Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Das Entkörnen der Baumwolle geht regelmäßig 
von statten und hält sich etwa auf derselben Höhe 
wie im Vorjahre. 
In Oberägypten hofft man auf einen gleichen 
Ernteertrag wie im Vorjahre, obgleich die bepflanzte 
Fläche geringer ist. 
(Alexandria General Produce Association vom 29. Sep- 
tember 1906.) 
Die Eisenbahn Rotes Meer — sil. 
Von Dr. Kürchhoff. 
Der Nil mit seinen bedeutenden Windungen 
zwischen Abu-Hammed und Korosko, sowie seinen 
Stromschnellen zwischen Khartum und Wadi Halfa 
ist keine günstige Fahrstraße nach dem Sudan, um- 
soweniger, als der niedrige Wasserstand, der einen 
großen Teil des Jahres über herrscht, längere Zeit 
das Einstellen jeglicher Schiffahrt notwendig macht. 
Schon frühzeitig kam man deshalb auf den Ge- 
danken, einen kürzeren und rentableren Abzugsweg 
für die Produkte der Gebiete am oberen Nil zu 
schaffen. Die viel begangene Karawanenstraße 
Berber—Suakin (der 6. Katarakt erschwert nur 
während einiger Zeit die Schiffahrt, hindert sie aber 
nie vollständig) mußte bei Erwögung derartiger 
Pläne unwillkürlich die Blicke auf sich ziehen, und 
bereits Ismail Pascha faßte den Entschluß, längs 
der bestehenden Verbindung einen Schienenweg her- 
stellen zu lassen.!) Als dann nach dem Tode Gordons 
England die bedeutenden Schwierigkeilen erkannte, 
die sich der Ausnutzung des Nils bzw. des Strom- 
tales als Vormarsch= und Etappenstraße entgegen- 
stellten, faßte es den Entschluß, zu rein militärischen 
Zwecken eine Eisenbahn zwischen den beiden genannten 
Orten zu bauen.:) Die damals erkundete Trace 
folgte fast ausschließlich der Karawanenstraße, und 
wäre der Bau wegen des in der Nähe von 
Suakin sehr gebirgigen, nicht weit von Berber mit 
großen Dünen bedeckten Geländes sehr schwierig 
gewesen.)) Die hieraus sich ergebende Kostspielig- 
kelt, die auch das schon in den siebziger Jahren 
von seiten Bakers und Gordons gewünschte Be- 
ginnen des Unternehmens verhindert hatte, sowie 
die ganze ungünstige Entwicklung der Verhältnisse 
im Sudan mögen der Grund gewesen sein, wes- 
halb der mit einer Spurweite von 1.3 m begonnene 
Bau eingestellt wurde, nachdem 32 km fertiggestellt 
waren.") Noch im Jahre 1897 sprach sich der 
britische Konsul in Khartum gegen den Bau der 
Bahn aus, da diese sich niemals rentieren würde.) 
) Monwewen aohuue 1906, S. 149. 
2) Ausland 1 
56# Ausland 1885, S. 692. Mouvement FSéographique 
1897, S. 600. 
5 Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 
1886, S. 40. 
5) Zeitu des Vereins lausscher, 
Eisenbahnver- 
waltungen 188. S. 540. Ebenda S. 7 
  
Trotzdem ließ die englische Reglerung noch in dem- 
selben Jahr mit Vermessungen beginnen, für welchen 
Zweck die Summe von 200 000 Mark ausgeworfen 
wurde.5) Lord Cromer begründete im Jahre 1908 die 
Notwendigkeit des Baues der Bahn damit, daß wegen 
der großen Entsernungen das Niltal bis zum Ver- 
schiffungshafen Alexandrien nicht der natürliche Aus- 
weg für den Sudan sei, sondern höchstens für Waren, 
die eine hohe Fracht vertragen, wie Elfenbein, Gummi- 
arabikum, während die Gewinnung von Stapel- 
waren nur dann lohnend sein könne, wenn ein 
kürzerer Zugang zur See offen sei. Auf der anderen 
Seite müßten dem Sudan manche Waren, wie z. B. 
Steinkohle, auf einem billigeren Wege als dem bis- 
herigen zugeführt werden. Für Agypten sei die neue 
Bahn allerdings von Nachteil, da es nach ihrer 
Vollendung den Durchgangshandel noch dem Sudan 
verlieren werde,) aber Agypten könne aus dem 
Sudan nur Nutzen ziehen, wenn es sich bedeutend 
entwickle, und dieses sei lediglich mit Hilfe der vor- 
geschlagenen Bahn möglich, nach Fertigstellung dieser 
würden sich die schon jetzt bedeutenden Handels- 
verbindungen zwischen Indien und dem Sudan 
noch inniger gestalten und zu einem indischen 
Monopol des Sudanhandels führen.") 
Nachdem die Erkundungen abgeschlossen, wurden 
die Gesamtkosten auf 1 770 000 ägyptische Pfund 
veranschlagt?') und diese Summe aus dem Fonds 
der Spezialreserve bewilligt.)) 
Die bei den neuen Vermessungen endgültig ab- 
gesteckte Trace, bei der die Bahn eine Gesamt- 
länge von 532,5 km erhalten hat, weicht wesentlich 
von der Karawanenstraße und somit auch von den 
früheren Tracen ab. Hierdurch war es möglich, eine 
Linienführung zu finden, die die den früheren Bau- 
versuchen entgegentretenden Schwierigkeiten erheblich 
herabmindert. Zunächst ist die allgemein übliche 
Bezeichnung Suakin—Berber nicht richtig, denn die 
letztgenannte Stadt wird überhaupt nicht berührt, 
sondern die Bahn erreicht den Nil 32 km weiter 
südlich an der Einmündung des Atbara in den 
Nil.) die hier liegende Station heißt Atbara. 
Auch der Anfangspunkt Suakin ist nur vorläufig, 
der eigentliche Anfangspunkt zu dem hin die Schienen 
jetzt nach Fertigstellung der Hauptbahn verlegt 
werden, ist der 50 km nördlich des Hafens von 
Suakin gelegene Hafen Mirsa Scheich Barnd, der 
in Port Sudan umbenannt ist. Sobald die hier 
in Angriff genommenen Arbeiten beendet sind, legen 
die englischen Postdampfer hier und nicht mehr in 
Suakin an.?) Der Grund für diese Veränderung 
ist darin zu suchen, daß der neugewählte Hafen 
Geographische Zeitschrift 1903, S. 411. Zeitun 
ds 1 . 1 -6 
Mouvement Foer s 1904, S. 1 
8) Le Genie eivil, II. S. 316. 
120, II. 
) Beitung vez Trreins deutscher Eisenbahnver- 
waltdg 1905, 035. 
1 neer
	        
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