Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

denken, daß die Fortbewegung der Einzellasten immer 
glatter und besser vonstatten geht als die von Doppel- 
lasten. Letztere sind eine unliebsame Reiseerschwerung. 
Die Träger vermuten in einer Doppellast, wie über- 
haupt in großen Lasten ganz allgemein, stets viel 
bedeutendere Gewichte als in Einzellasten, mögen 
letztere auch zusammengenommen wesentlich schwerer 
sein als die große Last. 
Trägerlöhne. 
Ich möchte noch kurz die Engagementsbedingungen 
erwähnen, unter denen mir die Träger für meine 
Reise zum Myassa verschafft wurden. 
7 Schilling Lohn pro Träger, 
2 Kaniki Stoff als Poscho für Hinreise à 9, 
- -- - * Rückreise à 4. 
Ich halte diese Preise für durchaus mäßig. 
Die Stevenson Road. 
Bekanntlich verdankt die Stevenson Road ihre 
Entstehung einer hochherzigen Schenkung. Ein 
Mr. Stevenson gab für ihren Bau im Jahre 1882 
die Summe von 5000 2 her. Ihm zu Ehren trägt 
die seit 1885 völlig fertige Straße seinen Namen, 
und sein Andenken ehrt ein hohes steinernes Kreuz, 
welches, auf den Höhenzügen bei Karonga errichtet, 
weithin sichtbar ist. Die Straße führt durch den 
nördlichen Teil von Zentralafrika und Nordost- 
Rhodefia, und verbindet den Nyassa= mit dem Tan- 
ganjikasee. Sie hat eine Gesamtlänge von 339,5 km 
(211 engl. Meilen) und ist im wesentlichen aus den 
von Mr. Stevenson bereit gestellten Mitteln gebaut 
worden. « 
Indem ich die Straße in der von mir gereisten 
Richtung verfolge, beginnt diese bei Abercorn (Mbala) 
auf dem 5400 Fuß über dem Meeresspiegel gelegenen 
Plateau Nordost-Rhodesias, nachdem man von der 
Zollstation Kituta am Tanganjlka aus auf einer 
28 km langen guten Straße zum Plateau hinauf- 
gestiegen ist. 
Ich teile die Straße in zwei Hauptteile: 
1. den nördlichen Teil: Abercorn (Mbala) —Fife 
(Ikawa oder Ibawa) = 107 ilen, 
2. den südlichen Teil: Fise (Ibawa) —Karonga 
— 104 Mellen. 
Die Straße endet am Nordwestufer des über 
1526 Fuß über dem Meeresspiegel liegenden Nyassa- 
sees in Karonka, Sitz einer Distriktsverwaltung der 
englischen Regierung, Agentur der Akrican Lakes 
und Dampferstation. Die Straße fällt also auf 
ihrer gonzen Länge nach dem Nyassa zu um 3674 
Fuß ab. 
Ich habe über die Stevenson Road von den 
verschledensten Seiten Urtelle gehört und kann mich 
nicht entsinnen, auch nur ein einziges günstiges ver- 
nommen zu haben. Umsomehr hat mich die Wirk- 
lichkeit angenehm enttäuscht. Ganz allgemein ge- 
sprochen fasse ich mein Urteil dahin zusammen, daß 
die Straße noch heute, trotzdem schon seit einer 
  
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. 
Reihe von Jahren nichts für ihre Erhaltung getan 
wlrd, eine sehr gute Verbindung beider Seen dar- 
stellt. Fahrbar im Sinne meiner früheren Aus- 
hrungen in der Denkschrift über die Victoria— 
Tanganikastraße scheint die Stevenson Road nicht 
zu sein und nie gewesen zu sein; aber sie kommt 
unter allen Straßen, die ich nur im Verlaufe meiner 
Reise in Deutsch-Ostafrika oder sonstwo in den 
Nachbarkolonien gesehen habe, einer zu erreichenden 
Befahrbarkeit am nächsten. Ich werde das später 
weiter ausführen. 
Für die gute Beschaffenheit der Straße spricht 
deutlich der Umstand, daß man die Reise von 
Abercorn bis Karonga in zehn Tagen machen kann. 
(Ich brauchte elf Tage, hatte aber infolge Träger- 
schwierigkeiten in Fife zweitmal je einen halben Tag 
Aufenthalt.) Nachstehend gebe ich die Einteilung 
der Strecke in Tagemärsche und die Entfernung der 
einzelnen Raststellen: 
1. Tagemarsch: 
Abercorn—Kasamvu 18 Meilen = 29 km 
2. Tagemarsch: 
Kasamvu—Saisiflöß. 10 — 16 
Saisi—Upangga 6 = 97= 
3. Tagemarsch: 
Upanga — Chuesia... 8 - m12,9- 
Chuesia—Mambvra 9— 14,5D 
4. Tagemarsch: 
Mambwa—Ikomba 20 — 32 
5. Tagemarsch: · 
Jkomba—Mwinikoade-20--82- 
6. Tagemarsch: 
Mwinikonde — Mandala 7 - m11,8- 
Mandala—Fise (Jkawa) 9— 14,5- 
7. Tagemarsch: 
Fife— Mpansa 14 —22,6 
8. Tagemarsch: 
Mpansa—Nyimbb. 11 — 17,7= 
Nyimbo—Nyaloa 15 —24,1 
9. Tagemarsch: 
Nyala—Fort Hll 6 — 97 
Fort Hill—Chambo. 18 — 29 
10. Tagemarsch: 
Chambo—Lusiro 8 12,9 
Lufiro—Lukull 20 — 32 
11. Tagemarsch: 
Lukulu—Karonga 12 — 19,3= 
Die erfte Hälfte des Weges Abercorn—Fife ist 
107 Meilen, die zweite Hälfte Fife—Karonga ist 
104 Meilen lang. 
Fast alle in obiger Marschaufstellung gegebenen 
Stationen haben Rasthäuser, von denen zu sagen ist, 
daß sie erstens wesentlich besser gebaut sind als die 
unfrigen, zweltens so sauber gehalten werden, daoß 
jeder Europäer sie bewohnen kann, ohne fürchten zu 
müssen, wegen gewisser peinigender Gefühle schlaflose 
Nächte zu verbringen; drittens so geräumig sind, 
daß sämtliche Lasten selbst größerer Karawanen 
unterstellt werden können. Die Rasthäuser sind
	        
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