Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

schnittspreis für den Kaffee I. beträgt etwas über 
65 Pfennig per Pfund. Die Arbeiten auf der 
Plantage sind im Rahmen der Beschlüsse des Auf- 
sichtsraths weitergeführt worden. Das leitende 
Prinzip bei Anlage und Ausbau der Kaffeeplantage 
Sakarre ist von vornherein auf die Auspflanzung von 
einer Million Bäumen und die Einrichtung aller 
zur Bereitung der Ernte gehörigen Fabrikanlagen 
gerichtet gewesen, weil die Leitung des Unternehmens 
an der Ueberzeugung festhält, daß nur eine im 
großen Maßstabe angelegte Plantage in Deutsch- 
Ostafrika lebensfähig ist. Aus diesen Gesichtspunkten 
heraus sind auch im dritten Geschäftsjahre die 
Arbeiten weitergeführt worden. 
Am Schlusse des zweiten Geschäftsjahres enthielt 
die Plantage 723 441 Kaffeebäume. Im dritten 
Geschäftsjahre haben wir durch die erwähnte ab- 
norme Trockenheit und den dadurch begünstigten 
üblen Einfluß der Hemileia 35 000 Bäume verloren. 
Diese 35 000 Bäume sind sofort nachgepflanzt und 
außerdem weitere 136 000 neue Bäume gepflanzt 
worden, so daß am Schlusse des dritten Geschästs- 
jahres etwa 860 000 Kaffeebäume ausgepflanzt 
waren. Gegenwärtig wird die Million bereits er- 
reicht sein. 
Die Kartoffelbau-Versuche ergaben eine Ernte 
von etwa 2000 Centnern; der Anbau von Rüben 
erheblich mehr. Beide Produkte sind im Wesentlichen 
als Viehfutter zur Verwendung gekommen. Da wir 
auf die angeführten Versuche und Anlagen vorläufig 
keinen wesentlichen Werth legen, um die Ausgestaltung 
der Kaffepflanzung nicht zu beeinträchtigen, ist unser 
Oberpflanzer angewiesen worden, den Anbau auf das 
für die Europäer und für Futterzwecke erforderliche 
Quantum zu beschränken. 
Im dritten Geschäftsjahre ist das erste eiserne 
Trockenhaus errichtet und mit Erfolg in Betrieb 
gesetzt worden; da jedoch die Wärmeausstrahlung 
durch das Wellblech anscheinend zu groß ist, haben 
wir uns entschlossen, das Trockenhaus unter Weg- 
nahme der Wellblechplatten im Eisengerüst auf- 
zumauern und auch das zweite im dritten Geschäfts- 
jahre herausgesandte Trockenhaus in denselben Ab- 
messungen aus Mauerwerk herzustellen. 
Die Wegcanlage bereitet uns außerordentliche 
Schwierigkeiten und Kosten. Es ist zu berücksichtigen, 
daß der Fahrweg zum Anschluß an die Eisenbahn- 
station Korogwe eine Länge von 37 km hat, und 
daß umfangreiche Sprengungen erforderlich waren. 
Die für den Bau in Aussicht genommen gewesene 
Summe hat daher nicht eingehalten werden können. 
Da jedoch der Weg als einziger in West-Usambara 
gelegener Fahrweg eine Ausschlußstraße von der 
Endstation der Usambara-Eisenbahn, Korogwe, nach 
dem gesammten West-Usambara und dem Bezirksamt 
Wilhelmsthal und den Plantagen bildet, so haben 
wir Unterhandlungen mit dem Kaiserlichen Gon- 
vernement eingeleitet, welche darauf abzielen, daß 
unser bereits im vorigen Jahre theilweise befahrener 
  
und allen Anforderungen entsprechender Fahrweg 
vom Kaiserlichen Gouvernement übernommen wird. 
Am Schlusse des dritten Geschäftsjahres fehlten an 
der Vollendung des Fahrwegces noch einige Kilometer. 
Im Interesse aller Plantagen ist auf das Dringendste 
zu wünschen, daß die Usambara-Bahn endlich bis 
zu dem projektirten Endpunkte Korogwe vollendet wird. 
Im dritten Geschäftsjahre ist das erste Trocken- 
haus vollendet, und es sind die Fundamente für das 
zweite Trockenhaus aufgeführt worden. Ueber diesen 
Fundamenten ist ein Wellblechschuppen errichtet 
worden, welcher als Kaffeelagerraum diente. Für 
den maschinellen Betrieb ist während des dritten 
Geschäftsjahres eine Turbine von 100 Pferdekräften 
hinausgesandt worden; ferner eine große Andersonsche 
Schäl= und Poliermaschine aus dem Grusonwerk 
Magdeburg-Buckau, ein vierter Kaffeepulper und eine 
Kaffeetransportrinne aus verzinktem Eisenblech, welche 
in einer Länge von 4½ km den Transport der 
Kaffeefrüchte aus der Pflanzung nach der Fabrik 
erleichtern wird. Für die Aufstellung der zum Theil 
komplizirten Maschinen haben wir einen Ingenieur 
hinausgesandt. 
Wir haben uns entschlossen, auf der Plantage 
eine kaufmännische Buchführung genau in derselben 
Weise einzurichten, wie dieselbe bei der Direktion in 
Berlin geführt wird. Zu diesem Zwecke ist ein 
Buchhalter hinausgesandt worden. Wir beschäftigten 
am Ende des dritten Geschäftsjahres außer unserem 
Oberpflanzer vier angestellte Pflanzer, einen Buch- 
halter und einen Ingenieur. 
Die Entwickelung der Plantage als Verkehrs- 
mittelpunkt ist gleichmäßig fortgeschritten. Wir haben 
dem Inder auf dem Hauptgehöft einen massiven 
Laden gebaut. Der Viehbestand auf unserer Plan- 
tage ist in guter Entwickelung begriffen. Die im 
Jahre 1899 eingeführte arabische Schimmelstute hat 
das erste in Ostafrika geborene Maulthier zur Welt 
gebracht. Die Witterungsverhältnisse sind, wie 
bereits erwähnt, in der ersten Hälfte des dritten 
Geschäftsjahres in Folge anhaltender Trockenheit sehr 
ungünstig gewesen; die zweite Hälfte hat dafür ganz 
außerordentliche Regensälle gebracht. Die Ernte- 
aussichten lassen sich nicht mit Bestimmtheit voraus- 
sagen, da unsere Ernte erst Anfang September be- 
ginnt und sich über vier Monate erstreckt. Anfang 
Oktober waren bereits 300 Centner geerntet. Für 
die Gesammtaussichten ist günstig, daß wir ein- 
schließlich der Bauten und maschinellen Anlagen 
sowie des Wegebaues jeden Baum nur mit etwa 
einer Mark zu Buche stehen haben. 
Das hauptsächliche Aktiv-Konto der Gesellschaft, 
das Plantagen = Konto, welches das Land nebst 
Pflanzungsanlagen enthält, steht mit 739 315,47 Mk. 
zu Buch, das Gebände-Konto mit 67 877,50. Das 
Bankguthaben und die Kassenbestände belaufen sich 
auf 52 519,76. Noch nicht eingefordert sind auf 
die neuen Aktien 250 000 Mk.“
	        
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