Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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vorbehandelt sind, dürfte wenigstens ein Teil 
Immunität erlangt haben. Es würde also 
eine ziemlich große Anzahl von Nindern sofort 
zur Verfügung stehen, die voraussichtlich nur 
durch weitere Injektionen von virulentem Blut, 
eventuell von Trypanosomen-Kulturen, fortifiziert 
äzn werden brauchen, um den Versuch einer 
bassiven Immunisierung von Rindern zu er- 
möglichen. Ich möchte die Aussichten auf Ge- 
lingen nicht überschätzen. Aber, mögen sie auch 
gering sein, so halte ich den Versuch doch für 
gerechtfertigt, weil der Einsatz gering, für ge- 
boten, weil der mögliche Gewinn ein be- 
deutender wäre. 
Können die Arbeiten in Ssongea oder we- 
nigstens unter Verwendung der dort gebliebenen 
Rinder wieder ausgenommen werden, so wären 
die bisherigen Aufwendungen an Geld, Zeit und 
Mühe nicht verloren, sondern aufs beste nutzbar 
gemacht. Stellt sich heraus, daß das Ziel — 
Immunisierung ohne Schaffung neuer Infektions- 
quellen — auch auf einem der hier angedeuteten 
Wege 4 nicht zu erreichen ist, dann freilich wäre 
der völlige Verzicht auf Schutzimpfungen gegen 
Tsetsekrankheit wohl unvermeidlich. 
  
Vom Bahnbau Daressalam — Morogoro. 
(Vgl. deutsches Kolonialblatt 1906, Seite 80.) 
Einem Berichte der Firma Philipp Holz- 
mann & Co. über den Stand der Bauarbeiten 
für die Eisenbahn von Daressalam nach 
Morogoro am 1. Jannar 1907 entnehmen wir 
sfolgende Angaben: 
Die Erdarbeiten sind bis Km 180 nahezu. 
beendet. Von Km 180 bis Morogoro sind diese 
Arbeiten im vollen Gange. 
Fertig sind die Brücken bis Km 45; außer- 
dem alle größeren Brücken bis Km 84 und von 
Km 144 bis Km 178. Bei Eintritt der großen 
Regenzeit wird voraussichtlich der größte Teil 
der Brücken bis Km 100 fertiggestellt sein. 
Das Gleisende liegt gegenwärtig auf Km 126. 
Die Ursache des verhältnismäßig geringen 
Fortschrittes des Oberbaues waren die seit Au- 
Gleiche nicht zu geringe Mengen frischen, desibrinierten 
trypanosomenreichen Blules und des zu prüfenden Serums 
wurden vermischt, von der gegen Verdunstung geschützten 
Mischung sofort, dann nach 5, 10 usw. Minuten Aus- 
striche angefertigt und mit Chromatinfärbung behandelt. 
Zur Rontrolle diente das Serum nicht immunisierter 
Ninder oder Nochsalzlösung. Dabei zeigten die Trypano- 
somen, und zwar solche, die für Rinder virulent waren, 
in wirksamem Serum meist nach ¼ Stunde, oft schon 
nach wenigen Minnten die deutlichsten Erscheinungen des 
Jerfalls bis zu völliger Auflösung; Bilder, ganz ähnlich 
denen, wie sie Trypanosomen in vitro unter der Ein- 
wirkung von Arsen zeigen. — Veränderungen, die nicht 
imnerhalb der ersten halben Stunde deutlich waren, 
wurden nicht berücksichtigt. 
  
fang Dezember mit kurzen Unterbrechungen 
niedergehenden starken Regengüsse, die das Fahren 
der schweren Oberbauzüge auf den aufgeweichten 
Dämmen sehr erschwerten und eine regelmäßige 
Zufuhr von Material unmöglich machten. 
Die Beschotterung hatte ebenfalls stark 
unter der schlechten Witterung zu leiden. Gegen- 
wärtig ist die Strecke bis Km 32 fertig be- 
schottert. Von da aus sind zwei Stopfkolonnen 
an der Arbeit, die täglich eine Strecke von ctwa 
300 Metern fertigstellen. Nachdem die Stein- 
brüche in Upanga und bei Km 27 aufgegeben 
worden sind, wird das gesamte Steinmaterial 
für die Strecke bis Km 115 aus dem neuen 
Steinbruche bei Km 67 gewonnen. Die Ma- 
schinen und Steinbrecheranlagen dieses Stein- 
bruchs sind in Betrieb genommen und sollen 
täglich etwa 150 chm Kleinschlag liefern. 
Der Bahnhof Daressalam ist bis auf das 
Werkstättengebäude fertig. Dieses ist im Rohban 
hergestellt. Sobald das Dach vollständig fertig 
gedeckt ist, wird mit der Montage der darin 
zur Aufstellung kommenden Werkzeugmaschinen 
begonnen. Die Hochbauten auf den Stationen 
Soga und Ruvu sind im Bau begriffen. Für 
die Arbeiten zum Bau der Stationen Mikesse 
und Ngerengere sind alle Vorbereitungen ge- 
troffen, so daß in nächster Zeit mit dem Bau 
begonnen werden kann. 
rl 
ogo. 
In der Broschüre des früheren Bezirksleiters 
in Togo, Geo A. Schmidt: „Schmidt contra 
Roeren. Unter dem kandinischen Joch. Ein 
Kampf um Recht und Ehre“ ist auf Seite 44 
gegen den amtierenden Richter der Vorwurf er- 
hoben, daß er in und nach der Hauptverhandlung 
gegen den Pater Müller wegen Beleidigung des 
Schmidt am 25. Januar 1906 die strafrechtliche 
Verfolgung des als Zeugen vernommenen Paters 
Schmitz wegen Verdachts des Meineides entgegen 
dem vom Staatsanwalte gestellten Antrage pflicht- 
widrig unterlassen habe. Demgegenüber ist zu 
bemerken, daß der Richter an die Auffassung des 
Staatsanwalts, wenn dieser auch lediglich pflicht- 
gemäß seiner Überzeugung Ausdruck gegeben hat, 
nicht gebunden war, und daß, wie eine Nach- 
prüfung des Sachverhalts ergeben hat, das Ver- 
fahren des Richters, Gerichtsassessors Schlett- 
wein, der Sach= und Rechtslage durchaus 
entsprach.
	        
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