awa. Die Bedeutung der letzteren Bezeichnungen
entgeht mir.
Die aufgezählten Nachbarstämme der Baininger
sind fast alle weniger unter sich, als vom Baininger
verschieden. Der Taulll ist kaum vom Küsten-
bewohner zu unterscheiden. Der Nakanai, zumal der
am Fuße der feuerspeienden Berge ansässige, nähert
sich zwar schon bedeutend dem Papuatypus, doch hat
er im Laufe der Zeiten und im steten Verkehr mit
dem Bewohner des nordöstlichen Teiles der Goazelle
#an Ursprünglichkeit erheblich eingebüßt. Der Bal-
ninger ist von allen an Körperbau, Sprache und
Sitten verschieden. Er hat ohne Zweifel das un-
vorteilhafteste Kußere von allen. Sein Wuchs ist
gedrängt, der Leib dick; der übermäßig vorstehende
„Bauch“ ist bei seinen Nachbarn sprichwörtlich ge-
worden; der Kopf ist viereckig, die Nasenflügel weit,
die Nasenwurzel stark plattgedrückt, der Mund, be-
sonders bei älteren Männern, unästhetisch weit, so
doß er beim Sprechen stets die schmutzig roten, vom
Betel gefärbten Zähne erblicken läßt; die unteren
Lippen sind zuweilen etwas dick. Die Beine sind
gespreizt nach außen stehend. Die breiten, nichts
weniger als graziösen Füße haben weit voneinander
getrennte Zehen. Die Waden sind wie bei allen
Bergvölkern stark entwickelt, die Füße platt, und der
Gang infolge des beständigen Bergsteigens verrät
wenig Grazie und ist im Vergleich zu dem des
Uferbewohners wie der Gang eines Bauern zu dem
eines Offiziers. Auch seine plumpen, schwieligen
Hände und die muskulösen, unästhetischen Arme
dürfen bei der Skizzierung seines Bildes nicht über-
sehen werden. -
Die Statur des Nordwest-Bainingers bleibt
durchschnittlich unter Mittelgröße, im Osten und
Süden dagegen ist der Wuchs höher und das Außere
vorteilhafter. Die Ursache mag darin liegen, daß
der Ost- und Süd-Baininger infolge seiner Tapfer-
keit, besonders aber wegen der weiten Entfernungen,
die ihn von seinen Feinden trennen, seine Unab-
hängigkeit besser zu wahren verstanden hat. Die
Stirne des Bainingers ist flach und schmal, sein
Auge matt, wie umflort, sein Blick schüchtern und
surchtsam, ja zaghaft. Die Haut ist von schmutzig
brauner Farbe und fühlt sich sehr rauh an. Auch wenn
die Leute dem Bade entsteigen, gewinnt sie nicht an
Glanz und Geschmeidigkeit. Die neugebornen Kinder
haben stets einen weißen Teint, der aber schnell ins
Dunklere übergeht. Albinos sind wenigstens bel den
Nordwest-Bainingern zlemlich häufig. Das Kopfhaar
ist dicht kraus und wird kurz getragen. Die Sitte,
aeeinhuölen oder mit Ocker oder Kalk einzureiben,
wur nur in geringem Umfang und bel gewissen
elegenheiten geübt. Der siruppige Bart, wird nicht
ang getragen; meistens reißen sie ihn ganz aus.
Arme und Bruft sind oft dicht mit Haaren bet und
verleihen dem Baininger dadurch ein wildes Außere.
Für Bart, Haar und Gesicht hat er wenig Pflege übrig.
Er ist überhaupt kein Freund von Schmucksachen
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und Reinlichkelt. Es ist sonderbar, welche Scheu
der Baininger vor Wasser hat. Fast in allen
Schluchten sprudelt ein Quell oder braust ein Wild-
bach und ladet ihn zu einem erfrischenden, relnigenden
Bade, allein dazu kann er sich nur selten entschließen.
Er fühlt sich wohl in seinem Schmutze, und sein
ästhetisches Empfinden ist nicht beleldigt, wenn er
am Morgen ungewaschen und ungereckt der warmen
Asche entsteigt, und ihm später bei der Arbelt der
Schweiß wie in Rinnsalen über den Körper läuft
und seine Person uns zum ekelhaften Anblick wird.
Die Frau kocht mit schmutzigen Händen, Vater und
Kinder hocken mit unreinlichem Außern am Boden
bei der Mahlzeit und fühlen sich wohl.
Nur bei gewissen Gelegenheiten, z. B. vor elnem
Tanze öder beim Fischfang erkühnt sich einer, den
Leib zu waschen, oder gießt eine Freundin an der
Quelle mit dem wassergefüllten Bambusrohr Schweiß
und Schmutz mitleidig vom Körper der Nachbarin.
Ohren und Nasenflügel, die sich der Balninger
durchsticht, schmückt er mit Knochen von Fleder-
mäusen. Bei den Frauen dienen die durchbohrten
und erweiterten Ohrlöppchen zur Aufnahme von
kurzen Bambusröhrchen, die als Zigarrenspitze be-
nutzt werden. Brust, Arme und Rücken zeligen oft
kleine Anschwellungen und Narben, die in gewisser
Symmetrie stehen. Sie werden beigebracht, indem
man einen trennenden Grashalm oder eine solche
Kokosblattrippe auf die Haut stößt. Gewöhnlich
vertreiben sich Kinder damit die Zeit.
Der erste Anblick eines Bainingers, zumal eines
echten, der noch wenig mit zivilisierten Individuen
anderer Stämme verkehrt hat, ist geradezu häßlich.
Sogar die Kinder haben selten etwas Gewinnendes
in ihren Gesichtszügen oder Anmutiges in ihren
Körperformen, und vergebens suchen wir nach ein-
zelnen Ausnahmen, wie z. B. solche unter den
Uferleuten sich finden, noch mehr aber unter den
Neu-Mecklenburgern und besonders auf den Admira-
litätsinseln, wo wir Typen von klassischer Schönheit
antreffen.
Der Hauptzug im Charakter des Bainingers,
die Schüchternheit und das stumpfsinnige Gebahren,
äußert sich nicht nur auf seinem Gesichte, sondern
auch in selnen Bewegungen und seiner Rede. Er
braucht wenig Gebärden, um seine Worte zu unter-
stützen. Das lebhafte Temperament, die Sicherheit
des Austretens, die Augensprache versteht er nicht
geltend zu machen. Er spricht gewöhnlich gelassen,
ruhlg und fast leise, gleich als ob er beständig
fürchte, seine Gegenwart zu verraten. Sein Lachen
und der Ausdruck der Freude oder des Erstaunens
werden erst natürlich, laut und herzlich, wenn er sich
außer Gefahr weiß, oder er in Gesellschaft zahlreicher
Nachbarn und Freunde arbeitet oder abends am
lodernden Feuer die Tagesereignisse bespricht. Sogar
beim Tanz, wo doch die verschiedenen Gemütsbewe-
gungen sich am leichtesten äußern, kehrt das Melan-
cholische in den Melodien, das Rohe, Ungeschlachte