorigen Jahre der Anfang ge-
macht worden.
Die Orkanzeit ist in diesem Frühjahr glücklich an
den Inseln vorübergegangen, die Aussichten für die
Kopraproduktion liegen besser als im Vorjahre, und
die Koprapreise haben sich gehalten, so daß, wenn die
stetig zunehmende Konkurrenz im Handel auf dem
beschränkten Gebiete der Inseln die Einkaufspreise
nicht gar zu hoch treibt, vom laufenden Jahre wieder
ein gutes Resultat unserer Unternehmung erwartet
werden darf.
Unsere Vorrechtsanleihe wurde durch die jährliche
Ausloosung und durch einen kleinen Grundstücksverkauf
um 32 500 Mk. vermindert. Insgesammt sind bis-
lang 361 500 Mk. von der Anleihe amortisirt.
Von dem erzielten Gewinn von 400 882,77 Mk.
haben wir die ersorderlichen Abschreibungen mit
123 822,17 Mk. abgezogen, von dem Saldo den
Reservefonds mit 5 pCt. = 13 853.03 Mk. dotirt,
sodann 4 pCt. auf das Aktienkapital mit 110 000 Mk.
und 5 pCt. = 7660,37 Mk. Tantieme an den Auf-
sichtsrath abgesetzt. — Wir schlagen vor, eine fernere
Dividende von 4 pCt. auf das Aktienkapital mit
110 000 Mk. auszuzahlen, also im Ganzen 8 PpCt.
wie im Vorjahre, und den Rest von 35 547,20 Mk.
dem Extra-Abschreibungskonto gutzubringen, welches
sich damit auf 905 267,81 Mk. stellt. Unsere Ge-
l-mmtnsseroen belaufen sich dann auf 1591 782,60
ark.
Aus dem PBereiche der Missiovnen und
der Antishlaverei-Bewegung.
Der Geschäftsbericht des Evangelischen Afrika-
Vereins über das Jahr 1901 ist vom General-
sekretär des Vereins erstattet worden. Einleitung
und Schluß des Berichtes lauten:
„Abermals hat der Verein ein Jahr unermüd-
licher Arbeit hinter sich. Wer mit Verständniß den
Ereignissen des Jahres gefolgt ist, wer da weiß,
mit welchen Schwierigkeiten sowohl die Erwerbs-
gesellschaften als auch nicht zum wenigsten infolge-
dessen die Vereinigungen für christliche Liebesthätigkeit
zu kämpfen hatten, der wird sicherlich zugeben, daß,
obwohl die Mißgunst der Verhältnisse sich auch bei
uns bemerkbar machte, trotz alledem der Evangelische
Afrika-Verein auch im vergangenen Jahre etwas
geleistet hat. Kann er sich auch nicht gerade be-
sonders augenfälliger, glänzender Unternehmungen
rühmen, so hat er doch stetig und treu an der
Verwirklichung der Ziele, die er sich satzungsgemäß
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gesteckt hat, gearbeitet, und der Segen solcher Arbeit
ist für den, der sie zu schätzen weiß, unverkennbar.
.. Dankbar, aber auch in froher Hoffnung blicken
wir auf das zurück, was wir mit Gottes und unserer
Freunde Hülfe zum Besten der Eingeborenen und
Ansiedler in unseren Kolonien und damit zum Besten
unseres deutschen Vaterlandes haben thun dürfen.“
Miss. Krause hat eine Reise nach dem Merun-
berge (Deutsch-Ostafrika) gemacht, um dort eine
neue Missionsstation zu gründen. Er berichtet darüber
im „Eno.-Luth. Missionsblatt“: Auf dem jetzigen
Häuptlingsplatze steht ein Rasthaus, in welchem wir
uns einquartierten. Bald kam die Frau des Häupt-
lings, die uns freundlich begrüßte. Endlich kom
auch der Häuptling Menawuru. Elr zeigte sich weder
furchtsam noch frech, begrüßte uns freundlich, und
als ich ihn durch meinen Koch des längeren über
den Zweck unseres Kommens hatte verständigen lassen,
hieß er uns unter dem Beifall seiner Leute will-
kommen. Er bat uns, immer bei ihm zu bleiben,
er wolle uns einen Platz in seiner nächsten Nähe
anweisen. Wir sind nun acht Tage hier, und bisher
ist die Haltung der Leute uns gegenüber eine offene,
freundliche gewesen. Wiederholt hat uns der Häupt-
ling versichert, wir brauchten nichts zu fürchten und
könnten ruhig unfer Vieh bringen. Ich selbst glaube
auch, daß uns von der Merubevölkerung keine Ge-
fahr droht; freilich ist damit Gefahr überhaupt nicht
ausgeschlossen. Bleiben wir auf dem jetzigen Platze,
so würden wir im Falle der Gefahr den Schutz des
Häuptlings haben, der uns gewiß warnen würde.
Die ersten Eindrücke, die wir hier gewonnen haben,
find günstig, und wir sind Gott von Herzen dankbar.
Schon haben sich eine ganze Anzahl kleiner Burschen
gemeldet, um hier zu bleiben.
Aus Dar-es-Saläm schreibt Schwester M.
Michaela im „Heidenkind“:
Auf unserer Simbasi-Schamba wächst dieses
Jahr das Gemüse so gut, wie noch nie in den vor-
hergehenden Jahren um diese Zeit. Wir haben jetzt
noch schöne, dicke Möhren, Bohnen, Spinat und
Salat. Auf Simbasi sieht man auch jetzt neue Neger-
häuser erstehen, die sich einige Jungens aus Kurasini
erbauen, da sie sich mit einigen unserer größeren
Mädchen nach Ostern zu verheirathen gedenken. Die
kirchliche Trauung bei den schwarzen Christen ist die
gleiche wie bei den Europäern, nur fehlt bei der
Hochzeit der äußere Prunk. Die Brautleute werden
ebenfalls vor der Hochzeit dreimal in der Kirche
öffentlich verkündigt; die schwarze Braut empfängt
ebenfalls Kranz, Schleier und Brautring. Am weißen
Sonntag darf wieder eine hübsche Anzahl Christen
zur ersten Kommunion gehen; zu Weihnachten
wurde eine Reihe größerer und kleinerer Mädchen
getauft. Unsere Hauptstadt verschönert sich immer
mehr durch neue Bauten, und mancher Besucher, der
vor wenigen Jahren Dar-es-Saläm geschaut, müßte