Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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erst erprobt werden muß — einträgliches Gewerbe 
zu entwickeln. Letzteres würde besonders in 
Süd-Nigeria der Fall sein, wo ein offenbar 
nachhaltiges Angebot von Mangroven besteht. 
Aber wir freuen uns zu sehen, daß jedenfalls 
einiges Interesse an der Sache genommen wird, 
denn das ist wenigstens ein Schritt auf der 
richtigen Bahn. Aus diesem Grunde begrüßen 
wir mit Interesse die Abhandlung der Herren 
E. Draffle und M. Nierenstein, welche im 
letzten Quaterly Journal des Tropical Institute 
of Commercial Research erschien; denn während 
sie an sich schon interessant ist, zeigt sie uns auch 
einige wirtschaftliche Eigenschaften der in Frage 
kommenden Bäume. Aber noch wertvoller ist die 
Tatsache, daß Dr. Paecssler, eine hervorragende 
wissenschaftliche Autorität, auf Grund einer Anzahl 
von Analysen den Gerbstoffgehalt der Mangroven- 
rinde auf 39 vH. angibt; er ist daher der Ansicht, 
daß Mangrovengerbstoff Handelswert besitzt und 
als Material zur Herstellung von Gerbstoffextrakt 
eine große Zukunft hat, ferner glaubt er, daß die 
häufig ausgesprochene geringe Bewertung nicht in 
den inneren Eigenschaften des Materials, sondern 
in der Verwendungsweise begründet ist. Eine 
solche Außerung, namentlich wenn sie, wie in 
diesem Fall, von einem so berühmten Sach- 
verständigen ausgeht, ist entschieden ermutigend, 
und wir würden gern auch die wissenschaftliche 
Ansicht von Professor Wyndham Dunstan über 
diese Angelegenheit erfahren; denn es scheint uns, 
daß bei dem offenbaren Wert dieses Produkts 
keine Zeit verloren werden darf, die Nutzbar= 
machung desselben auf kommerzieller Basis zu 
versuchen. 
*# 
Die in obigem Artikel erwähnte Abhandlung 
von E. Draffle und M. Nierenstein ist in demselben 
Heft unter der überschrift „Gerbstoff aus Man- 
grovenrinde“ Liverpool University Experiments. 
wiedergegeben: 
Bezüglich des botanischen Ursprungs der west- 
afrikanischen Mangroverinden, welche unter dem 
Namen „Common“ (oder „Red"“) und „White“ 
bekannt sind, scheinen einige Zweifel zu bestehen. 
Die erstere stammt von Rhizophora Mangle L. 
oder deren Abart Racemosa G. F. Mey, die 
früher als eigene Spezies behandelt wurde, jetzt 
aber mit R. Mangle vereinigt ist. Die Ver- 
breitung von R. Mangle ist von Interesse. Sie 
(oder ihre Abart) kommt an der Ostküste des 
tropischen Amerika vor und wieder in Ober= und 
Nieder-Guinea, St. Thomé, Grand Bassam, Sierra 
Leone, Congo usw. an der Westküste Afrikas. 
Die rote Mangrove wächst im Schlamm an 
der See und auf Sandbänken der Fluß-Astuarien 
und wird bei Hochwasser teilweise überflutet. Der 
  
Stamm wird von Nutzwurzeln getragen und an 
den Zweigen entstehen zahlreiche Luftwurzeln. 
Die Pflanze ist vivipar, der Embryo entwickelt 
sich im Samen, solange letzterer noch am mütter- 
lichen Zweige sitzt. Zuletzt fällt der Embryo 
heraus und bleibt im Schlamm stecken. Bis- 
weilen werden diese jungen Keimlinge von der 
Flut fortgespült und beginnen auf Felsen und 
Steinen zu wachsen. Eine Schlammschicht wird 
gebildet, und diese dient dazu, neu hinzukommende 
Pflanzen zu halten und zu ernähren, bis ein 
guter Bestand erzielt ist. Unter diesen Verhält- 
nissen erreicht die Pflanze vielleicht nur die Größe 
eines Strauches, aber häufig erlangt sie eine 
Höhe von 30 Fuß auf den Schlammbänken. 
Indessen ist die Entwicklung zum Baume häufiger 
auf den Schlammbänken der dem Einfluß der 
Gezeiten unterliegenden Astuarien. 
Das Holz ist sehr hart und ein gutes, dauer- 
haftes Baumaterial. Das Kernholz ist dunkelrot 
oder bräunlichrot. Das junge Holz ist gelb mit 
rötlichbraunen Streifen. Die Rinde von St. Thom 
soll etwa 17,5 v H. Gerbstoff enthalten und wird 
in St. Thomé wegen des darin vorhandenen 
roten Farbstoffs zum Färben von Fischernetzen 
verwandt. Neuerdings ist ein Versuch gemacht 
worden, sie zur Gerbstoffgewinnung zu benutzen. 
Das Vorhandensein des rotfärbenden Bestandteils 
ist ein Nachteil, da er das Leder färbt. 
Trimble und Sack haben unabhängig von- 
einander die Rinde von Rhizophora Mangle 
untersucht. Sack findet, daß die älteren Pflanzen 
mehr Gerbstoff enthalten als die jüngeren. Er 
ermittelt 24,5 vH. als Durchschnittsgehalt. Er 
hat auch die reine Gerbsäure hergestellt und stellt 
fest, daß es eine rötlichbraune Substanz von der 
Zusammensetzung C H86 O2 ist. Es bildet 
eine monoazetyle Zuschmmenzrung, C¼ Hf 0 
CH0nutdemcchmclzpunktbct900 Grad 
cack nimmt an, daß die Gerbstoffe zunächst ein 
Anhydrid bilden. Er hat auch den roten Farbstoff 
dieser Mangrove untersucht und ermittelt die 
Zusammensetzung C/s H/# O . In der Rinde 
eines amerikanischen eCxenhlar von K. Mangle 
findet Trimble 23,92 oder in der absolut trockenen 
Rinde 27,19 v . Gerbstoff. Er stellt fest, daß 
Mangrovengerbstoff in reinem Zustand fast ganz 
weiß, aber bei der gewöhnlichen Herstellung 
dunkelbraun oder hell rötlichbraun ist. Er erhielt 
folgende Reaktionen bei einer einprozentigen 
Lösung von: 
Eisenchlorid: schmutzig grüner Niederschlag, 
Eisenazetat: olivengrüne Färbung und Nieder- 
schlag, 
Kalkwasser: blaßroter Niederschlag, 
Bromwasser: gelber Niederschlag, 
Kobaltazetat: schwache Trübung,
	        
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