Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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monatelang ihre regelmäßigen Fieberanfälle, von 
denen glücklicherweise ein immerhin nur geringer 
Prozentsatz tödlich verlief. Geradezu auffallend aber 
war es, daß — im Gegensatz zu den in verschiedenen 
anderen tropischen Ländern gemachten Erfahrungen — 
die Eingeborenen viel mehr zu leiden hatten als die 
Weißen; nicht nur, daß die Erkrankungen häufiger 
vorkamen und schwerer waren, auch die Sterblich- 
keitsziffer war bei ihnen ungewöhnlich höher als bei 
den Weißen. Viel mag dazu beigetragen haben, daß 
Ernährung und Pflege viel zu wünschen übrig ließen, 
Chinin für sie meist unerreichbar war, und daß ihre 
dunklen Lehmhütten die besten Schlupfwinkel für die 
Moskitos bildeten. Es war auffallend, daß in den 
Monaten Februar bis April jenes Jahres die Mos- 
kitoplage einen ganz außerordentlichen Umfang an- 
genommen hatte. Während im Schutzgebiete bis 
dahin die Moskitos in der Regenzeit fast nur an 
Flußläufen und in Niederungen beobachtet worden 
waren, konnte man in genannter Zeit selbst auf 
trockenen Hochflächen dieser unbeliebten Gesellschaft 
nicht entgehen. 
In der ersten Zeit meines Aufenthaltes suchte 
ich mich vor den kleinen Peinigern dadurch zu 
schützen, daß ich in meinem Schlafzimmer den Tag 
über zwei sich gegenüber liegende Fenster offen ließ. 
Bei dem stets vorhandenen günstigen Winde herrschte 
im Zimmer eine fortwährende Zuglufl, von welcher 
die Moskitos bekanntlich keine Freunde sind; ferner 
zerstäubte ich allabendlich vor dem Schlafengehen 
etwas Zacherlin, und zuletzt bestrich ich mir noch 
Hände, Gesicht und Nacken leicht mit „Mosquitolin“. 
Die Fenster mußte ich dann allerdings während der 
Nacht geschlossen halten; dafür blieb ich aber auch 
von Moskitos vollständig verschont. Am Tage, be- 
sonders aber gegen Abend, trug ich als Fußbeklei- 
dung stets hohe (bis über die Knöchel reichende) 
Schnürstiefel oder halbhohe, leichte Schaststiefel, da 
ich aus Erfahrung wußte, daß beim Tragen niedriger 
Schuhe die Moskitos sich mit Vorliebe die nur mit 
dem Strumpf bedeckten Theile des Fußes für ihre 
peinigende Thätigkeit aussuchen. 
Sehr bald empfand ich das Schlafen bei ge- 
schlossenen Fenstern und die tägliche Anwendung des 
Mosquitolins als lästig, das, nebenbei bemerkt, nach 
meiner Ansicht auch zu theuer ist, um allgemeinere 
Verbreitung zu finden. Ich war daher genöthigt, 
ein bequemeres Mittel anzuwenden, um mich der 
bösartigen Störenfriede zu erwehren und mir die 
erforderliche Nachtruhe zu sichern. Zu meiner Freude 
gelang es mir bald, ein gutes Moskitonetz, das be- 
sonders auf dem Boden und am Eingang unbedingt 
sicher schloß, und ein Stück Fenstergaze zu beschaffen. 
Sodann ließ ich für meine Schlaszimmerfenster genau 
passende Rahmen anfertigen, welche mit Drahtgaze 
überzogen und derart an die Fensterrahmen von 
außen angeschraubt wurden, daß die Fensterflügel 
nach wie vor ungehindert nach innen geöffnet werden 
konnten, gleichzeitig aber auch ein moskitosicherer 
  
Abschluß nach außen geschaffen wurde. Auf diese 
Weise konnte ich nachts bei offenem Fenster schlafen 
und hatte doch Ruhe vor den ungebetenen kleinen 
Gästen; da es aber doch vorkam, daß einige der- 
selben tagsüber durch die offene Schlafzimmerthür 
eindrangen, wendete ich zuletzt noch folgendes Ver- 
fahren an: Abends nach Eintritt der Dunkelheit 
schloß ich die Fenster und Thür des Schlafzimmers 
und zerstäubte ungefähr eine Viertelflasche Zacherlin 
(wovon eine ganze Flasche 30 Pf. kostete). Etwa 
¼ bis ½ Stunde später waren alle vorhandenen 
Moskitos, Fliegen 2c. getödtet und die durch die 
Gaze geschützten Fenster wurden, weil das Einathmen 
des Zacherlins Hustenreiz verursachte, wieder geöffnet. 
Nach Beschaffung des Moskitonetzes für das Bett 
und der Fenstergaze konnte ich den Gebrauch des 
Mosquitolins ganz einstellen. — Bei diesem Ver- 
fabren bin ich nie von Moskitos geplagt worden; 
ich habe sie sogar nie mehr des Nachts im Schlaf- 
zimmer beobachten können. 
Thatsache ist nun, daß ich bis jetzt von der 
Malaria vollständig verschont geblieben bin, während 
eine Reihe Europäer, die sich mit mir oder sogar 
nach mir zur Zeit der Fieberepidemie in meinem 
Wohnorte niedergelassen hatten, soweit ich beobachten 
konnte, alle an Fieberanfällen zu leiden gehabt, 
aber auch sämmtlich keine durchgreifenden Maßregeln 
angewendet haben, um sich vor den Moskitos zu 
schützen. 
Gutachten über die Marmoplagerung auf der Farm 
Etusis im füdwestafrikanischen Schutzgebiete. 
Höchstens 6 km von der Station Ababis an der 
Bahnstrecke Swakopmund — Karibib und in einer 
Entfernung von 165 km von der Küste gelegen, 
tritt am südlichen Abhange eines sehr zerrissenen 
Gebirgsstocks eine gewaltige Marmorablagerung auf, 
die in ihrer Erstreckung von 6 bis 7 km im Lie- 
genden (nach Nord) von Quarzit und im Hangenden 
von massigen Gesteinen — Granit und Gneis — 
eingeschlossen ist. Diese zum Theil bis 1 km mäch- 
tige Formation erweist sich in dem mittleren Theile 
auf mindestens 100 m infolge des Auftretens massiger 
Beschaffenheit, d. h. ohne Vorhandensein von Schiefer 
und sonstigen wesentlichen Störungen besonders zum 
Abbau des Marmors geeignet, da der fragliche 
Charakter des Terrains die Anlage von Steinbruchs- 
betrieb mit Leichtigkeit zuläßt. 
Was die Qualität des Marmors betrifft, so sind 
nach meinem Dafürhalten die ziemlich feinkörnige 
Struktur, der lebhafte Glanz, die blendend reine 
weiße Farbe, die verhältnißmäßig große Durchsichtig- 
keit (stark kantendurchscheinend) und die Möglichkeit 
der Beschaffung großer Werkstücke als gute Anzeichen 
anzusehen, wie sie bei den geschätztesten europärschen 
und in der Technik verwendeten Marmorarten zu 
finden sind. 
Besonders auffallend ist, daß der Marmor von
	        
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