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ist die Mole vollständig versandet, und alle Besserungs-
versuche haben das Fortschreiten der Versandung
bisher nicht aufhalten können. Ob ein demnächst
noch in Betrieb zu setzender größerer Bagger irgend
einen Erfolg haben wird, mag dahingestellt bleiben.
Augenblicklich ist die Landung der noch in größeren
Quantitäten in einer Reihe von Schiffen auf der
Rhede liegenden Ladung nur an der im vorigen
Jahr von den Militärbehörden gebauten Brücke
möglich, außer den geringen Quantitäten, welche durch
die Brandung hindurch am Strande selbst gelöscht
werden. Natürlich ist dies aber nur ein Notbehelf
und es ist noch eine offene Frage, wie wirklich be-
friedigende Landungsverhältnisse, die eine notwendige
Vorbedingung für das Gedeihen der Kolonie sind,
geschaffen werden können.
hat sich inzwischen herausgestellt, daß der
Hafen in Lüderitzbucht als solcher dem Swakopmunder
bei weitem vorzuziehen ist, und daß namentlich, nach-
dem jetzt die Vorlage der Erbauung einer Bahn von
Lüderitzbucht aus vom Reichstage angenommen ist,
der Zugang in das Hinterland von Lüderitzbucht aus
bequemer sein wird als von Swakopmund. Aller-
dings wird Deutsch-Südwestafrika wohl immer zwei
Hafenplätze als Zugang nötig haben, und zwar wird
Swakopmund seine Bedeutung schon deshalb nicht
verlieren, well von dort aus sowohl die Regierungs-
bahn nach Windhuk als die Otavi-Bahn nach Tsumeb
ihren Ausgangspunkt hat. Die letztere Bahn, welche
elne reine Privatbahn ist, ist bereits bis Omarurn
fertiggestellt, und man denkt, im nächsten Jahr bis
zu den Kupferminen zu gelangen. Die Eröffnung
der letzteren wird, falls sie hinsichtlich ihres Reich-
tums den gehegten Erwartungen entsprechen, für die
Entwicklung des Landes von größter Bedeutung sein.
Ostafrika.
Von Deutsch-Ostafrika hat in diesem Jahre ein
immer bedeutender werdender Export von Hanf statt-
gefunden. Dieser Hanf wird auf einer Reihe von
Plantagen gebaut und scheint den Besitzern gute Er-
folge zu gewähren. Es ist erfreulich, auch hier endlich
ein Produkt erzielt zu haben, welches auf Plantagen
gebaut ist und nutzbringend für das Land exportiert
werden kann. Auch mit dem Bau der Eisenbahn ist
begonnen worden und zweifellos wird sich der Erfolg
für den Verkehr bald heraugstellen Es stleht sehr zu
wünschen, daß dieselbe weiter in das reich bevölkerte
Innere der Kolonie fortgeführt werden wird. Die
Resultate, welche die englische Uganda-Bahn erzielt,
übertreffen alle Erwartungen und zeigen deutlich,
wie notwendig es ist, daß Deutschland alle An-
strengungen macht, damit der Verkehr seines großen
afrikanischen Besitzes nicht immer mehr über die
Grenzen der Nachbarländer geleitet wird. Daß der
Bahnbau auch dieser Kolonie zu großem Aufblühen
verhelfen wird, ist mit Sicherheit anzunehmen. Sehr
bedauerlich ist auch hier der seit einigen Monaten
herrschende Aufstand, und es ist dringend zu hoffen,
daß es dem tüchtigen und energischen Gouverneur
gelingen möge, ihn recht bald niederzuwerfen und
friedliche Zustände wieder herzustellen.
Kiautschon.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Schutzgebiets
Klautschou schreitet stetig vorwärts. Die seit Ende
Mat# 1904 bis nach Tfinanfu, der Hauptstadt von
Schantung, vollendete Eisenbahn hat eine Zunahme
sowohl des Passagier= als auch des Güterverkehrs
aufzuweisen. Bedauerlicherweise ist der Bau der von
einer deutsch-englischen Finanzgruppe projektierten
Bahn von Tientsin nach Chinkiang, über die vor-
genannte Endstation der Schantungbahn, in weitere
Ferne gerückt, weil die chinesische Regierung versucht,
alle ertellten Baukonzessionen rückgängig zu machen.
Die seit kurzem in Weihsien geförderte Kohle ist
ihrer Qualität nach wesentlich besser als die früher
gewonnene ausgefallen; neue Schürfungen an anderen
Orten sind im Gange. In der Provinz Schantung
sind drei neue Vertragsplätze dem Handel eröffnet
worden, die sämtlich an der Schantungbahn liegen.
Die Einrichtungen des Hafens von Tsingtau ver-
sprechen erstklassig zu werden; zwei im Jahre 1904
fertiggestellte große Molen gestatten die Heranführung
der Kohlenzüge bis an die im Hafen llegenden
Leichter und bieten selbst für das Anlegen der großen
Ozeandampfer Gelegenheit, sehr zum Vorteil des
Löschens und Ladens der Güter; ein großes Schwimm-
dock von 125 m Länge und einer Tragkraft von
16 000 Tonnen ist seit September d. J. fertiggestellt
und im Hafen verankert; auch eine Schiffswerst
größeren Stiles sowie Lagerhäuser von angemessener
Größe sollen errichtet werden.
Die Ausfuhr aus dem Schutzgebiete hebt sich
merklich und ebenso zeigt die Einfuhr dorthin er-
freuliche Fortschritte. Auch eine Anzahl kleiner In-
dustrien ist ins Leben getreten und arbeitet im
ganzen befriedigend. Eine noch engere Verbindung
des Schutzgebietes mit dem chinesischen Hinterlande
wird von der bevorstehenden Umgestaltung des Frei-
hafengebiets von Tsingtau erhofft; der Freihafen-
bezirk soll auf den eigentlichen Hafen beschränkt
werden, alle in das Schutzgebiet eingehenden, auch
die dort verblelbenden Waren werden dann dem
chinesischen Eingangszolle unterliegen, dafür aber
werden alle Zollstellen an der Grenze des Schutz-
gebietes gegen das Hinterland aufgehoben werden?
für die im Schutzgebiete verbleibenden Güter hat die
chinesische Zollverwaltung dem deutschen Gouvernement
eine der Höhe nach zu vereinbarende jährliche
Pauschalsumme von den vereinnahmten Zöllen zurück=
zuzahlen.
Nolonial-Wirtschaftliches.
Bekanntlich hat das Kolonial -Wirtschaftlich-
Komitee bereits am 26. August 1904 die „Goldene
Medaille für Kolonial-Maschinenbau“ für die Her-