Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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daß auch die Betenjis und Agulis nicht standhalten 
würden, die alsdann nötig werdende Patrouillen- 
und Marschtaktik aber erfahrungsgemöß weitaus 
größere Opfer auf beiden Seiten kostet, als ein kurzer 
Hauptschlag. Als Oberleutnant Schipper heran war, 
setzte ich in der Nacht zum 2. Dezember von zwei 
Seiten zum Angriff an; der Tags zuvor noch be- 
wohnte Ort aber war geräumt ebenso wie die 
Rguli-Höhen. Nun begann der mir aus dem Busch 
bekannte Kreuz= und Quermarsch mit Patrouillengang, 
um dem. Feinde in seinen zahllosen Schlupfwinkeln 
nachzuspüren und Abbruch zu tun; seine wunder- 
hübschen Niederlassungen und musterhaften Farmen 
blieben unberührt. Der Gegner war nach allen 
Richtungen zersprengt; um ihn zur Befinnung kommen 
zu lassen und nicht über die englische Grenze zu 
treiben, ließ ich zunächst von lhm ab und beauftragte 
den der Regierung ergebenen Arnado von Gela, ihm 
meine Forderungen bekannt zu geben: Jeder der drei 
Stämme sollte 30 Strafarbeiter auf ein Jahr stellen; 
das bereits über die englische Grenze geschaffte 
Haussaweib zurückgebracht werden. 
3. Von Meiha—Gela nach Duhu. 
5. bis 10. Dezember 1905. 
Das 6 cm-Geschütz, seiner Schwere wegen in 
diesem Felsengebirge nicht verwendbar, hatte ich 
bereits vorher nach Garua in Marsch gesetzt; ihm 
ließ ich nunmehr den Asfistenzarzt mit 9 farbigen 
Soldaten und den Gefangenen folgen; ich selbst brach 
am 5. Dezember 1905 mit Oberleutnant Schipper, 
Sergeant Mellenthin und 51 farbigen Soldaten von 
Gela über Mubi—Mitschiga—Moda nach u— 
Madagalt auf. Auch diese Orte hatten natürlich 
ihre Heidenanliegen, wurden zunächst aber auf später 
vertröstet. 
Noch während der Gefechte bei Paka—Betenjt— 
Rguli traf eine Bitte des Lamido von Gauar um 
Hilfe gegen die dortigen Heiden ein; nachdem er 
erst vor wenigen Monaten nur mit Hilfe des 
Maruoavollkes in seine Stadt hatte zurückkehren können, 
war er erneut aus derselben vertrieben worden. 
Oberleutnant Schipper, der auf dem Wege nach 
Madagali über Gauar marschiert war, teilte mir 
mit, daß die Stadt völlig verödet und ohne ein 
energisches Einschreiten gegen die Heiden verloren 
sel. Der Anstifter der fortgesetzten Angriffe war 
der Arnado der Gauarheiden, als ausgezeichneter 
Mimbobrauer bekannt; von Zeit zu Zeit lud er die 
umwohnenden Arnados der Dimeo, Gadala und 
Budum zum Festtrunk ein und ließ sie ihren Rausch 
danm in einem Besuch beim Gauar-Lamido aus- 
toben. 
Gauar (Fulla) ist der wichtigste Wegeknotenpunkt 
im nördlichen Mandara-Gebirge, und der Weg 
Marua—Gauar—Madagalt war früher eine belebte 
Karawanenstraße; der Fall von Gauar mußte den 
Eingang dieser Hauptquerverbindung durch das nörd- 
liche Mandaramassiv herbeiführen. 
  
Durch ein glückliches Mißverständnis brachte mich 
der Führer von Mitschiga nicht auf der bekannten 
Hauptroute nach Duhn, sondern auf einem weiter 
östlich über Bororo ausholenden Nebenweg. Hier, 
wo der Madagali-Lamido hinter einer Höhenmaske 
sein schönes Vileh in tributfreier Beschaulichkeit weiden 
ließ, erfuhr ich von einer bislang unbekannten Quer- 
verbindung durch das Mandara-Massiv, auf welcher 
Gauar über Kamale — Mogudi in zwei starken 
Märschen zu erreichen sei. Ich beschloß nunmehr, 
zunächst ein nördlich Madagali schwebendes Palaver 
zu erledigen — die angeblich zu Madagali gehörigen 
Dissar-Heiden hatten eine von Yola nach Diloa zurück- 
kehrende Tripoliskarawane vollkommen ausgeraubt 
und einen Händler erschlagen —, dann aber von 
Madagalit und Bororo aus die Gauar-Heiden gleich- 
zeitig zu fassen, während das durch einen Eilboten 
aufzubietende Kriegsvolk von Marua—Mindif dem 
Feinde den Weg durch die Gauar-Ebene nach Dimeo— 
Budum hin verlegen sollte; für den gleichzeitigen 
Angriff wurde der Morgen des 17. Dezember 1905 
feseciett. der letzte Anmarsch hatte in der Nacht zu 
en. 
9 
Der mir am 9. Dezember nach Duhn entgegen- 
kommende Madagali-Lamido bestritt, daß die Dissa- 
Heiden zu seinem Bezirke gehörten; dieselben be- 
zahlten vielmehr Tribut an den Sultan von 
Mandara, dessen Besuch wegen fortgesetzter Grenz- 
streitigkeiten so wie so in Aussicht genommen war. 
So blieben mir bis zum festgesetzten Gauarangriff 
einige Tage Zeit, die ich zur Erkundung des west- 
lichen Mandara-Massivs und seiner Bewohner zwischen 
Mitschiga—Duhn auszunutzen beschloß. 
4. Erkundung des Mandara-Massivs und 
Besuch einzelner Heidenorte. 11. bis 15. De- 
zember 1905. 
Der Madagali-Lamido erhielt auf seine Bitten 
eine Patrouille von zehn Mann als Verstärkung für 
eine Bestrafung der Miltu-Heiden, die ihm, statt den 
selt Jahren üblichen Tribut zu zahlen, neuerdings 
Vieh geraubt und Leute angeschossen hatten. Sergeant 
Mellenthin mit dem Maschinengewehr und sechs er- 
holungsbedürftigen Soldaten ging nach Madagali, 
wo er diese Patrouille wieder heranzuziehen und 
dann am 15. Dezember den Vormarsch nach Gauar 
anzutreten hatte. Ich selbst mit Oberleutnant 
Schipper besuchte zunächst die Palam-, dann die 
male-, Mogudi= und Humumsi-Heiden, Fali-Orte 
von 2000 bis 4000 Einwohnern, die bel melnem 
Einrücken in die Berge entflohen, sich bald aber 
von meinen friedlichen Absichten überzeugen ließen, 
reichliche Verpflegung brachten und erfreut waren, 
daß der zum erstenmal in ihren Orten erschienene 
Weiße, statt Krieg zu führen, für die angebrachten 
Lebensmittel auch noch Geschenke gab. Dagegen 
hatte Oberleutnant Schipper am 14. Dezember 1905 
ein heftigeres Gefecht gegen die zu Moda gehörigen 
Fuitm-Heiden. Von Kamale aus hatte ich denselben 
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