Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Bei so schwierigen Verhältnissen steht man in diesem 
ja auch noch neuen Gebiet noch recht in den An— 
fängen, auch im Schulwesen. Doch hat Mangala 
am Ndong eine stark besetzte Schule, in der etwas 
geleistet wird, und die zahlreich besuchten Gottes- 
dienste zeigen, daß etwas erreicht ist. Es scheint, 
daß der anfangs zähen Widerstand leistende Stamm 
der Mangala sich dem Wort Gottes schneller als 
andere öffnet. Der dortige Lehrer ist schon fünf 
Jahre an der Arbeit und giebt sich Mühe. Dort 
wurde in einer Versammlung unter dem Vorsitz von 
Br. Hässig ein gemeinnütziger Verein gegründet, 
dem der Missionar unter dem Jubel der Ver- 
sammlung auch beitrat. Der zog den Verein gleich 
zur Herstellung einer Kapelle heran. Im Ganzen 
ist die Bevölkerung im Hinterland von Edea günstig 
gestimmt. Auch Stämme, von denen es noch vor 
Kurzem hieß, sie würden den Missionar umbringen, 
wenn er komme, warten jetzt auf ihn. Aber man 
muß darauf hinwirken, daß die Leute sich feste 
Wohnsitze verschaffen und in Dörfer zusammenziehen. 
Ist doch auch das unstäte Umherziehen in ihrem 
Aberglauben begründet. Doch wird man durch dieses 
Bestreben die Zauberer aufbringen, für die die Be- 
rathung der Leute in Wohnungsangelegenheiten eine 
Haupteinnahmequelle ist. 
Es bleibt noch ein Blick auf die Arbeit am 
Kamerunberg, auf die Küstenstation Viktoria und die 
Bergstation Buea. Die Bakwiri, unter denen hier 
vornehmlich gearbeitet wird, zeichnelen sich von jeher 
durch ihre Gleichgültigkeit aus, und im Großen und 
Ganzen herrscht dieser Sinn noch. Dozu greifen 
die großen Pflanzungen, die fast den ganzen Süd- 
westabhang des Gebirges einnehmen, mit ihrem Betrieb 
störend ein; die in ihnen beschäftigten Leute sind 
schwer in ihren Dörsern anzutreffen. Im Gebiet 
von Buea wirkte die Unsicherheit der Verhältnisse 
hemmend. Man wußte nicht, ob nicht die Leute, 
wie das bisher schon geschehen war, im Interesse 
der Pflanzungen aus ihren Wohnsitzen verdrängt 
und zur Ansiedelung an andern Orten genöthigt 
würden, und mußte deswegen Anstand nehmen, sich 
irgendwo fest niederzulassen. Jetzt sollen endlich die 
Verhältnisse, nachdem bisher das Interesse der Ein- 
geborenen vielfach dem der Pflanzungen geopfert 
worden war, in einer für die Eingeborenen wohl- 
wollenden Weise geregelt werden. Dann wird der 
Mission eine wirksamere Arbeit möglich sein. 
Ganz fehlen die Fortschritte und Erfolge auf 
dem schwierigen Boden der beiden Stationen nicht. 
In Buea wirkt die Knabenanstalt unter der Bakwiri- 
jugend und gewinnt Manche; auch auf einzelnen 
Außenstationen findet sich einiges Entgegenkommen. 
In Viktoria gewinnt die Gemeinde allmählich mehr 
Festigkeit. Ist sie auch ein schwaches Häuflein, bei 
dem es durch viel Fallen und Wiederaufstehen geht, 
so zeugt doch bei Manchem sein Verhalten von einer 
inneren Umwandlung, und es bildet sich ein Kern 
von Gemeindegliedern, denen die Sache der Gemeinde 
  
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am Herzen liegt. Durch neun Heidentaufen ist sie 
auch ein wenig gewachsen. Auf den Außenstationen 
sieht es zum Theil noch betrübend aus, doch nähert 
sich in Boana ein Theil der Bevölkerung. und in 
Bonangombe freut man sich über ziemlich viel Heiden, 
die am Gottesdienst theilnehmen. 
Ueber die Ausbildung von Eingeborenen in 
Handwerken schreibt die „Deutsch-Südwestafrikanische 
Zeitung“: 
Die katholische Mission in Windhoek hat seit 
einem Jahre einen Versuch durchgeführt, von dem 
man mit ungetheilter Befriedigung hören wird. Sie 
hat neun Betschuanenjungen aus der Gegend von 
Aminuis in Handwerken ausgebildet, und zwar als 
Schuhmacher, Schneider, Maurer, Tischler und 
Gärtner. Die Jungen stehen im Alter von 14 bis 
18 Jahren. Bei der Ausbildung ist der Grundsatz 
festgehalten worden, daß sie während der ganzen 
Tageszeit unter Aussicht und Anleitung waren. 
Der Tagesplan war folgender: um 5½ Uhr 
morgens mußten die Jungen ausstehen und sich zu 
einem kurzen Morgengebet versammeln; dann hatte 
jeder ein ihm angewiesenes Zimmer zu reinigen und 
aufzuräumen. Um 7 ½ Uhr ging es in die Werk- 
statt, wo unter der Leitung eines Laienbruders, der 
in dem Handwerk, in dem er Anleitung giebt, voll- 
kommen ausgebildet ist, bis gegen 10 oder 10⅛ Uhr 
gearbeitet wurde, dann folgte bis 12 Uhr Schul- 
unterricht. Die Nachmittagsthätigkeit begann wieder- 
um mit einer Schulstunde von 1½ bis 2½ Uhr. 
Es schloß sich Arbeit in der Werkstatt, bis 6 Uhr 
an und mit einer Schulstunde bis 7 Uhr endete das 
Tagewerk. Um 8/ Uhr wurde schlafen gegangen. 
Der Schulunterricht hatte die Elementarfächer, 
Lesen, Schreiben und Rechnen zum Gegenstande 
und wurde lediglich in deutscher Sprache ertheilt. 
Der Erfolg dieses Versuches hat durchaus be- 
friedigt. Die Jungen haben sich recht anstellig 
gezeigt, einzelne in einem Grade, der über den bei 
weißen Lehrlingen zu beobachtenden Durchschnitt 
hinausgeht. Das Deutsche haben sie sich recht gut 
angeeignet. Den hiesigen Eingeborenen gegenüber, 
namentlich den Kaffern, fühlen sie sich als auf 
einer höheren Stufe stehend, was sie thatsächlich ja 
auch von vornherein sind. Sinn für Sauberkeit 
und Ordnung ist bei den Betschuanen vorhanden, 
bei den Kaffern im Allgemeinen kaum. Besonders 
bezeichnend war es, daß einer dieser Betschuanen- 
jungen, der auf die Reise mitgenommen war und 
den anderen Eingeborenen das Essen zuzutheilen 
hatte, nachdem er dies gethan, sich bei Seite setzte 
und für sich allein, nicht mit den anderen zusammen 
aß. Wie werthvoll diese Zurückhaltung von anderen 
Eingeborenen bei einem Jungen ist, den man als 
Diener im Hause hat, bedarf keiner näheren Aus- 
führung. 
Auf welche Weise den Eingeborenen Gelegenheit 
geboten werden wird, die erlernten Handsertigkeiten 
 
	        
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