Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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tiefer als einen Meter, und Steine sind teils von 
den dort befindlichen Riffen, teils vom benach- 
barten Lande in hinreichender Menge zu be- 
schaffen. Um dem aus dem Nabuto strömenden 
Wasser Abfluß zu gewähren und den Anprall der 
Wogen von der See her zu brechen, sind drei 
Durchlässe vorgesehen, welche Holzbrücken erhalten. 
Die mühsame Arbeit des Steinbrechens und Her- 
beitragens wird von den Eingeborenen geleistet. 
Sie erhalten wöchentlich nur eine Stange Tabak 
pro Person. Der Stationschef erklärte mir, er 
brauche, um die nötigen Arbeiter zu erhalten 
gar keinen Druck auszuüben. Die Leute meldeten 
sich im Gegenteil von weit her freiwillig, so daß 
er oft beinahe in Verlegenheit käme, sie alle zu 
beschäftigen. Leutemangel sei in seinem Bezirke 
auf absehbare Zeit nicht zu befürchten. Ein 
Fllanzer kömmmte * soviele Leute bekommen, 
als er für die Anlage einer gr 
benötigen würde. roßen Pflanzung 
Nach Besichtigung der Brücke fuhren wir eine 
Strecke weit den Nabuto hinauf. Das Land- 
schaftsbild ist sehr malerisch. Auf beiden Seiten 
steht dichter Busch, und verschiedene Bäche stürzen 
über steile Felswände in den Fluß hinab. 
Sodann gingen wir zu Fuß nach der von 
der Nabutobucht etwa eine halbe Stunde ent- 
fernten, auf einem Hochplatean gelegenen Station. 
Dort ist jetzt ein weiteres Gebäude erstellt, das 
sogenannte Polizeimeisterhaus. Das Haus hat 
zwei große geräumige Zimmer und die nötigen 
Nebenräume. Eine breite Veranda, von der man 
einen herrlichen Ausblick auf das vorliegende Land 
und die See genießt, führt um das ganze Ge- 
bände herum. Die Lage des Hauses ist sehr frei. 
Es ist sowohl der Ser= wie der Landbrise aus- 
gesetzt und läßt deshalb auch in gesundheitlicher 
Beziehung nichts zu wünschen übrig. Die Polizei- 
soldaten wohnen in geräumigen Häusern aus 
Buschmaterial, die sie den nach enropäischem 
Muster erstellten Gebäuden vorziehen. Der Ge- 
sundheitszustand der Leute darf als recht günstig 
bezeichnet werden. 
Gegen Einbruch der Dunkelheit kehrten wir 
wieder an Bord zurück. Der „Seestern“ lichtete 
den Anker, und am anderen Morgen (Dienstag, 
den 13. November) kamen wir vor Käwieng an. 
Hier wurde die Post abgegeben und die nicht 
unerhebliche Ladung für die Station und den 
Regierungsarzt gelöscht. Nach Vornahme der 
Kassenrevision und Erledigung der vorschiedenen 
dienstlichen Rücksprachen mit dem Stationschef 
wurde der Regierungspflanzung, die etwa 400 
Hektar groß ist, ein Besuch abgestattet. Die Wege 
durch die Pflanzung sind ausgezeichnet; die 
Pflanzung selbst ist sehr sauber gehalten. Wo es 
noch nicht möglich war, das gesamte Unkraut zu 
  
entfernen, sind wenigstens überall große Scheiben 
um die Bäume angelegt, innerhalb welcher der 
Boden gejätet und gelockert ist, so daß die Palmen 
Luft und Licht in hinreichender Menge erhalten. 
Die Palmbäume haben auch fast durchgehends 
ein recht erfreuliches Aussehen und versprechen 
bei fortgeseßt guter Pflege in einigen Jahren 
ansehnlichen Ertrag. Die erforderlichen Pflanzungs- 
arbeiten läßt der Stationschef durch Eingeborene 
aus der näheren und weiteren Umgebung vor- 
nehmen. Bezahlung außer dem üblichen Tabak 
erhalten auch diese Leute nicht. 
Nach der Besichtigung der Pflanzung be- 
suchten wir den Regierungsarzt, der eben damit 
beschäftigt ist, die für dieses Etatsjahr genehmigten 
umfangreichen Neubauten für ein Eingeborenen- 
hospital erstellen zu lassen. Die Bauarbeiten 
selbst werden von einem Techniker geleitet. Das 
für die Apotheke bestimmte Gebäude war im 
Rohbau fertig, das Gelände für die Eingeborenen- 
krankenhäuser nahezu geklärt und planiert. Diese 
Arbeiten nahmen infolge des steinigen Unter- 
grundes und der dadurch notwendig gewordenen 
Sprengungen sehr erhebliche Zeit in Anspruch. 
Die eigentlichen Bauarbeiten werden nun schneller 
vor sich gehen. 
Den Nachmittag benutzten wir zu einer Fahrt 
nach der etwa drei Meilen von Käwieng entfernt 
liegenden Insel Ussein. Auf dieser im Eigentum 
des Gouvernements stehenden Insel, die etwa 
45 Hektar groß ist, hat der Stationschef eben- 
falls eine Palmenpflanzung angelegt. Die Palmen 
gedeihen hier, wie meist auf solchen, der Seebrise 
von allen Seiten zugänglichen Koralleninseln, 
ausgezeichnet. Es steht zu erwarten, daß sie schon 
in einem Jahre zu tragen anfangen. Die Rein- 
haltung der Pflanzung verursacht keine besonderen 
Kosten. Die auf der Insel noch wohnenden Ein- 
geborenen, etwa siebzehn an der Zahl, besorgen 
diese Arbeit. Sie dürfen dafür die auf der Insel 
in großer Menge gepflanzten Süßkartoffeln ernten. 
Erwähnenswert ist noch, daß auch die Vieh- 
zucht in Käwieng sehr erfreuliche Ergebnisse 
aufzuweisen hat. Die Schafe gedeihen vorzüglich; 
der Bestand hat sich in kurzer Zeit mehr als ver- 
doppelt. Ebenso aussichtsreich entwickelt sich unter 
dem verständnisvollen, unermüdlichen Stationschef 
und seinen Assistenten die Pferdezucht. Erst kürz- 
lich sind wieder drei Fohlen gefallen; in Bälde 
werden weitere erwartet. Schon jetzt beträgt der 
Bestand mit den Fohlen neunzehn Pferde. Es 
steht zu hoffen, daß die Station in nicht ferner 
Zeit die übrigen Regierungsstellen mit dem nötigen 
Pferdematerial wird versorgen können. 
Käwieng verließen wir am Mittwoch früh, um 
nun der etwa neunzig Seemeilen entfernten 
St. Mathias-Insel einen Besuch abzustatten.
	        
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