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besonders tüchtiger und materiell fortgeschrittener
Farmer im Kapland und seinen Nachbargebieten noch
einen weiteren Weg, um den verderblichen Folgen
der Dürre zu begegnen. Es ist dies der Anbau
besonderer Futterreserven mit Hilfe künstlicher Be-
wässerung, und zwar steht hier bel weitem voran die
Luzerne. Luzerne kann im ganzen südafrikanischen
Trockengebtet nur mit Hilfe künstlicher Berieselung
zum Gedeihen und zu guten Erträgen gebracht werden.
Die Berieselung kann erfolgen erstens aus fließenden
Quellen, zweitens aus Staudämmen, drittens aus
Brunnen, aus denen das Wasser durch Pumpwerke
gehoben werden muß. Die Zahl der Quellen ist in
Südwestafrika gering, und wo es Quellen gibt, da
ist ihre Verwertung zur Berieselung des Landes in
der Regel so einfach, daß darüber nichts weiter
gesagt zu werden braucht. Auch über die Bedeutung
von Dämmen kleineren und mittleren Maßstabes ist
unter den Kennern südafrikanischer Verhältnisse kein
Streit. Sie haben, abgesehen von den verhältnis-
mäßig hohen Kosten, die sie verursachen, und von der
Möcglichkelt ihrer Vernichtung durch das Wasser selbst
bei unzweckmäßiger Anlage, nur den einen Nachteil,
daß sie zu ihrer Füllung auf den Regenfall an-
gewiesen sind, und daß sie daher, sobald eine längere
Dürreperiode eintritt, eben infolge des fehlenden
Regens austrocknen und versagen. Im übrigen kann
der Ertrag von Luzerne, die unterhalb eines solchen
Dammes gebaut wird, ohne große Beeinträchtigung
des Futterwertes jahrelang aufgespeichert werden.
Der Dammbau auf den Farmen ist im Kaplande
durchschnitklich sehr viel weiter vorgeschritten als
bei uns selbst in den am besten besiedelten Teilen
unserer Kolonie. Es erklärt sich das zumeist daraus,
daß den kapländischen Farmern in den Jahren, da
es ihnen gut ging, namentlich aus den Erträgen
ihrer Wollprodukrion viel größere laufende Bar-
einnahmen zur Verfügung standen als unseren fast
durchweg noch ganz im Anfangsstadium sleckenden
Anfiedlern. Auch für die nächste Zukunft werden
unsere Farmer anders als durch Kredit aus öffent-
lichen Mitteln meistens nicht in der Lage sein, Damm-
bauten von merklichem wirtschaftlichen Nutzen aus-
zuführen.
Durchaus grundlegend müssen für uns bezüglich
der Wasserversorgung des Landes diejenigen Er-
fahrungen sein, welche man im Kaplande während
der letzten Jahre mit Wasserbohrungen, namentlich
mit tieferen Bohrlöchern, gemacht hat.
Für den Reichtum eines südafrikanischen Ge-
biets an unterirdischen Wassern gilt dieselbe Regel
wie für die Menge seiner Futtergewächse: beides
steht in direkter Abhängigkeit von der Menge der
jährlichen Niederschläge, nur mit dem Unterschied,
daß einige dürre Jahre hintereinander die Weide
zeltweillg fast ganz vernichten können, während der
Wasservorrat in größeren Tiefen selbst während
einer Reihe niederschlagsarmer Jahre geringeren
Schwankungen unterworfen ist. Innerhalb unserer
Kolonie Südwestafrika herrschen über den- Begriff
„tief“, sobald es sich um Brunnenanlagen handelt,
ganz andere Anschauungen als im Kaplande. Es
rührt dies hauptsächlich wohl daher, daß unsere
Ansiedler durch den reichlichen Grundwasservorrat,
der sich im Sande der zahlreichen Flußbetten meist
nur wenige Fuß unter der Oberfläche talwärts be-
wegt, soweit verwöhnt find, daß sie elne Brunnen-
tiefe von 15 m oder 50 Fuß schon für sehr erheblich,
und eine solche von 100 Fuß für beinahe unerhört
halten. Allerdings ist Wasser aus solcher Tiefe mit
den primitiven Hebewerkzeugen, wie sie bei uns
noch fast durchweg im Gebrauch sind, d. h. mit
Menschenkraft oder bestenfalls mit einer sogenannten
Baggerpumpe, nicht mehr gut in die Höhe zu
bringen; die Aufsetzung eines Windmotors übersteigt
aber in der Regel, ebenso wie die Anlage eines
tieferen Brunnens selbst, die wirtschaftliche Kraft eines
wenig kapitalkräftigen Anfiedlers, und um solche
handelte es sich bisher bel unseren Farmern so
ziemlich in neun Fällen unter zehn. Die kapländischen
Bohrungen innerhalb des vorhin beschriebenen Trocken-
gebiets haben nun aber gezeigt, daß die Tiefenzone
bis zu 100 Fuß, d. h. derjenigen Grenze, die bisher
in Südwestafrika von den sogenannten Bohrkolonnen
innegehalten werden sollte, für die Erschließung des
unterirdischen Wasservorrats wenigstens in der Karroo
und ihren Nachbargebieten in keiner Weise ent-
scheidend ist, insofern die Bohrer innerhalb dieser
Grenze oft durch völlig trockenes Gestein gingen.
Dagegen haben z. B. die großen Bohrungen der
Firma Logan & Co. bei Tweedside und Matjes-
fontein die jetzt dort zur Verwertung gelangenden,
sehr bedeutenden Wassermengen erst in elner Tiefe
von 200 bis 400 Fuß aufgeschlossen. Auf der
Loganschen Farm Tweedside sah ich den unter-
irdischen Wasserdruck einen einzölligen Strahl 8 Fuß
hoch aus einem gegen 400 Fuß tiefen Bohrloch
werfen. Um ein anderes Beispiel anzuführen, so
ist ganz kürzlich auf der Farm Rhenosterskolk im
Distrikt Carnarvon bei 300 Fuß ein Wasserzufluß
von 40 000 Gallonen = 160 000 Liter pro 24 Stun-
den aufgeschlossen worden. Eine lange Reihe ähn-
licher Erfahrungen hat die kapländische Regierung
veranlaßt, mit der normalen Tiefengrenze für die
staatlichen Bohrmaschinen bis auf 300 Fuß hinauf-
zugehen, und kürzlich ist sogar, um die Farmer zu
weiteren Bohrungen zu ermutigen, der vom Ansiedler
zu leistende Beitrag zu den Bohrkosten in der Kop-
kolonie von 7 ½ auf 5 Schilling pro Fuß herab-
gesetzt worden.
Ursprünglich war die Berechnung die, daß der
Staat und der jeweilige Bohrinteressent die Kosten
je zur Hälfte tragen sollte. Auf den Anteil des
Farmers entfielen dabei außer den 7½ Schilling
pro Fuß noch die Lieferung von Wasser und Feuerung
für die Moschinen, die Gestellung eines Teils der
Arbeltskräfte und die Abholung des ganzen Bohr-
parks von der nächsten Eisenbahnstation. Jetzt können