Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Ceylon — nicht so reichlich wie bei der Hevea. 
Aber auch der aus der Milch dieser beiden 
Gummibäume erzielte Gummi steht an Qunalität 
dem aus der Hevea gewonnenen nach. Der 
Gehalt des trockenen Gummis an reinem Kautschuk 
beträgt im Durchschnitt bei der Castilloa elastica 
86 v. H., bei der Manihot Glazowii 76 v. H., 
dagegen bei der llevea hrasiliensis 95 v. H. 
Dazu kommt, daß der Kautschuk von der Hevea 
die anderen Sorten an Elastizität und Nervigkeit 
bei weitem übertrifft. 
* * 
In Indien ist der Anbau von Gummi 
hauptsächlich im südlichen Teil in Angriff ge- 
nommen. Nach verschiedenen Versuchen, aber 
geringen Erfolgen in anderen Teilen Indiens 
hat man im Nilgiri-Gebirge jetzt gute Resultate 
erzielt. Ich sah dort in der Versuchsplantage 
Burlear (2400 Fuß hoch), daß sowohl Castilloa 
clastica wie llevea brasiliensis, welche von 
1897 ausgesetztem Samen gezogen, 1898 ge- 
pflanzt waren, ebensogut fortkamen wie auf 
Ceylon. Der Stammdurchmesser der Hevea in 
Höhe von einem Meter betrug 20 cm. Castilloa 
eolasticu von dem gleichen Alter und in gleicher 
Höhe zeigte einen Stammdurchmesser von 25 em. 
Aber auch in der Versuchsplautage Benhope 
(2800 Fuß hoch) gedeihen sowohl Castilloa 
cClastica wic lleven brasiliensis noch sehr gut. 
Der Milchausfluß ergibt ungefähr dasselbe Resultat 
wie auf Ceylon. mir gesagt wird, sind 
dort schon etwa 5000 Acres zum Teil mit Hevea, 
äum Teil mit Castilloa bepflanzt, und nach den 
jetzt gewonnenen Erfahrungen glaubt man etwa 
200 000 Acres für den Anbau von Gummi zur 
Verfügung zu haben. Auch dort neigt man 
dazu, der Hevea beim Anbau den Vorzug zu 
geben. 
In Nord--Indien, im Himalaja-Gebiet und 
Assam findet man vielfach die Fieus elastica. 
Während man lange Zeit deren Pflege vernach- 
lässigt hat, ist man jetzt durch den hohen Preis 
des Gummi dazu gekommen, ihr größere Auf- 
merksamkeit zuzuwenden. Ich habe jedoch keine 
regelmäßigen Aupflanzungen, sondern nur An- 
pflanzungen in Teekulturen und an Wegen, un- 
regelmäßig und einzeln stehend, gefunden. Daß 
diese Region noch für den Anbau der Hevea in 
Frage kommt, ist nicht anzunehmen, da die 
Temperatur nicht mehr den Ansprüchen der 
Pflanze genügt. 
Wie 
Im südlichen Birma sind seitens der Re- 
gierung seit vielen Jahren Versuche mit An- 
pflanzung der Hevea gemacht worden. Die 
Bäume gediehen gut, jedoch wurden keine exakten 
  
Zapfungsversuche oder Aufzeichnungen gemacht, 
woraus bestimmte Schlüsse in bezug auf die Er- 
tragsfähigkeit zu ziehen wären. In neuerer 
Zeit, ebenfalls durch den unerwartet hohen 
Preis des Gummis, ist man dazu gekommen, den 
Anbau der Hevea von privater Seite ernstlich 
in die Hand zu nehmen; es sind dort jetzt schon 
etwa 5000 Acres angebaut. Birma scheint sich 
für den Anban der Hevea besonders gut zu 
eignen, weil die Temperaturen sich in den ge- 
wünschten Grenzen halten, und weil mit dem 
Monsoon jährlich reichlich Regen fällt. Die von 
mir in Angenschein genommenen Plantagen 
zeigten sich durchweg schön entwickelt. Bei dem 
allgemeinen Aufschwung und der intelligenten 
Bevölkerung steht zu erwarten, daß dort der 
Anbau der Hevea in kürzester Zeit große Di- 
mensionen annehmen wird. In Birma hat man 
auch teilweise mit der Einführung künstlicher 
Bewässerung begonnen und ganz vorzügliche 
Resultate erzielt. Auch in Oberbirma sind Ver- 
suche mit Anpflanzung der Hevea gelungen, und 
da die Regierung Neuanlagen besonders begünstigt, 
so ist wohl sicher, daß vor Ablauf von zehn 
Jahren mehr als 100 000 Acres angebant sein 
dürften. 
Sowohl auf Ceylon wie in Indien und 
Birma herrscht die Meinung vor, daß da, wo 
os die Verhältnisse nur irgendwie zulassen, der 
Aupflanzung der lleven brasiliensis der Vorzug 
gegenüber allen anderen Gummipflanzen zu 
geben sei. Dies erscheint sehr verständlich; denn 
abgesehen von allen anderen Vorzügen der Hevea 
bringt das daraus gewonnene Paragummi den 
höchsten Preis, was von besonderer Bedeutung 
deswegen ist, weil man doch damit rechnen muß, 
daß in näherer oder fernerer Zeit einmal der 
Gummibedarf des Weltmarktes von der Produk- 
tion überholt wird. 
Die Weltproduktion beträgt zur Zeit etwa 
60 000 Tons Gummi. Eine zehnjährige Hevea- 
Plantage kann nach der heute bekannten Be- 
arbeitungsmethode per Acre wohl 500 Pfund 
Gummi, und dieselbe Plantage würde bei einem 
Alter von 15 Jahren etwa 1000 Pfund Gummi 
liefern, selbst wenn nicht die hohen Erträge 
einzelner Bäume in Rechnung gestellt werden, 
wie solche auf Ceylon vorhanden sind. Um den 
heutigen Gummibedarf zu decken, wären demnach 
240 000 Aeres zehnjähriger Plantage oder 
120 000 Aecres fünfzehnjähriger Plantage not- 
wendig. 
Nach dem Anual Report of the United 
Planters Asscciation der F. M. S.- 1904 
waren im Jahre 1904 bereits mit llevea 
brasiliensis angebaut in:
	        
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