Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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so großer Zahl herangezogen werden und die 
so viel Not und Drangsale für sie bringen! 
Es sei, abgesehen von allem andern, nur darauf 
hingewiesen, welche Schwierigkeiten die Ver- 
pflegung der Leute auf der Reise macht bei 
der immer mehr zunehmenden Entvölkerung 
der großen Karawanenstraßen. Hier kann nur 
durch eine Bahn Abhilfe geschaffen und das 
Los der Eingeborenen erleichtert werden. Die 
so nach dieser Seite hin entlasteten Eingeborenen 
können dann später herangezogen werden zur 
Mitarbeit an der wirtschaftlichen Hebung der 
Kolonie, sei es durch Arbeit in den Plantagen 
oder, was noch wertvoller ist, durch selbständige 
kleine Unternehmungen auf dem Gebiete der 
Landwirtschaft. Geschieht dies in der rechten 
Weise, so kann daraus reicher Segen für die 
Kolonie erwachsen. 
Weiter ist darauf hinguweisen, daß errst 
durch eine Bahn die wirkliche Erschließung des 
reichen Hinterlandes möglich ist. Ich denke 
dabei zunächst an den bis jetzt nachgewiesenen 
Viehreichtum der weiten Graslandgebiete. Dieser 
kann den Gebieten an der Küste, wo es immer 
schwieriger wird, frisches Fleisch zu beschaffen, 
nur zugute kommen, wenn das Bieh mittels 
Bahn dorthin gebracht werden kann. Auch 
der Reichtum an Pferden, an Gummi und 
Elfenbein darf nicht vergessen werden. Viel 
von diesen Schätzen unseres Schutzgebietes ist 
bisher der benachbarten englischen Kolonie zu- 
geflossen, die uns gegenüber den Vorzug hat, 
daß sie natürliche Wasserstraßen besitzt, die tief 
ins Innere hineinreichen. Durch eine Bahn 
würde dieser Reichtum unserer Kolonic und 
damit auch unserm Vaterlande erhalten bleiben. 
Endlich sei noch an eins erinnert, daran nämlich, 
daß allem Anschein nach die Graslandgebiete 
unseres Hinterlandes sich in besonderer Weise 
für die Baumwollkultur eignen. Schon jetzt 
wird von den Eingeborenen Baumwolle ge- 
pflanzt, doch scheint die einheimische Art für 
den Weltmarkt nicht geeignet zu sein. Welche 
Bedentung die Baumwollkultur für das Heimat- 
land hat, braucht nicht besonders betont zu 
werden. Erfolgreich kann sie aber nur dann 
betrieben werden, wenn eine Bahn in jene ent- 
sernten Gebiete führt.“ 
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Deutsch-Neuguinea. 
erdbeben in Deutsch-Ueuguinea. 
In australischen Zeitungen waren im Oktober 
v. J. Nachrichten über äußerst schwere Erdbeben 
verbreitet, die sich am 15. September v. Is. um 
  
2 Uhr morgens in Kaiser-Wilhelmsland ereignet 
und großen Schaden angerichtet haben sollten. 
Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten er- 
weisen sich diese Meldungen zum Glück als 
wesentlich übertrieben. In der Umgebung von 
Friedrich-Wilhelmshafen und in der Astrolabe-Bai 
hat die Naturerscheinung keinen Schaden ange- 
richtet. Dagegen rutschte das Lagerhaus der 
Neugninea-Kompagnie auf der Insel Madang im 
Finschhafen von seinen Holzpfeilern herab und 
blieb daneben unversehrt stehen. Der die Insel 
Madang mit dem Festland verbindende Stein- 
damm wurde durch die mit dem Erdbeben ver- 
bundene Flutwelle zerstört, Böte und Kanus 
wurden fortgerissen, konnten aber wieder auf- 
gefischt werden. Der im Hafen liegende Dampfer 
„Siar“ wurde durch mehrere Stöße hin= und 
hergeschüttelt, blieb aber unbeschädigt. 
Nach Berichten der am Huon-Golf wirkenden 
Neuendettelsauer Mission haben dort die Erd- 
beben allerdings nicht unerheblichen Schaden an- 
gerichtet. Es wurden gegen 200 Stöße im Sev- 
tember gezählt. In Pola wurde das Missions- 
haus stark beschädigt, auch hat dort eine hohe 
Flutwelle viel Schaden angerichtet. Auf der 
Station auf dem Sattelberg ist das große Wohn- 
haus eingefallen, ohne daß indessen von dem 
Missionspersonal jemand zu Schaden gekommen 
wäre. Weiter landeinwärts sollen nach den An- 
gaben der Eingeborenen große Bergrutsche stau- 
gefunden haben, welche die Flüsse in ihrem Laufe 
aufhielten und ganze Dörfer unter sich begruben. 
D 
Samoa. 
Der Vulkan in Savaii.-) 
Am 1. oder 2. August 1905 brach nach Vor- 
hergang eines Erdbebenschwarmes 12 km südlich 
des Hafenplatzes Matautu in Savaii ein Vulkau 
aus, der im Gegensatz zu dem im Jahre 1902 
bei Aopo erschienenen Krater nicht nach Aus- 
tritt der Gase und etwas Lava wieder erlosch, 
sondern im Laufe der Zeit den Itu o tane ge- 
nannten Distrikt Nordsavaiis von Safune bis 
Lealatele zu zerstören drohte. Die zuerst ent- 
standene Auswursstelle lag an einem alten, seit 
Jahrhunderten erloschenen Krater in einem kleinen 
Tale. Die ausgeworfenen Steine und die aus- 
tretende Lava türmten sich allmählich etwa 200 m 
hoch auf. Im August bis November erreichten 
die Lavaflüsse die Küste nicht, sondern schufen 
) Aus der dem Reichstag demnächst, wie alljährlich, 
zugchenden Denlschrift über die Entwicklung der deutschen 
Schungebiete.
	        
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