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so großer Zahl herangezogen werden und die
so viel Not und Drangsale für sie bringen!
Es sei, abgesehen von allem andern, nur darauf
hingewiesen, welche Schwierigkeiten die Ver-
pflegung der Leute auf der Reise macht bei
der immer mehr zunehmenden Entvölkerung
der großen Karawanenstraßen. Hier kann nur
durch eine Bahn Abhilfe geschaffen und das
Los der Eingeborenen erleichtert werden. Die
so nach dieser Seite hin entlasteten Eingeborenen
können dann später herangezogen werden zur
Mitarbeit an der wirtschaftlichen Hebung der
Kolonie, sei es durch Arbeit in den Plantagen
oder, was noch wertvoller ist, durch selbständige
kleine Unternehmungen auf dem Gebiete der
Landwirtschaft. Geschieht dies in der rechten
Weise, so kann daraus reicher Segen für die
Kolonie erwachsen.
Weiter ist darauf hinguweisen, daß errst
durch eine Bahn die wirkliche Erschließung des
reichen Hinterlandes möglich ist. Ich denke
dabei zunächst an den bis jetzt nachgewiesenen
Viehreichtum der weiten Graslandgebiete. Dieser
kann den Gebieten an der Küste, wo es immer
schwieriger wird, frisches Fleisch zu beschaffen,
nur zugute kommen, wenn das Bieh mittels
Bahn dorthin gebracht werden kann. Auch
der Reichtum an Pferden, an Gummi und
Elfenbein darf nicht vergessen werden. Viel
von diesen Schätzen unseres Schutzgebietes ist
bisher der benachbarten englischen Kolonie zu-
geflossen, die uns gegenüber den Vorzug hat,
daß sie natürliche Wasserstraßen besitzt, die tief
ins Innere hineinreichen. Durch eine Bahn
würde dieser Reichtum unserer Kolonic und
damit auch unserm Vaterlande erhalten bleiben.
Endlich sei noch an eins erinnert, daran nämlich,
daß allem Anschein nach die Graslandgebiete
unseres Hinterlandes sich in besonderer Weise
für die Baumwollkultur eignen. Schon jetzt
wird von den Eingeborenen Baumwolle ge-
pflanzt, doch scheint die einheimische Art für
den Weltmarkt nicht geeignet zu sein. Welche
Bedentung die Baumwollkultur für das Heimat-
land hat, braucht nicht besonders betont zu
werden. Erfolgreich kann sie aber nur dann
betrieben werden, wenn eine Bahn in jene ent-
sernten Gebiete führt.“
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Deutsch-Neuguinea.
erdbeben in Deutsch-Ueuguinea.
In australischen Zeitungen waren im Oktober
v. J. Nachrichten über äußerst schwere Erdbeben
verbreitet, die sich am 15. September v. Is. um
2 Uhr morgens in Kaiser-Wilhelmsland ereignet
und großen Schaden angerichtet haben sollten.
Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten er-
weisen sich diese Meldungen zum Glück als
wesentlich übertrieben. In der Umgebung von
Friedrich-Wilhelmshafen und in der Astrolabe-Bai
hat die Naturerscheinung keinen Schaden ange-
richtet. Dagegen rutschte das Lagerhaus der
Neugninea-Kompagnie auf der Insel Madang im
Finschhafen von seinen Holzpfeilern herab und
blieb daneben unversehrt stehen. Der die Insel
Madang mit dem Festland verbindende Stein-
damm wurde durch die mit dem Erdbeben ver-
bundene Flutwelle zerstört, Böte und Kanus
wurden fortgerissen, konnten aber wieder auf-
gefischt werden. Der im Hafen liegende Dampfer
„Siar“ wurde durch mehrere Stöße hin= und
hergeschüttelt, blieb aber unbeschädigt.
Nach Berichten der am Huon-Golf wirkenden
Neuendettelsauer Mission haben dort die Erd-
beben allerdings nicht unerheblichen Schaden an-
gerichtet. Es wurden gegen 200 Stöße im Sev-
tember gezählt. In Pola wurde das Missions-
haus stark beschädigt, auch hat dort eine hohe
Flutwelle viel Schaden angerichtet. Auf der
Station auf dem Sattelberg ist das große Wohn-
haus eingefallen, ohne daß indessen von dem
Missionspersonal jemand zu Schaden gekommen
wäre. Weiter landeinwärts sollen nach den An-
gaben der Eingeborenen große Bergrutsche stau-
gefunden haben, welche die Flüsse in ihrem Laufe
aufhielten und ganze Dörfer unter sich begruben.
D
Samoa.
Der Vulkan in Savaii.-)
Am 1. oder 2. August 1905 brach nach Vor-
hergang eines Erdbebenschwarmes 12 km südlich
des Hafenplatzes Matautu in Savaii ein Vulkau
aus, der im Gegensatz zu dem im Jahre 1902
bei Aopo erschienenen Krater nicht nach Aus-
tritt der Gase und etwas Lava wieder erlosch,
sondern im Laufe der Zeit den Itu o tane ge-
nannten Distrikt Nordsavaiis von Safune bis
Lealatele zu zerstören drohte. Die zuerst ent-
standene Auswursstelle lag an einem alten, seit
Jahrhunderten erloschenen Krater in einem kleinen
Tale. Die ausgeworfenen Steine und die aus-
tretende Lava türmten sich allmählich etwa 200 m
hoch auf. Im August bis November erreichten
die Lavaflüsse die Küste nicht, sondern schufen
) Aus der dem Reichstag demnächst, wie alljährlich,
zugchenden Denlschrift über die Entwicklung der deutschen
Schungebiete.