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Das Bedürfnis nach Handwerkerschulen ist
je länger je stärker hervorgetreten. Wir haben uns
bemüht, es zu befriedigen. Zu jeder Station ge-
hören wenigstens 200 Acker Land. Um nun die
Schüler in den Stand zu setzen, sich später ihren
Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen, werden sie hier
zu einem Gewerbe angehalten, zu Gärtnerei, Zimmerei
us. Wenn sie dann in ihr Dorf zurückkehren,
können sie Häuser bauen, Tische und Stühle her-
stellen, ihre Kleider sertigen und was sonst zu einem
kulturell gehobenen Leben nötig ist.
Die Missionare haben sich lange danach gesehnt,
eingeborene Hiilfskräfte bei ihrer Tätigkeit zu
bekommen. Sie haben es erreicht, wenn es auch
langer Zeit und vieler Gedold bedurste. Nun haben
sie welche, die ihnen nützlich, ja unentbehrlich geworden
sind. Vom Garten bis zum Lehrpult findet man
jetzt junge Leute, welche die ihnen anvertraute
Stellung gut ausfüllen. Sie besorgen den Einkauf
und die Vertellung der Eßvorräte, sie unterrichten
in den Klassen, sie halten die Sonntagsschule. Knaben
urd junge Burschen, die selbst noch nicht lange die
Schulbank verlassen haben, können mit solchen Auf-
gaben betraut werden oder sich um einen Regierungs-
poften bewerben; andernfalls nehmen sie unter ihres-
gleichen in den Dörfern eine geachtete Stellung ein.
So ist die Predigt des Evangeliums weit in die
afrikanische Welt hineingetragen worden und hat
hundertfältige Frucht gebracht. Wo vor 10 Jahren
noch elne heidnische Wildnis war, gibt es jetzt drei
wohl eingerichtete Kirchengemelnden. Ist die Zahl
der vollberechtigten Mitglieder auch noch klein
(30 bis 100), so werden die Versammlungen doch
regelmäßig von 400 bis 600 Leuten besucht, dazu
Sonntagsschulen, Katechetenklassen usw. Eine Er-
weckungsbewegung geht durch die Gemeinden, die
auch recht opferwillig sind. In Efulen hat das
Volk die Mittel für eine neue Kirche aufgebracht,
in Elat desgleichen; an diesem Orte betrug die letzte
Kollekte über 45 Mark. So werden wir bald drei
Kirchen haben, die den augenfälligen Beweis für den
geistlichen und sittlichen Fortschritt der eingeborenen
Bevölkerung liefern können.
Es ist auch bereits eine lleine Literatur in der
Sprache der Eingeborenen geschaffen, um den nächst-
liegenden Bedürsnissen abzuhelfen. Als die ersten
Missionare hierher kamen, war noch nicht einmal
ein Alphabet der Bulusprache aufgestellt. Seit
den Tagen des Dr. Good ist die letztere aber zur
Schriftsprache erhoben. Jetzt haben wir Wörterbuch,
Grammatik, Fibel, Lesebuch; serner ein Gesangbuch
mit über 100 Liedern. Das Neue Testament ist
größtentells übersetzt, die Evangelien und die Apostel-
geschichte liegen bereits gedruckt vor. Die literatur-
lose Zeit des Bululandes ist also vorüber, und die
Nachfrage nach Büchern hält mit der Lieserung
gleichen Schritt.
So erfüllt uns der Rückblick auf das letzte Jahr-
zehnt mit Dankbarkeit und Zuversicht. Das nächste
Jahrzehnt wird, wie wir hoffen, mehr von der
schönen Ernte bringen, deren Erstlingsfrüchte wir
jetzt sehen dürfen.
Aus fremden MKolonien und
Produhktivnsgebieten.
verwaltungsorganisation des kranzösischen Rongogebiets.
Die bisher als „possessions du Congo français
et dépendances“ bezeichneten französischen Kolonien
haben durch Dekret vom 11. Februar 1906 elne
grundsätzliche Umgestaltung erfahren.
Das ganze Geblet untersteht von nun an in
politischer und administrativer Hinsicht einem
„commissaire général du gouvernement“ mit
dem Sitze in Brazzaville.
Es zerfällt in drei Kolonien:
a) Gabun mit der Hauptstadt Libreville,
b) Mittelkongo mit der Hauptstadt Brazzaville,
e) Ubangl-Scharl-Tschadsee mit der Hauptstadt
Fort-ide-Possel.
Die Kolonien unter a und c unterstehen je
einem „lieutenant-gouverneur", dem je ein
wconseil d'administration“ beigegeben ist. Die
Kolonie Mittelkongo untersteht einem „administrateur
en chef“, dem ebenfalls ein „conseil d’'admi-
nistration“ beigegeben ist. Das Militärgebict von
Tschadsee untersteht auch in administrativer Hinsicht
dem Kommandanten der dort stehenden Truppen;
er ist abhängig von dem lieutenant-gouverneur
der Kolonie Ubangl-Schari-Tschadsee.
Die Abgrenzungen der elnzelnen Kolonien bzw.
Territorien sind folgende:
Die am Atlantischen Ozean liegende Koloule
Gabun ist im Norden begrenzt von Spanisch-Gulnen
und Kamerun, im Östen durch die Wasserschelde des
Ogooré bis zum Schnittpunkt dieser Wosserscheide
mit dem Merldian von Macabana. Dann blldet
dieser Meridian die Grenze bis zur portugiesischen
Kolonie. Im Süden bis wieder zum Atlantischen
Ozean grenzt die portugiesische Kolonie.
Die Kolonie Mittelkongo schließt sich östlich an
Gabun und an Kamerun an bis zum 7.5 n. Br.,
welcher sodann die Grenze bildet bis zur Wasser-
schelde zwischen Scharl und Kongo. Dann bildet
die Wasserscheide die Grenze bis ausschließlich des
Flußgebletes des Ombella und der Stadt Bangul.
Im Süden bildet der Kongostaat die Grenze.
Das Territorium Ubangi-Schari wird begrenzt
im Westen durch die Kolonie Mittellongo, im Norden
durch den 7.5 n. Br. bis zum Schpnittpunkt dieses
Breitengrades mit der Grenzlinie des Kongobeckens.
Dann bildet diese Linie die Grenze bis zum Kongo-
staat, der wiederum im Süden grenzt.
Das Militärgeblet des Tschadsee endlich umfaßt
im Norden von Ubangl-Schart sämtliche unter fran-
zösischem Einflusse stehenden Regionen gemäß den