Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

näher gerückt, wenn die zeitraubenden und mühseligen 
Versuche auch noch in einem zu frühen Stadium 
stehen, um schon eine bestimmte Erwartung auf 
durchschlagenden Erfolg aussprechen zu können.) 
Jedenfalls ist es für das Schutzgebiet von großer 
Bedeutung, auf die Regelung und Förderung der 
Rindvieh= und Pferdezucht hinzuarbeiten. Was bis 
jetzt von den Elngeborenen geleistet wurde, ist so 
gut wie nichts gegenüber dem, was man in Europa 
unter rationeller Viehzucht versteht. Und ein gutes 
Material ist, was Rindvieh anlangt, schon im Schutz= 
gebiete vorhanden; für die Pferdezucht liefert der 
benachbarte Sudan treffliche Grundlagen. 
Plantage Rpeme. 
Der Jahresbericht für das Jahr 1901 giebt den 
Bestand an Kokospalmen Ende des Jahres 1901 an 
mit 134000 Stück, und zwar 22 000 sechsjährige 
und ältere Palmen, 4500 fünfjährige, 26 000 vier- 
jährige, 32 500 dreljährige, 41 000 zweijährige und 
10 000 einjährige Palmen, außerdem auf der Pflan- 
zung Kpeme 5250 Pflänzlinge und 2500 Nüsse in 
Saatbeeten, auf dem Vorwerk Bagida 1000 Pflänz- 
linge und 15 000 Nüsse in Saatbeeten,. Mit der 
Anlage des Vorwerks Bagida, 176 ha groß, wurde 
im Jahre 1900 begonnen, nachdem das für Kokos- 
palmenkultur geeignete Land in Kpeme fast ganz 
bepflanzt war. Die Neuanpflanzungen im Jahre 1900 
hatten 53 100 Palmen betragen; infolge Trockenheit 
und theilweise wohl auch durch Verwendung minder- 
werthigen Bodens gingen hiervon jedoch 12000 Stück 
ein, so daß der Bestand an zweijährigen Palmen 
nur 41.000 Stück beträgt. 
Außer dem bisher als einziger Schädling auf- 
tretenden Nashornkäfer zeigte sich im vergangenen 
Jahre auch eine die Blätter befallende Schildlaus. 
Die Maßregeln gegen diese beiden Schädlinge, Ab- 
suchen der Nashornkäfer und Bespritzen der Palmen 
gegen die Schildlaus, waren von gutem Erfolge be- 
gleitet. Zum Einspritzen wurde auf Rath des Prof. 
Dr. Hollrung, Halle, eine Lösung von 200 kg 
Palmöl, 12⅛ kg Soda und 100 Liter Wasser, das 
Ganze mit weiteren 1500 Litern Wasser verdünnt, 
angewendet. 
Unter dem Pflanzungsleiter Wöckel waren ein 
weißer Assistent, drei Aufseher sowie durchschnittlich 
etwa 70 Arbeiter beschäftigt. Die Hauptarbeit war 
das Ersetzen der ausgegangenen Palmen und Urbar- 
machung und Anlage des Vorwerks Bagida. Ein 
Versuch mit der Sesamkultur wurde als unrentabel 
im Pflanzungsbetrieb nicht weiter fortgesetzt, dagegen 
wurde, anschließend an die Versuche des Kolonial= 
– 
*) Einem weiteren Bericht des Regierungsarztes 
Dr. Schilling zufolge hat derselbe mit der Immunisirung 
von Rindern inzwischen erhebliche Fortschritte gemacht. 
Wist werden diesen Bericht demnächst peröffentlichen. Anm. 
.Red. 
2905 
  
Wirtschaftlichen Komitees, ein kleines Feld mit Baum- 
wolle bepflanzt; das Resultat steht noch aus. 
Das Vieh hält sich auf der Pflanzung recht gut, 
insbesondere bewährt sich als Zugvieh das einheimiche 
Rind, von welchem auch wiederholt eingefahrene 
Thiere mit gutem Nutzen nach Kamerun verkauft 
wurden. 
Das Kapital wurde laut Beschluß der Gesellschaft 
im Jahre 1900 von 300000 Mk. auf 480 000 Mk. 
erhöht. Die Gesellschaft verfügte am 31. Dezember 
1901 noch über 113798 Mk., also für über drei 
Jahre Betriebsfonds, selbst wenn keine Einnahmen 
erzielt werden. Die Einnahmen aus Produkten be- 
trugen im Berichtsjahre zwar nur 717 Mk., doch 
ist dieses einestheils auf geringe Ernte infolge des 
Auftretens der Schildlaus und anderntheils darauf 
zurückzuführen, daß die geernteten Kokosnüsse bis jetzt 
zum größten Theil für Neuanpflanzungen verwendet 
wurden. Die Kokospalmen beginnen bekanntlich im 
siebenten Jahre zu tragen, so daß die Pflanzung 
im Jahre 1905 rund 85 000 tragende Palmen be- 
sitzen wird. Da dann der Ertrag auch vollständig 
zur Bereitung von Kopra verwendet werden kann, 
dürsten die Einnahmen bei einigermaßen guten Er- 
trägen die Ausgaben bereils übersteigen. 
Die Ausgaben pro 1901 betragen einschließlich 
9000 Mk. Abschreibungen und 3000 Mk. Vortrag 
rund 41 000 Mk., welche abzüglich 1200 Mk. Ein- 
nahme auf Pflanzungskonto übertragen werden. Die 
Pflanzung sieht mit 321 609 Mk. zu Buch, das 
entspricht bei einem Bestande von 136 000 Palmen 
noch nicht einem Werthe von 2,50 Mk. pro durch- 
schnittlich dreijährige Palme, was als günstig zu 
bezeichnen ist. 
Die Geschäftsführung leitet seit Anfang 1901 
Herr Bergassessor a. D. Fr. Hupfeld allein. 
(Tropenpflanzer.) 
  
Deutsch-Züdwestafrika. 
Unleitung zum Tabakbau in Deutsch-Lübwestafrika. 
II.*) « 
Das Köpfen geschieht, um den Blättern die Kraft 
zuzuwenden, welche sonst zur Saatentwickelung nöthig 
sein würde. Es muß daher so früh wie möglich 
geschehen, sobald genügend Blätter vorhanden sind. 
Die kleinen Blätter oben müssen sorgfältig geöffnet 
und die Knospen herausgekniffen werden. 
Vier oder fünf der frühesten und schönsten 
Pflanzen läßt man für Saat stehen, ohne zu köpfen. 
Seitentriebe erscheinen bald nach dem Köpfen. 
Diese müssen ausgebrochen werden, sobald sie er- 
scheinen. Sollten Seitentriebe an den Pflanzen, die 
zur Saat stehen blieben, erscheinen, so müssen sie 
auch ausgebrochen werden; nur diejenigen, welche in 
der Nähe der Spitze sind, müssen stehen bleiben. 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 261.
	        
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