und betraten dann die weilerartigen, in kleinen Kom-
plexen zerstreut liegenden Gehöfte von Makedarua,
durch die der Weg sehr bald nach dem großen
Malo führte.
Mala ist die mir bekannte größte umwallte
Musgum-Stadt, und ich habe auch von einer anderen
größeren nichts in Erfahrung bringen können. Wäh-
rend die Expedition selbst vor den Toren der Stadt
hielt, ritt ich mit meinen Reitern durch ihre Straßen,
die genau dasselbe Bild boten wie Musgum, eng,
winkelig, für Vieh und Menschen gleich schwierig zu
passieren, mit nur wenig größeren Plätzen, den üb-
lichen grünen Tabakpflanzungen und überall auch mit
dem Bild gewisser Behaglichkeit und Wohlhabenheit.
Zwängte man sich durch die Hütten durch, so erkannte
man, daß immer etwa 8 bis 12 Hütten in einem
Halbkreise gebaut waren, dessen Inneres einen kleinen
mit Hausgerät, Vieh, Kindern und Hunden ange-
füllten Hofraum umschloß. Die Einwohner zogen
sich scheu in ihre Hütten zurück oder hockten still-
schwelgend um die sie in der Morgenfrische wärmen-
den Feuer. Der Häuptling von Mala erschien sehr
bald mit in der Eile zusammengerafften Hühnern
und Eiern und lud uns dringend zum Blelben ein,
wohl wissend, daß wir beabsichtigten, unsern Weg
welter fortzusetzen.
Von Mala ging es dann immer dicht am Logone
entlang durch Katana, Keikei nach Tsuleki.
Der Anblick, der sich auf diesem Wege bot, ist
der eigenartigste, den ich im ganzen Schutzgebiet ge-
sehen habe. In der Mitte floß der breite, mächtige
Logone dahin und zu beiden Seiten dehnten sich in
nicht abzusehender Entfernung ein Weiler jener sauber
gebauten Musgumhütten nach dem andern unter
herrlichen Delebpalmen aus. Sowelt man blicken
konnte — das Land ist völlig flach und der Rund-
blick weit — Haus an Haus, Gehöft an Gehöft;
dozwischen bestellte Felder, umgegraben und zum teil
mit Düngung versehen, unterbrochen nur durch die
grünen sich eng an die Gehöfte anschließenden Tabak-
pflanzungen. Und dieser Anblick nicht nur auf
Stunden, sondern auf Tage, ja auf Wochen hindurch,
wobei allerdings die Bauart der Hütten infolge der
Bodenverhältnisse wechselte. Meine flüchtig ausge-
führte Konstruktion der Route kann nur oberflächlich
ein Bild dieser gewaltigen Besiedlung geben, wobei
ich noch anführen muß, daß die dort verzeichneten
Hüttenkomplexe nur die sichtbare Flächenausdehnung
der einzelnen Landschaften angeben, wie sie sich dem
Auge boten: sicherlich ist ihre tatsächliche Ausdehnung
noch weit größer und unserem Auge durch Boden-
wellen und andere Hüttenkomplexe entzogen gewesen.
Wie viele Tausende von Menschen sich hler angebaut
haben, läßt sich so oberflächlich gar nicht toxieren,
jedenfalls ist hier noch ein Menschenbestand vorge-
sunden, der zu den weitaus reichsten im ganzen
Schutzgebiet gehört, und dessen Erhaltung gegen
innere und äußere Feinde unser elfrigstes Bestreben
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sein muß; dabel Menschen, die nicht unter dürftigen
Verhältnissen leben, sondern deren Viehzucht, Pferde-
zucht und mustergültige Bestellung eines reichen Bodens
ihnen die angenehmsten Lebensbedingungen sichern.
Dieses herrliche Landschaftsbild, in der frischen
Morgentemperatur betrachtet, hatte durch unser
Kommen eine eigenartige Belebung erhalten. Unser
Eintreffen in Musgum hatte man am gestrigen Tage
gehört, aber unser Vordringen weiter südwärts uns
wohl nicht zugemutet; denn etwa bis auf 1 km
Entfernung vor uns begann nun eine wilde Flucht
nach beiden Seiten hin. Viehherden, groß und
zahlreich, wurden durch Relter im Galopp abgetrieben,
während blökende Schafe nur langsam vorwärts
kamen bezw. als wertlos gänzlich ihrem Schicksal
überlassen wurden; dazwischen ein breiter Strom von
Menschen zu Pferde und zu Fuß, auf Ochsen oder
Eseln, beladen mit dem wertvollsten Hausgerät und
gefolgt von einer großen Schar schreiender Kinder.
Dieses Bild nahm kein Ende; denn dort sorgt nie-
mand für den andern, benachrichtigt Niemand den
andern, sondern Jeder ist nur für sein Hell bedacht,
von dem Grundsatze ausgehend, daß die üble Lage
des Nachbarn nur zur Hebung des eigenen Loses
beitragen kann. So schob sich in gleicher Weise,
wie wir vorrückten, auch die Breite des Menschen-
schwarms, allerdings im rechten Winkel zu uns
fliehend, vor uns her. Und wenn man rückwärts
blickte, sah man schon wleder hinter sich diese Men-
schenmassen zurückfluten, die sich sicherlich höchst ver-
wunderten und auch wohl bedauerten, daß wir den
lieben Nachbar nicht doch noch mitgenommen hatten,
bessen zurückgebliebenes Hab und Gut sie sich dann
sofort angeeignet hätten. Dazwischen traf man dann
wieder seeartige Überflutungstümpel an, in denen
große Herden von Flußpferden weideten und nur
langsam dem sich vorwärts wälzenden Menschenstrom
wichen. Nur hochbetagte Leute oder Kranke waren
an einzelnen Stellen zurückgeblleben.
Da wir mittlerweile durch das dicht bewohnte
Katana und Keikei hindurchgezogen waren und das
jetzt beginnende Tsulek mir als eine äußerst große
und stark besiedelte Landschaft erschien, die noch
größeren Puss= und Warel-Ortschaften am linken
Ufer des Logone aber auch gänzlich unberührt von
uns hinter uns geblieben waren, so beschloß ich, in
Tsulek zu bleiben, um hier mit den Eingeborenen
in Verbindung zu treten.
Ein ausgedehnter Halbkreis von Wellern, dessen
offene Seite der Logone bildete, wurde in Tsulek
als Lager ausgesucht und die einzelnen Gehöfte den
verschiedenen Abteilungen, wie Soldaten, Trägern,
Pferden usw., zugewiesen. Angenehm und bezeichnend
für die Wohlhabenheit jener Gegend war, daß so
ein einzelnes Gehöft auch der größten Abtellung bei
nicht zu langem Aufenthalt stets Korn zur Verpfle-
gung in Fülle bot, so daß zu Fouragierungen an
anderen Stellen niemals geschritten zu werden brauchte.