Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Am 24. März d. Is. ist die von der Kolonial- 
Abtheilung einberusene Baumwollkonferenz zusammen 
getreten, um nach Anhörung der Ansichten und 
Urtheile von Sachverständigen und Interessenten 
auf dem Gebiete des Anbaues und der Verwerthung 
von Baumwolle geeignete Maßnahmen zur Förderung 
der Baumwollkultur in Deutsch-Ostafrika in Vor- 
schlag zu bringen. Von der Konferenz wurde unter 
der Voraussetzung, daß die erforderlichen Geldmittel 
von den Interessenten und dem Gouvernement zur 
Verfügung gestellt werden, beschlossen, unter der 
Leitung des kolonialwirthschaftlichen Komitees eine 
landwirthschaftliche Expertise nach den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika zu entsenden, um die 
Baumwollkultur zu studiren. Die gewonnenen Er- 
fahrungen sollen bei Einführung des Baumwoll-= 
baues als Eingeborenenkultur in Deutsch-Ostafrika 
verwerthet werden. Die Vorarbeiten sind noch nicht 
beendet und die Aufbringung der erforderlichen Mittel 
noch nicht gesichert. 
Die von der Panganigesellschaft errichtete Zucker- 
fabrik hat den Betrieb eröffnet. Sie beabsichtigt, 
den gewonnenen Zucker im Schutzgebiete, den Rum 
in Europa zu verwerthen. 
Das im Hafen von Dar-es-Saläm versunkene 
Schwimmdock ist durch den von den Howaldtswerken 
in Kiel entsandten Bergungsdampfer gehoben worden. 
Die Herstellungsarbeiten am Dock sind noch nicht 
beendet, und daher die Uebergabe an das Gouvernement 
noch nicht erfolgt. 
Die Vorarbeiten für die Ausgestaltung des 
Hasens von Dar-zes Saläm sind sertig gestellt und bei 
dieser Gelegenheit ist die Frage der Wasserversorgung 
von Dar-es-Saläm gefördert. Die mit Boden- 
untersuchungen am Kurasiniufer beschäftigten In- 
genieure, welche für die Hasenvorarbeiten entsandt 
waren, fanden dortselbst reiche Wasserquellen. Nach 
den zur Zeit vorliegenden Berichten erscheint die 
Annahme berechtigt, daß die Frage der Versorgung 
Dar-es-Saläms mit Trink= und Gebrauchswasser 
ihrer Lösung entgegen schreitet. 
Der Bau der evangelischen Kirche in Dar-es-Salam 
wurde beendigt, und die Kirche am 19. Mai d. Js. 
durch den Gouverneur eingeweiht. 
In Mpapua und in Bismarckburg am Tanganjika- 
see sind Reichstelegraphenanstalten eröffnet worden. 
Die Arbeiten der unter Leitung des Hauptmannus 
Herrmann stehenden Vermessungsexpedition zur Fest- 
stellung der deutsch-kongolesischen Grenze am Kiwusee 
sind zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. 
Hauptmann Herrmann hat den Rückmarsch zur Küste 
angetreten. 
Hauptmann Schlobach ist in Deutsch-Ostafrika 
eingetrofsen zur Führung einer 
Grenze auf beiden Usern des Victoria-Nyanza fest- 
legen soll. Hauptmann Schlobach wird im Anschlusse 
daran die Arbeiten an der deutsch-kongolesischen 
Grenze zum Abschlusse bringen. 
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Expedition, die 
gemeinsam mit den Engländern die deutsch-englische 
  
Der Eisenbahnbetrieb ist am 15. März d. Is. 
auf der Neubaustrecke Muhesa-Korogwe eröffnet 
worden und das Bahnunternehmen, da die Weiter- 
führung bis Mombo von den gesetzgebenden Körper- 
schaften abgelehnt wurde, hiermit vorläufig zum 
Abschluß gelangt. Auf der Bahn Tanga-Korogwe 
verkehren gegenwärtig dreimal wöchentlich gemischte 
Züge. 
Deutsch-Neu-Guinea 
(einschließlich des Inselgebiets der Karolinen, Palan 
und Marianen). 
Einer schweren Ausschreitung machten sich die 
Eingeborenen der südlich des Berges Varzin (Ga- 
zelle-Halbinsel, Neupommern) belegenen Ortschaft 
Paparatava schuldig, welche am 3. April d. Is. 
die Station des Pflanzers Wolf überfielen und dessen 
Frau und Kind ermordeten. Das Gouvernement 
sandte alsbald eine Strafexpedition ab. Vermittelst 
der Polizeimannschaft des Gouvernements, welche 
durch Pflanzungsarbeiter, die von den Firmen zur 
Verfügung gestellt wurden, verstärkt war, gelang es, 
der Unthat die Strafe sofort auf dem Fuße folgen 
zu lassen. Die Unruhen blieben auf ihren Herd 
beschränkt und sind nach dem letzten amtlichen Bericht 
beendet. 
Die Firma Hernsheim & Co. in Matupi hat 
zwei Pflanzungsunternehmungen auf der Gazelle- 
Halbinsel ins Leben gerufen, die mm erster Linie die 
Kultur der Kokospalme betreiben werden. Der 
Erschließung des Landes wird es förderlich sein, daß 
die aus der Zeit vor der deutschen Besitzergreifung 
des Schutzgebietes Neu-Guinea herrührenden, auf 
große Gebiete sich erstreckenden Landansprüche durch 
Vergleich zwischen den betheiligten Firmen und dem 
Gouvernement festgelegt sind. Durch diese im Anfang 
d. Is. zum Abschluß gebrachte Regelung ist die be- 
züglich weiter Bezirke bestehende Unsicherheit der 
Eigenthumsverhältnisse beseitigt. 
Vom Gesichtspunkte der wirthschaftlichen Zukunft 
des Schutzgebietes ist die Entdeckung von Gutta- 
percha und Kautschuk im Bereiche des Bismarck- 
gebirges durch den Botaniker Schlechter von großer 
Bedeutung. Die Kolonialverwaltung wartet die 
näheren Mittheilungen ab, um die Ausbeutung der 
Bestände so zu regeln, daß einem Raubbau vor- 
gebeugt wird. . 
Das Syndikat, welchem die dem Kolonialrath 
gelegentlich der vorletzten Tagung vorgelegte Kon- 
zession zur Ausbeutung des Gebiets am Huongolf 
(Kaiser Wilhelms Land) verliehen ist, hat seine 
Arbeiten begonnen und eine Expedition an Ort und 
Stelle gesandt. 
In den Ostkarolinen hat die Jaluitgesellschaft 
die Bearbeitung der niedrigen Inseln (Atolle) in 
Angriff genommen, deren ausschließliche Ausnutzung 
ihr entsprechend dem Beschlusse des Kolonialraths 
vom 10. November 1900 durch eine am 2. Juli 
v. Is. vollzogene Konzession eingeräumt worden 
ist. Mit den Eingeborenen sind Verträge über die
	        
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