Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

ängstlich versteckt angelegten Siedelungen getreten, in 
denenk mich alte Freunde mit solchen Mengen' von 
Lebensmitteln begrüßten, daß selbst meine mit Weibern 
und Jungen über 400 Köpfe zählende Gefolgsschaar 
sie nicht bemeistern konnte. 
Im Batilande haben Arbeiteranwerbungen für 
die Küstenplantagen bisher wenig stattgefunden, aber 
von einer Arbeitswilligkeit ist auch keine Rede. 
Daß sie vor fünf Jahren noch zu Hunderten von 
den Wutes verkauft wurden und diesen selbst alle 
schwere Arbeit leisten mußten, scheinen die Batis 
vergessen zu haben. Der Zwang ruht nicht mehr 
auf ihnen, Bedürfnisse kennen sie nicht, also faullenzen sie. 
Am 17. November traf ich in Ngillastadt mit 
Oberleutnant v. Bülow zusammen und ordnete meine 
gesammte Expedition, die nunmehr über 20 Mann 
Bedeckung verfügte. 
Für den Weitermarsch nach Norden standen der 
Expedition die Straßen über Joko—Tibati oder über 
Ngambe—Banjo offen. Die Wahl konnte nicht schwer 
sein, nachdem ein farbiger Unteroffizier der 4. Kom- 
pagnie, der über Joko aus Ngaundere kam, meldete, 
daß die Gegend zwischen Ngillastadt—Joko von den 
Wutes vollkommen geräumt sei und nirgends Lebens- 
mittel zu bekommen wären. Da aber das Stand- 
quartier der 4. Kompagnie, von der die Expedition 
zehn Soldaten bekommen sollte, Jolo war und da 
auch die 2. Kompagnie, die 15 Begleitsoldaten stellen 
mußte, nach jenseits Joko gemeldet wurde, wurde 
Oberleutnant v. Bülow dorthin mit der Weisung in 
Marsch gesetzt, der Expedition die genannten Mann- 
schaften in Ngambe zuzuführen. 
So marschirte am 19. November Oberleutnant 
v. Bülow mit seinen persönlichen Lasten nach Joko 
ab, die Expedition über Wimane, Magam, Wiang, 
Ganiang, Dingun, Bekobo nach Mguttestadt, wo sie 
am 25. November eintraf. 
Von Ngilla= bis Nguttestadt ist das Wuteland — 
das allerdings an sich nur schwach bevölkert ist — 
so weit bebaut, daß man täglich ein Dorf zum Ueber- 
nachten findet, und daß selbst die große Expedition 
keine Noth litt. Ueberall tritt das Bestreben der 
Wutes hervor, möglichst ungestört nach alter Art zu 
leben. So haben sich große Dorfschaften, die früher 
in der Nähe von Ngillastadt oder an den mehr be- 
gangenen Straßen lagen, mitten ins Land hinein- 
gezogen, wie Wimane und Dingun. Es wird schwer 
sein, die Wutes an einer Straße festzuhalten. 
Uebrigens traf ich fast in allen Wutedorsschaften 
bis Nguttestadt Händler an, die von Naunde aus 
vorgeschoben waren; meist Gabunleute, die es ver- 
stehen, sich der Eigenart jedes Volksstammes anzu- 
passen, auch gute Einläufer sind, hier aber überall 
klagten, daß wohl Gummi in den Wäldern sei, die 
Wutes aber nirgends mit Eifer an die Gewinnung 
gingen. Diese Unlust hat ihren Grund in der Be- 
dürfnißlosigkeit der Eingeborenen. Mit eigenen Ar- 
beitern so weit von der Küste Gummi zu schneiden, 
dürste den Firmen bei den hohen Trägerlöhnen 
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toreien, die bereits bis Ngambe vorgeschoben waren, 
wieder zurückgezogen, so daß mir in der Höhe des 
Jokogebirges für den Handel über Yaunde die Grenze 
zu liegen scheint, und zwar wird das Gebiet nördlich 
des Sannaga aus Billigkeitsgründen zweckmäßig mit 
Haussas bearbeitet werden, wie es vielfach bereits 
erfreulicherweise geschieht. Dieselben Haussahändler, 
die früher bei Ngilla und Ngutte saßen, fand ich 
auch jetzt wieder — aber die Produkte, die sie ein- 
kaufen, gehen nicht mehr nach Norden an den 
Benue, sondern südlich über Yaunde zur Küste. 
In dem großen zu Mgutte gehörigen Ganiong-= 
dorfe traf ich auf die Straße, die zuletzt die Expe- 
dition v. Schimmelpfennig passirt hat. Ganiong liegt 
am Ostrande des Granitmassivs, in dem die alte 
Nguttestadt unweit des Mbam lag. 
Fortwährend allen Europäern ausweichend, hat 
sich Ngutte nach der Niederwerfung Ngillas über- 
haupt nicht seßhaft gemacht, und jetzt erst beginnt er 
in den Bergen, die ihn von Dommes und Tikars 
trennen, seine Stadt wirklich auszubauen. Er hat 
großen Anhang, weil er sich den Schein der Unab- 
hängigkeit noch hat wahren können; von Ngilla, 
Dondugu und Wenke sind ihm nach deren Besiegung 
die Wutes zugelaufen. Eine Hauptaufgabe der 
nächsten Station dürfte sein, zu verhindern, daß im 
Wuteland Alles auseinanderläuft. 
Am 28. November lag die weite Wuteebene mit 
ihren mauerhohen Grasflächen und den dichten Wald- 
stücken zu Füßen der Expedition, die in beschwerlichem 
Ausstieg 1000 m Höhe erreicht hatte und in der 
Bergstadt Bangleurra Quartier nahm, um in das 
Tikarland einzumarschiren. 
Am 30. November mittags überschritt die Expe- 
dition auf einer kunstvoll aus Lianen geflochtenen 
Hängebrücke den zum Mbam fließenden Kim und 
war 40 Minuten später in Ngambe. Hier, in der 
von Tibati acht Jahre vergebens belagerten Stadt, 
erwartete ich Oberleutnant v. Bülow, der am 3. De- 
zember aus Joko eintraf, wo er weder die 4. noch 
die 2. Kompagnie angetroffen, vielmehr in Erfahrung 
gebracht hatte, daß diese nach der Einnahme von 
Ngaundere auf Garua weitermarschirt waren. Da 
auch die der Expedition zur Verfügung gestellten 
Reitthiere von den Kompagnien nicht übernommen 
werden konnten, hatte Oberleutnant v. Bülow zwei 
gute Pferde freihändig angekauft. Von dem Wach- 
kommando hatte Oberleutnant Nolte nur fünf Mann 
stellen können, so daß die Expedition nunmehr über 
25 Soldaten für den Weitermarsch verfügte. 
Nach Norden führen drei Straßen: Die östliche 
Tibati— Ngaundere, die sich hier wieder dreifach 
theilt: Rei Buba, Alhadsesin Galibu und Tschamba; 
die mittlere — wenigst begangene — Tibati— 
Tengeren und die westliche Banjo—Tschamba. 
Die östliche Straße führt durch das eben unter- 
worsene Ngaundereland, die Straße über Tengeren 
durch das Tibatigebiet; sie waren also sicher und 
ich wäre auch mit Rücksicht auf die große Karawane 
keinen Gewinn bringen. Thatsächlich sind auch Fak- und die geringe Bedeckungsmannschaft, wenn ich
	        
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