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Uraniumazetat: rotbraune Färbung und Nieder-
ag,
Kaliumbichromat: brauner Niederschlag.
Zucker wurde in Verbindung mit dem Gerbstoff
nicht gefunden; letzterer gehört in die Katechu-
Gruppe und hat folgende Zusammensetzung:
5%6 H 69 0 256. Er stimmt genau mit den
Gerbstoffen der Roßkastanie, Tormentilla und
Ratanhia überein und wurde als identisch mit
denen aus Canaigre und Mimosenrinde festgestellt,
aber weitere Forschung auf diesem Gebiet ist
erforderlich.
Von einer Firma westafrikanischer Kaufleute
haben wir eine Art westafrikanischer roter
Mangrovenrinde aus Nigeria erhalten. Es ist
festgestellt, daß sie von geringerem Wert ist als
die graue oder weiße Mangrovenrinde, welche
von weiter oberhalb der Küste kommt. Es ist
die Rinde von K. Mangle. Eine gualitative
Untersuchung ergab die folgenden Resultate:
Eisenchlorid: Grünfärbung,
Bromwasser: Niederschlag,
Diazobenzolchlorid: Niederschlag,
Natriumnitrit: keine Färbung,
Schwefelsäure: bräunlicher Niederschlag,
Kiefernholz: keine Färbung,
Formaldehyd und Chlorwasserstoff: rotbrauner
Niederschlag.
Wir sind nicht imstande, einen anderen Gerb-
stoff ausfindig zu machen, welcher mit Schwefel-
säure einen Niederschlag ergibt. Nach Proctor
gab die von ihm untersuchte Mangrove nur eine
Farbreaktion. Es ist möglich, daß diese Eigen-
schaft sich bei der Analyse von Gerbstoffen als
nützlich erweist, insbesondere in solchen Fällen,
wo Quebracho mit Mangrove versetzt ist. Que-
bracho gibt mit Schwefelsäure eine leuchtend rote
Färbung, aber keinen Niederschlag.
Eine eingehendere Untersuchung des Gerbstoffs
der Mangrovenrinde wird binnen kurzem vor-
genommen werden, wobei die Produkte, die durch
Behandlung mit Alkalien, mit Brom usw. ge-
wonnen werden, zum Vergleich mit denen der
weißen Mangrove untersucht werden sollen.
Die weiße Mangrove der Westküste ist ziemlich
sicher Laguncularia racemosa Gr. Sie kommt
in Westindien, an der Ostküste des tropischen
Amerika und in Westafrika (Ober-Guinea, Grand
Bassam, Fernando Po, Sierra Leone usw.) vor.
Nach Schimper findet sich diese Pflanze in den
Mangrovenbeständen innerhalb desäußeren Gürtels
von Rhizophora. Es ist ein kleiner Baum mit
einfachen länglichen oder elliptisch zugespitzten
Blättern und mit zwei Drüsen am Blattstiel,
unmittelbar unter der Blattscheide. Die Blüten
sind weiß. Die Nuß ist etwa ½ Zoll lang, und
der Same enthält beim Abfallen einen aus-
gebildeten Keimling, der zwar vollständiger ent-
wickelt ist als bei gewöhnlichen Landgewächsen,
aber die Pflanze ist nicht so ausgesprochen vivipar
wie Rhizophora Mangle. Die Rinde wird zur
Extrahierung von Gerbstoff benutzt und ist zur
Vermischung mit Divi-divi geeignet. Ein als
weiße Mangrove bezeichneter Probestamm, der
von einem von uns untersucht wurde und wahr-
scheinlich von Laguncularia racemosa stammt,
enthielt einen Pyrogallus= Gerbstoff, und mit
Rücksicht darauf ist er wahrscheinlich zur Her-
stellung von hellfarbigem Leder geeignet, im
Gegensatz zu dem roten Leder, das man bei
Anwendung von K. Mangle erhält. Es ist
wünschenswert, daß der weißen Mangrove mehr
Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Avicennia officinalis (einschließlich tomentosa,
die früher als besondere Art angesehen wurde)
wird ebenfalls weiße Mangrove genannt. Sie
kommt in Westafrika vor, aber offenbar weniger
häufig wie Laguncularia. Guppy nimmt an,
daß sie aus Samen entstammt, die durch Meeres-
strömungen von Amerika herübergebracht sind.
Sie ist ein kleiner Baum oder Strauch der
salzigen Brüche und der dem Einfluß der Ge-
zeiten unterliegenden Niederungen, der aus dem
Schlamm Luftwurzeln in die Höhe sendet. Die
Blätter sind meistens lanzettförmig und unterseits
schwach weißfilzig. Bei der Abart tomentosa ist
die Unterseite der Blätter stärker behaart und
vielleicht brännlich weiß. Die Blüten sind kurz
zugespitzt, die Kelchlappen sind eine Linie lang
und der Griffel ist sehr kurz. Die Rinde von
Avicenuia wird in Rio de Janeiro als Gerb-
material benutt. Das Holz ist grau mit dunk-
lerem Kernholz; es ist hart und schwer und
besteht aus zahlreichen engen, scharf abgesetzten
Jahrringen.
Wenn auch Avicenuia officinalis an der Küste
gefunden ist, so kann doch kaum ein Zweifel
darüber bestehen, daß die weiße Mangrovenrinde
von der Westküste Afrikas von Laguncularia
racemosa Gr. stammt.
Nach Niederschrift des obigen erhielten wir
den Bericht der „Deutschen Versuchsanstalt für
Lederindustrie“ für 1907. Dr. Paessler stellt
hierin als Resultat aus einer Anzahl von Ana-
lysen fest, daß der durchschnittliche Gerbstoffgehalt
der Mangrovenrinde 39 vH. beträgt. Augen-
scheinlich ist die benutzte Spezies nicht bestimmt.
Der Autor ist der Ansicht, daß Mangrovengerbstoff
großen Handelswert besitzt. Er glaubt, daß die
häufig ausgesprochene geringe Bewertung nicht
in den inneren Eigenschaften des Materials,
sondern in der Verwendungsweise begründet ist.