Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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die Kokons zu bewilligen, was die Aufkäufer in 
eine sehr kritische Lage versetzte. Einige unter 
ihnen hatten in der Hoffnung auf einen Vorschuß 
schon mit dem Zusammenkaufen begonnen, und 
die Beziehungen zwischen den Seidenzüchtern und 
den Aufkäufern spitzten sich aufs äußerste zu. 
Die Seidenzucht-Gesellschaften und einige Exporteure 
suchten um Kreditbewilligung nach, der Konseil 
der Reichsbank hielt es auch für möglich, diesem 
Ansuchen stattzugeben, und die Abteilung der 
Reichsbank in Batum eröffnete den Gesellschaften 
den Kredit, worauf auf den Kokonmärkten auch 
sofort eine Belebung eintrat. 
Die Kokonernte war im Wirtschaftsjahr 1906 
qualitativ und quantitativ im Vergleich zu früheren 
Jahren gut, in einzelnen Gegenden sogar mehr 
als gut. Im ganzen wurden gegen 75 000 Pud 
rohe Kokons geerntet, was ungefähr 11—12 Pfund 
Kokons auf 1 Solotnik Grains ausmacht, d. h. 
2 Pfund mehr als im vorigen Jahre. Das 
Trocknen der Kokons verlief unter normalen 
Verhältnissen; in der ersten Hälfte des August 
waren die Kokons bereits trocken und fertig zum 
Versand, die Aufkäufer und Exporteurc erschienen 
jedoch nicht, infolge der Unsicherheit der dortigen 
Gegend und schlugen den Seidenzüchtern vor, die 
Kokons nach Batum zu liefern. Einige der 
Seidenzuchtgesellschaften wollten ihre Kokons nicht 
an Ort und Stelle verkaufen und sandten sic ins 
Ausland. Im ganzen gingen aus den Seiden- 
zucht-Rayons des westlichen Transkankasiens ins 
Ausland 24 000—25 000 Pud trockener Kokons 
im Werte von ungefähr 1250000— 1300000 Rol. 
(Nach der Torg. Prom. Caz.) 
AKgvptens Bedarf an chemischen Düngmitteln. 
Aus Kairo wird der „Deutschen Orient- 
Korresvondenz“ geschrieben: 
Dank der beständigen Ausdehnung der von 
der künstlichen Bewässerungswerken Nutzen zie- 
henden Landstrecken, dank auch dem Heranziehen 
für die Landwirtschaft von Wüstengebieten durch 
Schaffung von artesischen Brunnen, wird der 
Flächeninhalt des für landwirtschaftliche Zwecke 
in Anspruch genommenen Bodens stets größer. 
Bisher bot der Schlamm des Nilflusses, dessen 
Fruchtbarkeit sprichwörtlich ist, das beste und aus- 
giebigste Düngmaterial. Der Schlammgehalt 
des Nilwassers vermindert sich jedoch erheblich, 
und zwar im gleichen Verhältnis zu der größeren 
Entfernung der zu bewässernden Acker vom Strom- 
bett, weil in dessen Nähe eine Niederschlagung 
des Schlammes in bedeutenden Mengen statt- 
findet. Zudem haben die kürzlich gebauten Nil- 
dämme und namentlich der große Damm bei 
Assuan neben dem günstigen Ergebnisse der Aus- 
  
dehnung des kulturfähigen Bodens auch den 
Nachteil gezeitigt, daß durch die Schaffung von 
unermeßlichen stillen Wasserflächen das Nieder- 
schlagen des im Wasser schwebenden Schlammes 
gefördert wird. 
Alle diese Ursachen haben zu dem Ergebnis 
geführt, daß Agypten für die Fruchtbarmachung 
seines neugewonnenen Ackerbodens auf das Heran- 
ziehen von chemischen Düngmitteln immer mehr 
angewiesen worden ist. 
Der eingeborene Landwirt bevorzugt als 
Düngmittel für seinen Acker den aus Kanälen 
ausgeworfenen Bagger und den bei niedrigem 
Wasserstand aus dem Nilbette beschafften Schlamm, 
ebenso auch den Stalldung, der aus Reisstroh, 
Maisabfällen und tierischem Mist zusammenge- 
stellt ist. 
Obschon dieses Düngmaterial als ausgezeichnet 
zu betrachten ist, so sind die zur Verfügung 
stehenden Mengen ungenügend, da für den 
Baumwollbau wie für die Maiskultur min- 
destens 10 Tonnen dieses Düngmittels für jeden 
Feddan (4200 Quadratmeter) erforderlich wären 
und der Viehbestand Agypteus für die Erzeugung 
der entsprechenden Mengen unzulänglich ist. 
Mithin ist man dazu gezwungen, künstliche 
Düngmittel in Anwendung zu bringen. Für 
den Baumwollenbau verwendet man Super- 
phosphate in Mengen von 100 bis 150 Kilo 
für jeden Feddan, unter Hinzufügung von 50 Kilo 
Salpeter oder Ammoniaksulfat. Die Getreidefelder 
erheischen die Anwendung von Salpeter in Mengen 
von 100 Kilo pro Feddan, unter Hinzufügung 
von 40 bis 50 Kilo Superphosphat. Durch 
dieses Düngmaterial wird der Ertrag des Bodens 
um 40 v. H. erhöht. 
Der Preis dieser chemischen Düngmittel be- 
trägt in Alexandrien gegemwärtig, franko Waggon: 
für Ammoniaksulfat 1300 Piaster (270 Markh, 
für Salpeter 1200 Piaster (250 Mark), Super- 
phosphat 300 Piaster (62 bis 63 Mark) pro 
Tonne. 
Die Gesamteinfuhr von künstlichen Düng- 
mitteln, die in 1903 16 417 äg. Pfund betrug, 
stieg in 1904 auf 28 625 äg. Pfund und er- 
reichte in 1905 einen Wert von 56 801 äg. 
Pfund, so daß sie sich in zwei Jahren um 315 
v. H. vermehrt hat. 
Olnengesetz für die portuglesischen fiolonlen. 
Das für die portugiesischen Kolonien erlassene 
Minengesetz hat durch Königliches Dekret vom 
20. September v. J. gesetzliche Gültigkeit erlangt. 
Das Gesetz darf wohl als liberal bezeichnet 
werden. Ausländer sind im allgemeinen den 
portugiesischen Staatsangehörigen rechtlich gleich-
	        
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