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dem Oberleutnant Baumstark und dem Oberarzt Albiez von der Kaiserlichen Schutztruppe
für Deutsch-Ostafrikao,
dem Obersten Leutwein, den Oberleutnants Freiherrn v. Schönau-Wehr, Böttlin, Graf
v. Kageneck und Leutnant Schüle von der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika,
dem Oberleutnant à la suite Schmidt von der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun.
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Nichtamtlicher Theil
HRolonialrath.
Der Kolonialrath trat am Freitag, den 27. Juni,
vormittags 10 Uhr, im Reichstagsgebäude unter
Vorsitz des Direktors der Kolonial -Abtheilung zu
seiner diesjährigen Sommertagung zusammen. Der
Vorsitzende widmete dem verstorbenen Staatssekretär
a. D. Hertzog einen ehrenden Nachruf. Im Anschluß
an die gedruckt vorliegende Uebersicht der wichtigeren
Vorgänge auf kolonialem Gebiete !) wurde insbe-
sondere dem Bedauern der Verwaltung über den
Tod des Gouverneurs Köhler und das Ausscheiden
des Gouverneurs v. Bennigsen aus dem Kolonialdienst
Ausdruck gegeben. Auch wurde des Standes der
Eisenbahnfrage in dem deutsch-ostafrikanischen Schutz-
gebiet Erwähnung gethan. Auf Antrag des Herzogs
Johann Albrecht zu Mecklenburg, der auch seinerseits
die besonderen Verdienste des verstorbenen Gouver-
neurs Köhler hervorhob, wurde das Andenken des-
selben in der üblichen Weise geehrt. In der darauf
folgenden Generaldiskussion wurde zunächst die Wich-
tigkeit der Anstellung eines im Seewesen erfahrenen
Sachverständigen in der Kolonialverwaltung hervor-
gehoben. In der Generaldiskussion über Ostafrika
kamen hierauf die Verfügungen, betreffend die Schaffung
eines Vorbehaltes für den Landesfiskus von Deutsch-
Ostafrika zur ausschließlichen Aufsuchung und Gewin-
nung von Kohlen im Nordwesten des Nyassasees,
und die Verordnung des Reichskanzlers vom 5. März,
betreffend die Aufsuchung und Gewinnung von Mine-
ralien in den Flußbetten des Schutzgebiets zur Sprache.
Der Vorsitzende gab Aufschluß über die diesen Ver-
ordnungen zu Grunde liegenden thatsächlichen Ver-
hältmisse. Zu einer längeren Diskussion führte hier-
auf die Frage der Etatstrennung zwecks Herbeiführung
der finanziellen Selbständigkeit der Schutzgebiete. Die
Kolonialverwaltung hält das Ziel für erstrebenswerth,
den Zeitpunkt für eine praktische Durchführung aber
für noch nicht gekommen. Eine getrennte etatsrecht-
liche Behandlung der Zollverwaltung wird regierungs-
seitig ebenfalls als verfrüht erachtet. Seitens des
Frhrn. v. Oppenheim wurde der Verkauf der Pflanzung
Kurasini an die Handel-Plantagengesellschaft zur
Sprache gebracht. In der Spezialdiskussion wurde
die Anstellung eines Geologen in Ostafrika und die
Anstellung eines Arztes in Pangani berührt. Es
wurden die Verdienste des Dr. Kandt um die geo-
*) Siehe unten.
graphische Erforschung des Kiwuseegebietes hervor-
gehoben, und es wurde dabei angeregt, inwieweit
eine weitere Unterstützung desselben aus kolonialen
Fonds möglich sein wird. Es wurde weiter angeregt,
ob nicht mit Rücksicht auf die herrschenden friedlichen
Zustände an eine Herabsetzung der Stärke der Schutz-
truppe, eventuell eine theilweise Umwandlung derselben
in eine Polizeitruppe gedacht werden könne. Bei der
Flottillenverwaltung wurde um Mittheilung von Listen
der verwendeten Schiffe gebeten und davor gewarnt,
die Führung von Schiffen weniger tüchtigem Personal
anzuvertrauen. Auch die Frage wurde berührt, ob
ein Ingenieur oder Schiffsführer als seemännischer
Beirath anzustellen sei. Zu einer Diskussion führte
die Frage, ob bestimmten Beamten vorzuschreiben sei,
die Ausreise in die Schutzgebiete, statt in der 1., in
der 2. Klasse zu bewirken. In der hierauf folgenden
Diskussion über Neu-Guinea führte die Frage der
Anstellung von Aerzlen, die der Ausgestaltung der
Landungsverhältnisse in Herbertshöhe, die Frage der
Beschaffung eines größeren Dampfers und die der
Anlegung eines tropischen Versuchsgartens im Schutz-
gebiet zu einem Austausch von Meinungen.
In der Nachmittagssitzung kam zunächst der Etat
von Togo zur Diskussion. In der Spezialdiskussion
wurde die Frage der Anstellung von Aerzten erörtert,
insbesondere der ständigen Stationirung eines Arztes
in Misahöhe, ferner die Frage der Anlegung von
Versuchsgärten. Auch wurde die Ansicht ausgesprochen,
daß es richtig sein werde, von der Umwandlung der
Polizeitruppe in eine Schutztruppe, wie sie anscheinend
beabsichtigt sei, noch abzusehen. In der Diskussion
über den Etat von Kamerun kamen die den Gesell-
schaften Nordwestkamerun und Südkamerun verliehenen
Konzessionen zur Sprache. Eine Resolution des
Konsuls Vohsen, worin die Rechte der Eingeborenen
in den Konzessionsgebieten näher bestimmt werden,
fsand aus Seiten der Vertreter der Gesellschaften
Widerspruch und wurde zu weiteren Ermittelungen
einer Kommission von sieben Mitgliedern überwiesen.
Neben den Rechten der Eingeborenen auf die Pro-
dukte des Landes soll sich die Kommission auch mit
der Frage der Eingeborenenreservate beschäftigen. Die
Frage, ob der Zeitpunkt gekommen sei, eine Einge-
borenensteuer im Kamerun einzuführen, wurde vom
Gouverneur v. Puttkamer in bejahendem Sinne be-
antwortet. Die Einrichtung eines oder mehrerer
Versuchsgärten, insbesondere im Süden des Schutz-