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monatelang ihre regelmäßigen Fieberanfälle, von
denen glücklicherweise ein immerhin nur geringer
Prozentsatz tödlich verlief. Geradezu auffallend aber
war es, daß — im Gegensatz zu den in verschiedenen
anderen tropischen Ländern gemachten Erfahrungen —
die Eingeborenen viel mehr zu leiden hatten als die
Weißen; nicht nur, daß die Erkrankungen häufiger
vorkamen und schwerer waren, auch die Sterblich-
keitsziffer war bei ihnen ungewöhnlich höher als bei
den Weißen. Viel mag dazu beigetragen haben, daß
Ernährung und Pflege viel zu wünschen übrig ließen,
Chinin für sie meist unerreichbar war, und daß ihre
dunklen Lehmhütten die besten Schlupfwinkel für die
Moskitos bildeten. Es war auffallend, daß in den
Monaten Februar bis April jenes Jahres die Mos-
kitoplage einen ganz außerordentlichen Umfang an-
genommen hatte. Während im Schutzgebiete bis
dahin die Moskitos in der Regenzeit fast nur an
Flußläufen und in Niederungen beobachtet worden
waren, konnte man in genannter Zeit selbst auf
trockenen Hochflächen dieser unbeliebten Gesellschaft
nicht entgehen.
In der ersten Zeit meines Aufenthaltes suchte
ich mich vor den kleinen Peinigern dadurch zu
schützen, daß ich in meinem Schlafzimmer den Tag
über zwei sich gegenüber liegende Fenster offen ließ.
Bei dem stets vorhandenen günstigen Winde herrschte
im Zimmer eine fortwährende Zuglufl, von welcher
die Moskitos bekanntlich keine Freunde sind; ferner
zerstäubte ich allabendlich vor dem Schlafengehen
etwas Zacherlin, und zuletzt bestrich ich mir noch
Hände, Gesicht und Nacken leicht mit „Mosquitolin“.
Die Fenster mußte ich dann allerdings während der
Nacht geschlossen halten; dafür blieb ich aber auch
von Moskitos vollständig verschont. Am Tage, be-
sonders aber gegen Abend, trug ich als Fußbeklei-
dung stets hohe (bis über die Knöchel reichende)
Schnürstiefel oder halbhohe, leichte Schaststiefel, da
ich aus Erfahrung wußte, daß beim Tragen niedriger
Schuhe die Moskitos sich mit Vorliebe die nur mit
dem Strumpf bedeckten Theile des Fußes für ihre
peinigende Thätigkeit aussuchen.
Sehr bald empfand ich das Schlafen bei ge-
schlossenen Fenstern und die tägliche Anwendung des
Mosquitolins als lästig, das, nebenbei bemerkt, nach
meiner Ansicht auch zu theuer ist, um allgemeinere
Verbreitung zu finden. Ich war daher genöthigt,
ein bequemeres Mittel anzuwenden, um mich der
bösartigen Störenfriede zu erwehren und mir die
erforderliche Nachtruhe zu sichern. Zu meiner Freude
gelang es mir bald, ein gutes Moskitonetz, das be-
sonders auf dem Boden und am Eingang unbedingt
sicher schloß, und ein Stück Fenstergaze zu beschaffen.
Sodann ließ ich für meine Schlaszimmerfenster genau
passende Rahmen anfertigen, welche mit Drahtgaze
überzogen und derart an die Fensterrahmen von
außen angeschraubt wurden, daß die Fensterflügel
nach wie vor ungehindert nach innen geöffnet werden
konnten, gleichzeitig aber auch ein moskitosicherer
Abschluß nach außen geschaffen wurde. Auf diese
Weise konnte ich nachts bei offenem Fenster schlafen
und hatte doch Ruhe vor den ungebetenen kleinen
Gästen; da es aber doch vorkam, daß einige der-
selben tagsüber durch die offene Schlafzimmerthür
eindrangen, wendete ich zuletzt noch folgendes Ver-
fahren an: Abends nach Eintritt der Dunkelheit
schloß ich die Fenster und Thür des Schlafzimmers
und zerstäubte ungefähr eine Viertelflasche Zacherlin
(wovon eine ganze Flasche 30 Pf. kostete). Etwa
¼ bis ½ Stunde später waren alle vorhandenen
Moskitos, Fliegen 2c. getödtet und die durch die
Gaze geschützten Fenster wurden, weil das Einathmen
des Zacherlins Hustenreiz verursachte, wieder geöffnet.
Nach Beschaffung des Moskitonetzes für das Bett
und der Fenstergaze konnte ich den Gebrauch des
Mosquitolins ganz einstellen. — Bei diesem Ver-
fabren bin ich nie von Moskitos geplagt worden;
ich habe sie sogar nie mehr des Nachts im Schlaf-
zimmer beobachten können.
Thatsache ist nun, daß ich bis jetzt von der
Malaria vollständig verschont geblieben bin, während
eine Reihe Europäer, die sich mit mir oder sogar
nach mir zur Zeit der Fieberepidemie in meinem
Wohnorte niedergelassen hatten, soweit ich beobachten
konnte, alle an Fieberanfällen zu leiden gehabt,
aber auch sämmtlich keine durchgreifenden Maßregeln
angewendet haben, um sich vor den Moskitos zu
schützen.
Gutachten über die Marmoplagerung auf der Farm
Etusis im füdwestafrikanischen Schutzgebiete.
Höchstens 6 km von der Station Ababis an der
Bahnstrecke Swakopmund — Karibib und in einer
Entfernung von 165 km von der Küste gelegen,
tritt am südlichen Abhange eines sehr zerrissenen
Gebirgsstocks eine gewaltige Marmorablagerung auf,
die in ihrer Erstreckung von 6 bis 7 km im Lie-
genden (nach Nord) von Quarzit und im Hangenden
von massigen Gesteinen — Granit und Gneis —
eingeschlossen ist. Diese zum Theil bis 1 km mäch-
tige Formation erweist sich in dem mittleren Theile
auf mindestens 100 m infolge des Auftretens massiger
Beschaffenheit, d. h. ohne Vorhandensein von Schiefer
und sonstigen wesentlichen Störungen besonders zum
Abbau des Marmors geeignet, da der fragliche
Charakter des Terrains die Anlage von Steinbruchs-
betrieb mit Leichtigkeit zuläßt.
Was die Qualität des Marmors betrifft, so sind
nach meinem Dafürhalten die ziemlich feinkörnige
Struktur, der lebhafte Glanz, die blendend reine
weiße Farbe, die verhältnißmäßig große Durchsichtig-
keit (stark kantendurchscheinend) und die Möglichkeit
der Beschaffung großer Werkstücke als gute Anzeichen
anzusehen, wie sie bei den geschätztesten europärschen
und in der Technik verwendeten Marmorarten zu
finden sind.
Besonders auffallend ist, daß der Marmor von