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saft wird in Bassins geleitet. In erster Reihe
kommt es darauf an, daß durch die Einschnitte
die Entwicklung des Baumes nicht gefährdet
wird. Deshalb darf mit dem Einschnitt kein zu
großer Teil der Rinde vom Baume entfernt
werden. Weiter ist darauf zu achten, daß die
feine Haut, die unter der äußeren Rinde liegt,
und das Holz des Baumes (Cambium) nicht be-
schädigt wird; wo dies geschieht, ist eine neue
Rindenbildung ausgeschlossen.
Um nicht zu tief in den Stamm einzuschnei-
den und das Cambium nicht zu verletzen, sind
die allerverschiedensten Instrumente hergestellt
worden. Keines derselben bietet aber vollkom-
mene Sicherheit, und die größte Aufmerksamkeit
des Arbeiters ist erforderlich, wenn er hierbei
keinen Schaden aurichten will.
Von großer Bedentung aber ist es überhaupt,
einen recht großen Milchertrag zu erzielen, ohne
den Baum zu schädigen. Dies erreicht man,
wenn die Zapfung auf eine möglichst lange Zeit-
periode verteilt wird. Bei richtiger Ausdehnung
der Zapfungsperiode ist es möglich, im Laufe
des Jahres ein verhältnismäßig großes Quantum
zu erhalten, trotzdem jedesmal nur eine geringe
Menge Milch dem Baume entzogen wird. Auf
diese Weise kann ein Rückschlag in der Entwick-
lung des Baumes vermieden werden.
Zur Erreichung dieses Zieles hat man eine
große Anzahl verschiedener Methoden versucht.
Abgesehen von der Art, wie durch Auschlagen
der Bäume mit der Art in früherer Zeit an dem
wild wachsenden Gummibaum Ranbbau getrieben
wurde, machte man im Plantagenbau zuerst eine
große Anzahl von Einschnitten an einer Seite
des Baumes in Form eines V, etwa 10 cm
hoch in die Rinde. An dem unteren spitzen
Winkel eines jeden V.Einschnittes preßte man ein
kleines Metallbassin mit scharfer Spitze in die
Rinde, um darin den auslaufenden Milchsaft
aufzufangen.
Diese Methode zeigte aber folgende Nachteile:
man benötigte eine große Anzahl kleiner Bassins;
bei der Entleerung all dieser Bassins trat ein
verhältnismäßig erheblicher Materialverlust ein,
und das ganze Verfahren erforderte bedeutenden
Arbeitsaufwand. Außerdem aber ließ diese Form
der Einschnitte nicht die vollständige Ausnützung
der zur Verfügung stehenden Rindenfläche zu.
Man ging deshalb zu anderen Einschnittsformen
über. Man versuchte einen Zickzackeinschnitt, der
sich an dem Stammende herunterzog, einen vollen
Spiralschnitt,') der sich um den ganzen Stamm
herumzog, und einen Halbspiralschnitt,““) bei dem
die Milch aus den Halbspirallinien entweder in
) Siehe Abbildung 5 und '“) Abbildung 6.
eine vertikale Linie einfließt oder unter jeder
derselben eine Rinne und ein besonderes Sammel-
gefäß angebracht wird; ferner einen Grätenschnitt
und endlich einen Halbgrätenschnitt,“) bei dem die
Vertikallinien an einer Seite fehlen. Diese Art
des Zapfens bietet große Vorteile. Bei diesen
Schnitten ist es nämlich möglich, anstatt mit den
vielen kleinen Bassins zu operieren, mit einem
oder wenigen Bassins auszukommen. Der
Milchsaft läuft über eine Rinne, die am unter-
sten Ende des Einschnittes in die Rinde gespießt
ist. Infolgedessen brauchen die Sammelbassins
auch nach jedesmaliger Entleerung nicht wieder
in die Rinde eingesteckt zu werden, sie werden
vielmehr auf den Boden gestellt oder angehängt.
Zur Zeit werden in Henaratgoda Versuche ge-
macht, um das Auffangen der Gummimilch noch
weiter zu zentralisieren, indem man durch Röhren
die Ablaufrinnen mehrerer in einer Reihe stehen-
der Bäume untereinander verbindet und so die
Milch mehrerer Bäume in ein gemeinsames
Sammelbassin leitet.
Ein ganz besonderer Vorteil liegt aber noch
darin, daß die Rindenfläche vollständig ausgenutzt
werden kann und daß es möglich ist, am oberen
Ende des Einschnittes Wasser einfließen zu lassen,
um das Koagulieren und Festsetzen des Gummis
in dem Einschnitt zu verhindern. Zur Einführung
von Wasser in die Einschnitte verwendet man
ein kleines Blechgefäß zum Anhängen, das am
unteren Ende spitz ausläuft. In dem spitzen
Auslauf ist ein Bindfaden eingezogen, der das
Wasser nur tropfenweise herausläßt. Dieses
Blechgefäß mit Wasser hängt man an den Baum
oberhalb des Einschnitts und legt den Faden
in den Einschnitt, so daß das heraustropfende
Wasser den Einschnitt entlang läuft und die Milch
flüssig erhält. Den Wert dieser Wässerung erkennt
man leicht, wenn man bedenkt, daß der an der
Rinde koagulierte Gummi durch anfliegenden
Staub und durch Insekten verunreinigt wird,
daß solche Verunreinigungen aus dem festen
Gummi nur schwer zu entfernen sind, und daß
der so minderwertig gewordene Gummi einen
bedeutenden Verlust darstellt.
Die vollständige Ausnutzung der zur Ver-
fügung stehenden Rinde erreicht man dadurch,
daß der zwischen den am Baume eingeschnittenen
vertikalen Linien liegende Teil binnen einer
längeren Zeitperiode in schmalen Streifen heraus-
geschnitten werden kann und daß durch jeden
neuen Schnitt wieder eine Offnung der Milch-
kanäle, ein neuer Milchausfluß stattfindet.
Diese Operation kann z. B. beim Halbgräten-
schnitt, der nur ein Viertel des Stammumfanges
*) Siehe Abbildung 7.