Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

gefragt, ob und wo zwischen diesen ein großes Riff 
liege, und wie es heiße: schweigend orientierte der 
Mann die angedeuteten Inseln — wie ich mich 
nachher an Bord überzeugte, vollkommen richtig —, 
legte eine weitere Schale an die rechte Stelle und 
nannte ohne Besinnen den Namen. Diese Leute 
konnten mir auch angeben, daß außer einer Sand- 
bank zwei Wracks sich dort befänden, was nach der 
englischen Segelanweisung (auf den Inseln sitzen 
übrigens weder welße Händler noch Missionare) 
seine Richtigkeit hatte, während jetzt, wohl infolge 
des Taifuns, die Bank verschwunden war und nur 
einige Schiffstrümmer sichtbar waren, insbesondere 
ein großer Anker welt auf dem südöstlichen Riff. 
Ein anderer Palou in Fananu hat mir früher alle 
Inseln in richtiger Folge aufgezählt, die er auf der 
Fahrt nach Jap zu passieren haben würde. Dieser 
bezeichnete mir auch für die auf der ersten Reise im 
Jahre 1901 Fagau (fau— Stein, eu — einer) Pissila 
genannte Insel als gebräuchlicheren Namen Inissini- 
fau (alles Stein) Pissila, während er auf die 
Frage nach der in den Westkarolinen, etwas nördlich 
zwischen Sataual und Lamotrik gelegenen Insel (auf 
den Seekarten „West-Faiu“) den Namen „Fagauerak"“ 
angab (e Rest von en, in) nach Zusammenziehung, 
rak in Marshallsprache „Süden“; so findet sich auch 
in weitem Sprunge über Kusaie-säli in Olol der 
Marshall-Ausdruck „jäkt“ für Pandanus-Matte in 
„häki“ wieder). Die Insel „Inissinifau-Pissila“ ist 
unbewohnt (auf Seekarten: bewohnt); auch hier finden 
sich nachhaltige Spuren des Taifuns, und die Zahl 
der hier nistenden Seevögel erschten mir merklich 
verringert. 
Sehr erfreulich wor es, entgegen den nach Ponape 
gelangten Nachrichten, Murilo und Kuo vom Talfun 
nahezu unberührt zu sehen; kaum 30 Palmen waren 
dort umgebrochen. Dagegen beklagten die Leute der 
ersteren Insel den Verlust von drei Kanus mit 
20 Leuten. Von diesen brachte ich sechs von Ono 
nach dem die Möglichkeit zur Heimfahrt bietenden 
Truk, da zwei der Kanus nach 10 bzw. 13 Tagen 
in Piherar angetrieben waren. Das zwelte Kanu, 
das zwei Leute unterwegs verloren hat, war nach 
Poloot weitergesegelk, um über Truk heimzulehren. 
Im Taifun haben auch Kuo ein Kanu mit sieben 
Mann, Magerlap ein Kanu mit vier Mann ein- 
gebüßt, während in Fananu eine Frau durch einen 
stürzenden Baum umgekommen, in Nomuin eine 
Frau und ein Kind von der Flutwelle gegen Bäume 
geschleudert und getötet worden sind. Diese Verlust- 
liste wurde Ende Dezember noch dadurch vermehrt, 
daß von Tamatam zwei Kanus mit zehn Leuten 
vertrieben wurden. Mit dem September-Dampfer 
kehrten über Saipan fünf Truk-Leute zurück, die auf 
diese Weise im Juli v. Is. nach Guam gesetzt 
worden waren. 
In Fananu beträgt die Einbuße an Kokospalmen 
nicht mehr als 10 v. H., dagegen ist an der Süd- 
und der Ostseite ein 40 bis 50 m breiter Land- 
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streifen von der Flutwelle fortgerissen worden, im 
ganzen etwa 5 ha, darunter ohne Rest das Stations-= 
land der Jaluit-Gesellschaft. Sehr schwere Be- 
schädigungen hat Nomuin erfahren, von wo sich des- 
halb die Eingeborenen bis auf 15 nach Truk be- 
geben haben. Dile amerikanische Mission hatte hier 
drei Monate vorher eine Station errichtet und einen 
farbigen Lehrer eingesetzt. Ein Wlederaufbau scheint 
bis auf weiteres nicht geplant zu sein. 
Den beiden vom Taifun in Milleidenschaft ge- 
zogenen Inseln habe ich Lebensmittel und 2000 
Pflanznüsse überwiesen. 
Von Nomuin lief ich nach Truk. 
Hier hat nur die nördlichste Insel, Pls, über 
welche beide Taifune hinweggingen, einen allerdings 
recht merkbaren Schaden erlltten. ) 
Aus diesen Darlegungen ergibt sich auch, daß 
die Bahn des April-Taifuns etwa 55 Seemeilen 
breit war, und aus der Angabe des weißen Händlers 
in Odol, der Taifun habe dort am 22. April v. Js. 
5 Uhr vormittags, eingesetzt, daß seine Schnelligkeit 
von Ponape ab in der Stunde 18 Seemeilen, d. i. 
etwa 1½ Seemeile mehr als von Kusaie bis dahin, 
betragen hat. 
Die mäßige Kraft des zweiten Tatfuns hat in 
Truk mehr Gutes als Böses geschafft. Sie hat 
eine geringe Zahl von Bäumen zerstört, dafür aber 
alle reisfen Nüsse abgeschüttelt und damit den Ein- 
geborenen die langwierigen Erntearbeiten abge- 
nommen. Das Ergebnis ist eln augenfälliges. Die 
Produktion beträgt in den seit Anfang Oktober ver- 
gangenen sechs Monaten so viel als sie bisher in 
einem Jahre betrug. 
Truk wurde am 27. März verlassen. In der 
Ololgruppe sind die Inseln Olol und Piherar 
schwer, die Inseln Onarl, Ono und Magerlap 
wenig beschädigt. Wie Fananu und Nomuin, so 
haben auch Olol und Piherar Verluste an der 
Landfläche zu verzeichnen. Die Etscheitsche Pflan- 
zung hat durch die selt dem ersten Tailfun dort 
herrschende Trockenheit mehr junge Palmen einge- 
büßt als durch den Wind und die teilweise Über- 
flutung; immerhin bietet sie, da die Pflänzlinge 
in zu engem Verbande gesetzt worden waren, die 
besten Aussichten für die Zukunft. 
In der Gruppe habe ich 5500 Kokosnüsse ge- 
landet, hauptsächlich in Olol, und von dort wegen 
des Nahrungsmangels 60 Leute nach Truk über- 
geführt. Nur etwa zwanzig sind zur Bestellung 
der Insel zurückgeblieben, denen ich wie auf den 
anderen genannten Inseln Lebensmittel übergeben 
habe. Obwohl die Leute dieser Gruppe fast nur 
von Fischen und anderen Seetieren leben, sind 
nirgends Todes= oder Krankheitsfälle zu verzeichnen 
gewesen. 
Wile früher von mehreren Trukinseln gemeldet, 
haben auch die Eingeborenen in Lukunor, Onepo, 
Satauan, Kutu, Mor und Etal in Befolgung er-
	        
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