gefragt, ob und wo zwischen diesen ein großes Riff
liege, und wie es heiße: schweigend orientierte der
Mann die angedeuteten Inseln — wie ich mich
nachher an Bord überzeugte, vollkommen richtig —,
legte eine weitere Schale an die rechte Stelle und
nannte ohne Besinnen den Namen. Diese Leute
konnten mir auch angeben, daß außer einer Sand-
bank zwei Wracks sich dort befänden, was nach der
englischen Segelanweisung (auf den Inseln sitzen
übrigens weder welße Händler noch Missionare)
seine Richtigkeit hatte, während jetzt, wohl infolge
des Taifuns, die Bank verschwunden war und nur
einige Schiffstrümmer sichtbar waren, insbesondere
ein großer Anker welt auf dem südöstlichen Riff.
Ein anderer Palou in Fananu hat mir früher alle
Inseln in richtiger Folge aufgezählt, die er auf der
Fahrt nach Jap zu passieren haben würde. Dieser
bezeichnete mir auch für die auf der ersten Reise im
Jahre 1901 Fagau (fau— Stein, eu — einer) Pissila
genannte Insel als gebräuchlicheren Namen Inissini-
fau (alles Stein) Pissila, während er auf die
Frage nach der in den Westkarolinen, etwas nördlich
zwischen Sataual und Lamotrik gelegenen Insel (auf
den Seekarten „West-Faiu“) den Namen „Fagauerak"“
angab (e Rest von en, in) nach Zusammenziehung,
rak in Marshallsprache „Süden“; so findet sich auch
in weitem Sprunge über Kusaie-säli in Olol der
Marshall-Ausdruck „jäkt“ für Pandanus-Matte in
„häki“ wieder). Die Insel „Inissinifau-Pissila“ ist
unbewohnt (auf Seekarten: bewohnt); auch hier finden
sich nachhaltige Spuren des Taifuns, und die Zahl
der hier nistenden Seevögel erschten mir merklich
verringert.
Sehr erfreulich wor es, entgegen den nach Ponape
gelangten Nachrichten, Murilo und Kuo vom Talfun
nahezu unberührt zu sehen; kaum 30 Palmen waren
dort umgebrochen. Dagegen beklagten die Leute der
ersteren Insel den Verlust von drei Kanus mit
20 Leuten. Von diesen brachte ich sechs von Ono
nach dem die Möglichkeit zur Heimfahrt bietenden
Truk, da zwei der Kanus nach 10 bzw. 13 Tagen
in Piherar angetrieben waren. Das zwelte Kanu,
das zwei Leute unterwegs verloren hat, war nach
Poloot weitergesegelk, um über Truk heimzulehren.
Im Taifun haben auch Kuo ein Kanu mit sieben
Mann, Magerlap ein Kanu mit vier Mann ein-
gebüßt, während in Fananu eine Frau durch einen
stürzenden Baum umgekommen, in Nomuin eine
Frau und ein Kind von der Flutwelle gegen Bäume
geschleudert und getötet worden sind. Diese Verlust-
liste wurde Ende Dezember noch dadurch vermehrt,
daß von Tamatam zwei Kanus mit zehn Leuten
vertrieben wurden. Mit dem September-Dampfer
kehrten über Saipan fünf Truk-Leute zurück, die auf
diese Weise im Juli v. Is. nach Guam gesetzt
worden waren.
In Fananu beträgt die Einbuße an Kokospalmen
nicht mehr als 10 v. H., dagegen ist an der Süd-
und der Ostseite ein 40 bis 50 m breiter Land-
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streifen von der Flutwelle fortgerissen worden, im
ganzen etwa 5 ha, darunter ohne Rest das Stations-=
land der Jaluit-Gesellschaft. Sehr schwere Be-
schädigungen hat Nomuin erfahren, von wo sich des-
halb die Eingeborenen bis auf 15 nach Truk be-
geben haben. Dile amerikanische Mission hatte hier
drei Monate vorher eine Station errichtet und einen
farbigen Lehrer eingesetzt. Ein Wlederaufbau scheint
bis auf weiteres nicht geplant zu sein.
Den beiden vom Taifun in Milleidenschaft ge-
zogenen Inseln habe ich Lebensmittel und 2000
Pflanznüsse überwiesen.
Von Nomuin lief ich nach Truk.
Hier hat nur die nördlichste Insel, Pls, über
welche beide Taifune hinweggingen, einen allerdings
recht merkbaren Schaden erlltten. )
Aus diesen Darlegungen ergibt sich auch, daß
die Bahn des April-Taifuns etwa 55 Seemeilen
breit war, und aus der Angabe des weißen Händlers
in Odol, der Taifun habe dort am 22. April v. Js.
5 Uhr vormittags, eingesetzt, daß seine Schnelligkeit
von Ponape ab in der Stunde 18 Seemeilen, d. i.
etwa 1½ Seemeile mehr als von Kusaie bis dahin,
betragen hat.
Die mäßige Kraft des zweiten Tatfuns hat in
Truk mehr Gutes als Böses geschafft. Sie hat
eine geringe Zahl von Bäumen zerstört, dafür aber
alle reisfen Nüsse abgeschüttelt und damit den Ein-
geborenen die langwierigen Erntearbeiten abge-
nommen. Das Ergebnis ist eln augenfälliges. Die
Produktion beträgt in den seit Anfang Oktober ver-
gangenen sechs Monaten so viel als sie bisher in
einem Jahre betrug.
Truk wurde am 27. März verlassen. In der
Ololgruppe sind die Inseln Olol und Piherar
schwer, die Inseln Onarl, Ono und Magerlap
wenig beschädigt. Wie Fananu und Nomuin, so
haben auch Olol und Piherar Verluste an der
Landfläche zu verzeichnen. Die Etscheitsche Pflan-
zung hat durch die selt dem ersten Tailfun dort
herrschende Trockenheit mehr junge Palmen einge-
büßt als durch den Wind und die teilweise Über-
flutung; immerhin bietet sie, da die Pflänzlinge
in zu engem Verbande gesetzt worden waren, die
besten Aussichten für die Zukunft.
In der Gruppe habe ich 5500 Kokosnüsse ge-
landet, hauptsächlich in Olol, und von dort wegen
des Nahrungsmangels 60 Leute nach Truk über-
geführt. Nur etwa zwanzig sind zur Bestellung
der Insel zurückgeblieben, denen ich wie auf den
anderen genannten Inseln Lebensmittel übergeben
habe. Obwohl die Leute dieser Gruppe fast nur
von Fischen und anderen Seetieren leben, sind
nirgends Todes= oder Krankheitsfälle zu verzeichnen
gewesen.
Wile früher von mehreren Trukinseln gemeldet,
haben auch die Eingeborenen in Lukunor, Onepo,
Satauan, Kutu, Mor und Etal in Befolgung er-