Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

RAus dem Bereiche der Wissionen und 
der Anfisklaverei-Bewegung. 
Die Evangelische Missionsgesellschaft für Deutsch- 
Ostafrika (Berlin III) hat den „Nachrichten aus der 
ostafrikanischen Mission“ zufolge in Usambara eine 
neue Station begründet. Bisher war dort Wuga 
ihre südlichste Station. Aber auf die Gegend nach 
Lutindi zu hatten die Missionare längst ihr Augen- 
merk gerichtet. Der neue Platz liegt dicht bei Bungu. 
Welche der umliegenden Ortschaften ihm den Namen 
geben wird, steht noch nicht fest. Eine ganze Reihe 
von solchen ist in ¾ bis 2 Stunden zu erreichen. 
Wie es scheint, ist also die Lage in vieler Beziehung 
günstig. Hinzu tritt die Verkehrserleichtung der von 
Tanga ausgehenden Eisenbahn, deren Verlängerung 
bis Mombo jetzt beschlossen ist. Es wird zunächst 
ein Häuschen gebaut, das als Wohnhaus nur provi- 
sorisch sein und später anderen Zwecken dienen soll, 
wenn das eigentliche Wohnhaus errichtet sein wird. 
Außerdem wird eine Schule mit zwei größeren 
Räumen errichtet, in der bis auf weiteres auch ge- 
predigt wird. 
Zu den Berichten der Missionsgesellschaft Berlin 1 
finden wir folgenden Beschluß des Missionskomitees: 
Inspektor Sauberzweig Schmidt soll im Sommer 
dieses Jahres nach Amalienstein in Südafrika gehen, 
um an der 650jährigen Jubelfeier dieser Station 
teilzunehmen; er soll danach eine Informationsreise 
durch mehrere Stationen Südafrikas machen und sich 
dann nach Deutsch-Ostafrika begeben, um dort 
die Stationen Dar-es-Salam, Kissarawe und Ma- 
neromango, welche wir von Berlin III übernehmen, 
zu inspizieren, und vor Ende dieses Jahres nach 
Berlin zurückkehren. Seine Inspektionsreise nach 
China wird ein Jahr später stattfinden. 
Die Zeitschrift des Afrika-Vereins deutscher 
Katholiken „Gott will es!“, veröffentlicht eine Uber- 
sicht über die Missionstätigkeit der Väter vom hl. 
Geist in dem Apost. Vikariat Nord-Sansibar 
(Deutsch-Ostafrika), der wir folgende Daten ent- 
nehmen: 
Das Vikariat umfaßt augenblicklich 19 Stationen 
mit emem Gesamtpersonal von 38 Patres, 34 Brüdern 
und 36 Schwestern. Die Wohnhäuser unserer Sta- 
tionen sind nach und nach aus= oder umgebaut 
worden, so daß sie jetzt ihren Bewohnern ein trautes 
Heim bieten. Der Gesundheitszustand ist deshalb 
im allgemeinen ein besserer. Mit der nötigen Sorg- 
falt ist es möglich, ernstere Krankheiten fern zu 
halten. Die Zahl der getauften Kinder hat 1054 
erreicht, gegen 711 im Vorjahre. Wir besitzen 
augenblicklich 23 Waisenhäuser, worunter 4 größere; 
fünf neue sind im Laufe des Berichtsjahres hinzu- 
gekommen. In diesen 23 Anstalten werden 775 
Kinder beiderlei Geschlechts erzogen. Die Schulen 
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sind auf 55 vermehrt worden, gegen 7720 Kinder 
erhalten in denselben Unterricht. Unsere drei Nieder- 
lassungen am Kilimandscharo zählen allein mehr als 
5000 Schüler und Schülerinnen, Kiboscho 4000, 
Kilema 800 und Fischerstadt 1134. In der Mission 
werden die Kinder streng zur Arbeit angehalten. 
In Werkstätten und Nähschulen, in Anpflanzungen 
und Gärten erlernen sie das, was ihnen später ver- 
helfen wird, neben dem Kodi (Steuer) für die Re- 
gierung, der in klingender Münze zu bezahlen ist, 
ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In 12 Werk- 
stätten und Nähschulen und auf 16 Anpflanzungen 
arbeiten zur Zeit mehr als 500 Knaben und Mädchen. 
Während wir so großes Gewicht auf die Kinder- 
erziehung legen, die bekanntlich das Hauptwerk jeder 
Mission ist, wurden jedoch die Erwachsenen nicht 
vernachlässigt. An 1700 sind getauft worden. Die 
Mission besitzt vier Krankenhäuser und ein Aussätzigen- 
heim, sowie zahlreiche Armenapotheken. Hierzu 
kommen seit dem 1. Januar d. Is. das Armen- 
hospital und das Aussätzigenheim von Sansibar. 
— 
Im „Monatsblatt der Norddeutschen Missions- 
gesellschaft" wird nach einem Rückblick auf die seit 
1847 in Togo entwickelte Schultätigkeit der Nord- 
deutschen Missionsgesellschaft über den jetzigen Stand 
derselben folgendes mitgeteilt, das sich zugleich auf 
die im englischen Gebiet bestehenden Schulen bezieht: 
Ein Blick in unfre verschiedenen Schulen wird 
uns zeigen, daß sich im Togoland ein wohlgeordnetes 
Schulsystem gebildet hat. Wir beginnen mit der 
untersten, der Außenstationsschule. Die Errichtung 
derselben ist Sache der Dorfbewohner. Der Mis- 
sionar steckt wohl das Gebäude ab und gibt gute 
Ratschläge, aber die Ausführung liegt wesentlich in 
der Hand der Eingeborenen, welche dankbar sind, 
wenn ihnen noch ein von der Mission ausgebildeter 
Handwerker zur Seite gestellt wird. Die Ausrüstung 
dieser Schulen wird bis jetzt von der Mission über- 
nommen und ist sehr einfach. Schultische sind z. B. 
nicht gleich vorhanden, sondern man begnügt sich 
mit einem Tisch und einfachen Bänken für die fort- 
geschrittenen Schüler, während die Anfänger ihre 
Tafeln auf die Knie legen. Mit der Zeit gewinnen 
diese Schulen, die unter der Leitung des Missionaors 
von einem eingeborenen Lehrer bedient werden, das 
Aussehen einer ganz einfachen deutschen Dorfschule. 
In vier Jahren haben die Kinder, meist ältere, 
10 bis 16jährige, in der Regel die Schule durch- 
laufen; sie kennen die ganze biblische Geschichte, 
können ferner lesen, schreiben und rechnen. Der 
Unterricht wird in sämtlichen Fächern nur in der 
Landessprache erteilt. In einigen dieser Schulen 
hat man neuerdings, durch die Verhältnisse ge- 
zwungen, auch angefangen, englischen oder deutschen 
Unterricht zu geben. Im Vorjahre zählten unsere 
45 Außenschulen 1284 Schüler. Die begabteren 
Schüler der Außenstationsschulen kommen in die 
 
	        
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