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Von eingewanderten Eingeborenen anderer
Negerstämme traf ich in den Ussumbwa-Landschaften
eine Anzahl Watussi und Wabolongo (Eisen-
schmiede) an. Die Watussi haben aber mehr das
Bestreben nach den viehreichen Gebieten des
Taborabezirks, also ostwärts, zu ziehen. Ussumbwa
ist für sie gewissermaßen nur eine Durchgangs-
station, da diese Gebiete infolge der dort fast
überall vorkommenden Tsetse sehr vieharm sind.
Die Wabolongo scheinen sich dagegen in den
eisenreichen Landschaften dauernd niedergelassen
zu haben und betreiben dort eifrig ihr Hand-
werk, welches in der Hauptsache in der Anfertigung
von eisernen Negerhacken besteht.
Die Kenntnis des Bargeldes ist bis in die
entferntesten Distrikte verbreitet; das Geld wird
im allgemeinen gerne in Zahlung genommen.
Nur in den abgelegensten Winkeln nach Uham
und Ussuwi hin herrscht der Tauschwarenhandel
noch vor. -
Bezüglich der Hüttensteuer lassen die Ussumbwa-
Landschaften noch manches zu wünschen übrig.
Die Erträge dieser Steuer werden aus jenen
Landschaften zum Teil erheblich höher sein als
bisher, wenn später eine genaue Zählung der
Hütten durch Europäer möglich wird. Jedenfalls
sind alle Eingeborenen jener Landschaften sehr
wohl in der Lage, sich den geringen Stener-
betrag zu verdienen und in barem Gelde zu
zahlen, ohne daß dadurch irgend eine Bedrückung
oder Aussaugung der Leute stattfindet.
Das bereiste Gebiet ist für Eingeborenen-
kulturen aller Art durchaus geeignet. Namentlich
ließe sich der Anbau von Reis noch ungeheuer
steigern. Im allgemeinen sind die Eingeborenen
dort recht fleißige Ackerbauer.
Merkwürdigerweise wohnen die Leute in jenen
Landschaften meist nicht in geschlossenen Dörfern,
sondern weit verstreut und versteckt in dem aus-
gedehnten Waldgebiet. Nur bei den Sultan-
sitzen trifft man größere Dörfer an. So kommt
es, daß man nur selten auf ausgedehnte zu-
sammenhängende, offene Flächen stößt. Früher
hatten sich die Leute aus Furcht vor kriegerischen
Überfällen — namentlich der Wangoni und des
Mirambo — in großen Dörfern zusammen-
geschlossen. Nachdem aber unter deutscher Ver-
waltung das Gefühl der Sicherheit und Ruhe
vorwiegt, hat man die gemeinsamen Wohnplätze
verlassen, und die einzelnen Familien haben sich
tief in die Wälder zurückgezogen, um dort ab-
gesonderte Einzelsiedlungen zu gründen. Die
bebauten Flächen sind daher auch meist nur von
geringem Umfang; der endlose Myombowald
herrscht vor. Es ist dies in zweifacher Hinsicht
wenig günstig, denn erstens entziehen sich die
Eingeborenen so der Kontrolle und zweitens ist
das Gebiet in absehbarer Zeit für die Rindvieh-
zucht absolut unverwertbar, weil die Myombo-
wälder durchweg dort unzählige Tsetsefliegen
beherbergen, die erst dann verschwinden, wenn
ausgedehnte zusammenhängende Feldflächen durch
radikales Abholzen der Wälder geschaffen werden.
Letzteres wird aber naturgemäß durch die ver-
einzelten kleinen Siedlungen nicht erreicht.
Mit der zunehmenden Bevölkerung ist das
Land im Zuge der Karawanenstraße nach Udjidji
(bis einschließlich den Distrikt Ussoke) in den
letzten Jahren auffallend stark bebaut worden.
Da dort der Myombowald infolge des starken
Anbaus auf weite Strecken hin verschwunden ist,
so kommen dort auch keine Tsetsefliegen mehr
vor und es wird in ausgiebigster Weise Rind-
viehzucht betrieben.
In den Ussumbwa-Landschaften ist die Vieh-
zucht wegen der Tsetsefliege gering; selbst Ziegen
und Schafe sind daselbst im allgemeinen nur in
mäßiger Zahl vorhanden. In den meisten jener
Landschaften gibt es überhaupt keine Rinder.
Trotzdem wärc aber auch dort überall die Rind-
viehzucht im großen Maßstabe sehr wohl möglich,
wenn der ausgedehnte Waldbestand und damit
die Plage der Tsetsefliege verschwinden würde.
Das massenhafte Vorkommen der Tsetsefliege habe
ich während dieser Reise überhaupt in einem
geradezu erschreckend großen Gebiet feststellen
können.
Schon früher habe ich in meinem Bericht den
Grundsatz aufgestellt, daß im Taborabezirk überall
Tsetse dort vorkommt, wo keine Rinder gehalten
werden. Dies fand ich in dem mir vorher noch
nicht aus eigner Anschauung bekannten Gebiet,
durch welches mich die Reise nun führte, vollauf
bestätigt.
Die ungehener großen zusammenhängenden
Myombowälder scheinen dem Junsekt die günstigsten
Lebensbedingungen zu bieten. Dort, wo die Ein-
geborenen den Wald auf einer zusammenhängenden
Fläche von mindestens einem Quadratkilometer
vollständig beseitigt und dies Land unter dauernde
Kultur genommen hatten, waren Tsetsefliegen
nicht mehr anzutreffen. Große offene Flächen
und starken Wind können diese Insekten offenbar
nicht vertragen.
Am auffallendsten bestätigten sich diese Wahr-
nehmungen in dem Wangoni-Reservat. Als die
Wangoni seinerzeit dort von Langheld angesiedelt
wurden, fanden sie fast durchweg Wald vor.
Inzwischen haben sie nun das Land in großen
äusammenhängenden Flächen unter Kultur ge-
nommen; damit ist dort der Wald und die Tsetse-
fliege verschwunden. Heute sind die Wangoni
inmitten eines entsetzlichen Tsetsegebiets Becsitzer
von zahlreichen Rindern. Die Wangoni wissen