Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Industrie Mesopotamiens im Jahre J905. 
Seidenstosse wurden im Jahre 1905 nur in 
geringer Menge und sehr primitiver Quallät in 
Mesopotamien verfertigt. Die arabischen Mäntel 
(„Abas“) und Kopftücher („Kuffies“) sind unter 
diesen Produkten erwähnenswerl und werden außer- 
balb Mesopotamiens, namentlich von den Beduinen 
Zentralarabiens, viel begehrt. — In der Seiden- 
zucht ist den ein günstiges Resultat versprechenden 
Anfängen der Vorjahre gegenüber kein erheblicher 
Fortschritt bemerklich gewesen. Das Anbauterrain 
der Maulbeerbäume hat sich nicht nur nicht ver- 
größert, sondern ist, der allgemeinen Annahme zu- 
folge, in gewissen Distrikten des Landes sogar zurück- 
gegangen, obschon die natürlichen Bedingungen für 
Abflanzung dieser Bäume dort durchaus günstig 
legen. 
Von größeren industriellen Etablissements ist 
nach wie vor nur die Bagdader Militärtuchfabrik 
hervorzuheben. Gedruckte Stoffe, namentlich zum 
Kopfputze der Frauen („Jazmas") wurden auch im 
Berichtsjahre weiter in ursprünglichster Weise in 
Bagdad hergestellt. Nur zwei neue Erscheinungen 
traten in der Lokalindustrie hervor. An erster 
Stelle handelte es sich um eine kleine, von der 
Bagdader Direktion der Schule der „Alliance 
Israslite Unitverselle“, zunächst aus pädagogischen 
Gründen, ins Leben gerufene Teppichfabrik, welche 
bereits einige nicht zu unterschätzende Arbeiten für 
den Lokalbedarf geliefert hat. Es traten sogar 
gegen Ende des Berichtsjahres gewisse Chancen 
für eine geringe Ausfuhr des Artikels hervor. An 
zweiter Stelle hat sich die mesopotamische Industrie 
einer Branche bemächtigt, welche infolge des großen 
Konsums eine nicht unbedeutende Rolle in Meso- 
potamien spielt. Es ist dies die Fabrikation von 
Papierhülsen für die mit inländischem Tabak her- 
gestellten, in großen Massen verbrauchten Zigaretten. 
Früher wurde dieses Zigarettenpapier, sowohl zum 
Selbstdrehen der Zigaretten, als auch schon zur 
Füällung fertig gedreht, von Osterreich importiert. 
Gegenwärtig hat sich in den belden Arten eine ein- 
heimische Industrie (namentlich in Mossul) entwickelt. 
Die österreichischen Fabrikanten haben sich daher 
genötigt gesehen, ihre Preise erheblich herabzusetzen. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Bagdad.) 
Die Bergbau--Industrie in Natal. 
Die Südafrikanische Wochenschrift berichtet in 
ihrer Nr. 232 vom 10. August über die Bergbau- 
Industrie in Natal, wie folgt: 
In der Suche nach Metallen entfaltet sich seit 
einiger Zeit eine lebhafte Rührigkeit in der ganzen 
Kolonie Natal, und gibt man sich auf die zu er- 
reichenden Resultate großen Hoffnungen hin. Gegen- 
wärtig, wo die Preise für unedle Metalle eine so 
beständig steigende Tendenz zeigen, läßt sich erwarten, 
  
daß ein Fund von irgend welcher Bedeutung sofort 
die Aufmerksamkeit von Interessentenkreisen auf sich 
ziehen würde, in welchem Falle es mit keinen 
Schwierigkeiten verbunden sein könnte, das nötige 
Kapital für weitere Aufschließung und Ausbeutung 
aufzutreiben. 
Im nördlichen Teile von Natal ist den unedlen 
Mineralien, an denen es bekanntlich sehr reich ist, 
bis jetzt bel weltem nicht die gebührende Aufmerk- 
samkeit gezollt worden, und mit Ausnahme von 
Kohle ist nichts für Hebung der im Schoße der 
Erde begrabenen Schätze geschehen. Jetzt jedoch 
scheint die Kolonie aus ihrer Lethargie zu erwachen, 
und zahlreiche Syndikate sind gebildet worden, um 
an verschiedenen Punkten weitgehende Schürfopera= 
tionen vorzunehmen, während andere Besitztümer im 
Auftrage von Kapitalistenkonsortien durch Sachver- 
ständige untersucht werden. Das Bergbau-Ministerlum 
unterstützt diese Bemühungen nach Kräften, aber die 
Abwesenheit einer geologischen Vermefssung der 
Kolonie erschwert ihm seine Aufgabe in sehr störender 
Weise. Sein vor kurzem veröffentlichter Jahres- 
bericht ist ein hochinteressantes fachmännisches Werk, 
das allen, die sich tätig an der Montan-Industrie 
der Kolonie zu beteiligen wünschen, mit gutem Rat 
an die Hand geht. So welt tatsächlich erzielte Aus- 
beutungsresuliate in Betracht kommen, ist es natür- 
lich fast nur der Kohlenbergbau, der eine Rolle 
spielt. Die gesamte Förderung aller Kohlengruben 
in der Kolonie stellte sich 1905 auf 1 129 407 
Tonnen im Vergleich mit 834 705 Tonnen für 1904. 
Die Natal Navigation Collieries, Ltd., nimmt unter 
den sämmtlichen Gesellschaften den ersten Rang ein 
mit einer Produktion von 228 278 Tonnen im 
Vergleich mit 136710 Tonnen für 1904. Die 
Zunahme in ihrer Förderung beträgt also nicht viel 
weniger als 50 v. H. Die Elandslaagte Collieries, 
Ltd., die 1904 mit einer Förderung von 161 197 
Tonnen die erste Stelle einnahm, war 1905 die 
zweite auf der Liste mit 165 257 Tonnen. Die 
Geringfügigkeit der Zunahme scheint in diesem Falle 
einzig und allein an dem Mangel an geeigneten 
Arbeitskräften zu liegen. Mangel an Arbeitsgelegen- 
heiten war es jedenfalls nicht, denn um die von ihr 
übernommenen Kontrakte zu decken, hatte die Gesell- 
schaft nahezu 50 000 Tonnen von anderen Gruben 
u kaufen. 
Wesentliche Zunahmen gegen 1904 welsen die 
  
folgenden Gesellschaften auf: 1905 1904 
onnen Tonnen 
Dundee Collieries 188 718 108 302 
Glencoe Collieries 117 428 75 577 
St. George's Collleries 101 423 73385 
Durban Navigation 101 019 67 797 
Newcastle Collieriies 67 355 37 967 
South African Collieries 59 562 34 120 
Crown Collierlss= 50 144 27 668 
West Lennoxton 29 938 24750 
Natal Cambrlan 23 092 1 500
	        
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