Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

am oberen Ende durch einen Querbalken verbunden. 
Auf letzterem lagern die Hauptträger, im 6 m breiten 
Brückenteil zwischen den Pendelfüßen, im 10 m 
breiten Brückenteil außerhalb derselben. Die Füße 
des Pendeljoches werden zum Schutze gegen Rost- 
bildung mit Beton umhllt. 
Für die Hauptträger der Brücke sind vollwandige 
Blechträger gewählt, well diese Form gegen die 
bedeutende Rostgefahr in den Tropen besser zu 
schützen ist als Gitterträger. Sie find als Gerber- 
träger ausgebildet. Diese Anordnung bielet dem 
durchgehenden Tröger gegenüber den Vorteil der 
leichteren Montage. Außerdem tritt keine wesentliche 
Anderung der Auflagerdrücke bei etwa stattfindenden 
Stützensenkungen ein. Die abwechselnd aufeinander 
folgenden Kragträger und eingehängten Träger sind 
am Gelenkpunkte durch in der wagerechten Richtung 
federnde Flachgelenke verbunden, welche die in der 
Brücke auftretenden Längskräfte auf das Landauflager 
übertragen. Dieses erhält daher keinen Pendel- 
aussatz. Die Hauptträger sind unmittelbar auf den 
Grundpfeilern gelagert und nach dem Lande zu 
verankert. 
Die günstigste Stützenentfernung ergab sich mit 
abwechselnd 24 und 26 m. Die gesamte Brücken- 
länge vom Landauflager bis zum seewärtigen Ende 
beträgt 304 m. 
An der Brücke sind zu unterscheiden: das see- 
wärtige Ende oder der Brückenkopf und die Ver- 
bindung zwischen ihm und dem Lande. Am Brücken- 
kopf werden die vom Dampfer kommenden Boote 
entladen und umgekehrt die nach dem Dampfer 
gehenden Boote beladen. Die Plattform trägt drei 
Gleise zur Aufstellung der Wagen. Die Breite des 
Brückenkopfes zwischen den Wänden der Hauptträger 
beträgt 10 m, seine Länge 52 m. Die Verbindung 
zwischen dem Brückenkopf und dem Lande dient zur 
Zufuhr der Güter. Sie hat 252 m Länge und 
Gm Breite. 
Zur Ausrüstung der Brücke gehören zwei Dampf- 
krane von je 5 t Tragfähigkeit sowie ein Handkran 
von 1 t Tragfähligkelt. Erstere ruhen auf Portalen, 
welche den ganzen 10 m breiten Brückenkopf über- 
spannen, letzterer ist seltlich außerhalb des Haupt- 
trägers angebracht. An der Ubergangsstelle vom 
schmalen zum breiten Teil ist eine Treppe vorgesehen, 
die nach den wechselnden Wasserständen verstellbar 
ist. Über sie werden in der Regel die Passagiere 
ein= und ausgeschifft. 
Bei der Bauausführung wurden wesentliche 
Inderungen gegen den Entwurf nicht getroffen. Als 
neue Bestimmung kam nur hinzu, daß die Brücke 
so zu bemessen sei, daß die Spurweite des Betriebs- 
gleises bei späterer Notwendigkeit ohne vorherige 
Verstärkung von 75 cm auf 1 m vergrößert werden 
könnte. 
Die Arbeiten wurden so gefördert, daß im 
Oltober 1901 die Beamten und Monteure der 
  
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Firma zur Einleitung der Arbeiten in Togo aus- 
reisen konnten, und am Ende des Jahres kamen die 
Werklzeuge und die ersten Materiolien vor Lome an. 
Diese Jahreszeit zeichnet sich im allgemelnen durch 
ruhigere See aus. Auch hatte man in Anbetracht 
der schlechten Landungsverhältnisse Teile über 500 kg 
Gewicht möglichst vermieden und die größten und 
schwersten Stücke, wie die Rohre für die Grund- 
pfeiler, schwimmbar gemacht. Trotzdem war es eine 
der schwierigsten Aufgaben, die in der Gesamt- 
ausführung zu lösen waren, die Teile an Land zu 
bringen. 
Die Strömung erlaubte den Booten nicht, an 
einer bestimmten Stelle an Land zu gehen; so kam 
es, daß die Teille kilometerweit am Strande ver- 
streut lagen. Viele Teile aber gingen in der 
Brandung verloren, weil die Bootsleute, bisher nur 
an die weit handlicheren Kaufmannsgüter gewöhnt, 
große Angst hatten, beim Landen durch die Eisen- 
teile zu Schaden zu kommen. Sie sprangen ins 
Meer und überließen Boot und Ladung der Brandung. 
Verluste waren die umausblelbliche Folge, und manche 
Teile mußten mehrmals vom Hause hergesandt 
werden. Der nun beginnende Transport stellte 
höhere Anforderungen an die körperlichen Leistungen 
der Eingebornen, als sie bisher gewöhnt waren. 
Sie zogen es vor, das Welte zu suchen, und Arbeiter- 
mangel war an der Tagesordnung. 
Große Geduld und vor allem einen unendlichen 
Aufwand an Zeit hat es erforderk, den gestellten 
Aufgaben gerecht zu werden. Drei Monate waren 
für die Montage des Hilfsgerüstes nötig. Ende 
März 1902 begannen die eigentlichen Bauarbeiten, 
allerdings nur, um bald wieder unterbrochen zu 
werden. 
Die Versuche, beim Landauflager die Pfähle zu 
rammen, endeten mit dem Umbördeln des oberen 
Randes. Es war unmöglich, die Pfähle auf die 
planmäßige Tiefe einzutreiben, weil der aus scharfem 
Sand bestehende Boden außerordentlich fest gelagert 
war, eine Erscheinung, die man nicht erwartet hatte. 
Man mußte sich zur Herstellung einer Spundwand 
und zum Einbetonieren des Endauflagers entschließen. 
Die Arbeit nahm volle vier Monate in Anspruch. 
Auch die folgende Bauzeit war nicht frei von 
Hindernissen; insbesondere war es das Meer, welches 
den Arbeiten manchen Aufenthalt bereltete. Die 
Wellen gingen oft welt über die Köpfe der Grund- 
pfeiler hinweg und zerstörten die angebrachten Ge- 
rüste. Sie erschwerten es vor allem sehr, das Pfahl- 
innere frei von Wasser zu halten, und machten es 
zeitweise unmöglich, den Beton einzubringen. 
Nochmals trat eln unerwarteter Aufenthalt ein. 
Bel den belden letzten Jochen bestand der Unter- 
grund aus einer schwachen Schicht scharfen Sandes, 
unter dem schluffiger Sand lag. Die Ergebnisse 
beim Rammen ließen schließen, daß die in dlesem 
Materlal stehenden Pfähle nicht die ihnen zugemutete
	        
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