Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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verändertes Aussehen. In Dehane kommt eine 
ziemliche Menge von Palmöl und Palmkernen 
zur Verschiffung; diese Produkte gestatten dort 
neben Kopal, wenig aus dem Hinterland stam- 
mendem Landolphiagummi und etwas Elfenbein 
einen immerhin noch lohnenden Handel. Gegen 
früher ist allerdings auch hier die Produktion 
wesentlich zurückgegangen; eine Reihe größerer 
Faktoreianlagen am untersten Njong steht derzeit 
verlassen. Diese Erscheinung erklärt sich aus einer 
ganz offenbaren Degeneration der westlichen 
Bakokostämme, welche ohne Dazwischentreten des 
Enropäers wohl schon längs dem Druck der 
kräftigen Mpangwe-(Fang)stämme aus Süd und 
Südost hätten weichen müssen. In gewissen, ab- 
seits von den Hauptverkehrsadern liegenden 
Landschaften ist denn auch das Zurückdrängen 
der Bakoko durch die genannten Stämme recht 
auffällig geworden (Eonnsog und Jesum). Oftere 
Pockenepidemien, Heiraten zwischen nächsten Ver- 
wandten und ständiger Alkoholmißbrauch tragen 
das Ihrige dazu bei, daß diese Bakokostämme an 
Kopfzahl ständig abnehmen. Dabei handelt es 
sich allerdings hauptsächlich nur um die den 
Malimba und Duala näherstehenden westlichen 
Grenzstämme; sie sind auch im Dialekt von der 
das sog. „Bassa- sprechenden Hauptmenge der 
übrigen sehr lebenskräftigen Bakoko wesentlich 
verschieden. 
Die Dehane-Faktorei der Firma Randad & Stein 
bildete den Ausgangspunkt zur Durchforschung 
der schiffbaren Mündungsstrecke des Niong. Diese 
Strecke ist nur kurz, da sie schon mit dem Durch- 
bruch des Flusses durch den mehrerwähnten Steil- 
rand östlich in den Dehane-Fällen (oder besser 
-Schnellen) abgeschlossen wird und erscheint als 
sehr junge noch immer im Umformen begriffene 
geologische Bildung. Genau wie im Sanaga bei 
der früheren Woermannschen Malimbafaktorei, so 
schiebt auch hier eine weite Dünenreihe infolge 
der Süd-Nord-Meeresströmung die Flußmündung 
immer weiter nordwärts vor — bis, wie in Ma- 
limba, ein plötzlicher Durchbruch in grader West- 
richtung und einige 100 m weiter westlich durch 
Anlage neuen Schwemmlandes und neuer Dünen 
dem Meere wiederum eine Landstrecke abgenommen 
wird. Die an der bei einem Durchbruche gefähr- 
detsten Stelle liegenden Faktoreien des früheren 
Kleinbatanga sind (allerdings auch infolge Rück- 
gangs des Handels) bereits ausgegeben. Zur 
Charakterisierung des Mündungsstücks von den 
Dehaneschnellen bis zur See ist wenig zu be- 
merken, da die Entstehung dieser Landstrecken alle 
weiteren Schlüsse nahe legt. Hinter schmalen 
Laterit-Steilufern oder Sandanschwemmungen an 
beiden Stromufern breiten sich große, fast völlig 
unbewohnte Urwaldstrecken aus, deren sumpfige, 
  
stagnierende Gewässer und vereinzelte Dünen- 
reihen noch deutlich ihren Ursprung erkennen 
lassen. Wenige isolierte Erhöhungen, wie die bei 
der Elesa-Niederlassung am Yasukukreek, sind wohl 
als ursprüngliche Inseln anzusehen. 
Näher aufgenommen wurde (außer dem Strom 
selbst) der Basukukreek oder Onge= und Eoumrekreek 
und die Region der Dehaneschnellen. Der Dongo- 
kreek mußte — trotz seiner Wichtigkeit als even- 
tueller Verbindung Njong—Lokundje — wegen 
der vielen gestürzten Stämme zunächst unberück- 
sichtigt bleiben. 
Die Bevölkerung dieser Mündungsregion, die 
dem Meere benachbarten dem Batangastamme an- 
gehörenden und teilweise auf alten Dünen mitten 
im Mangrovegebiet sitzenden Flußanwohner er- 
scheinen infolge ihrer Vertrautheit mit den Barre- 
und Brandungsverhältnissen sehr wohl geeignet, 
die sonst allgemein verwandten Kruleute innerhalb 
gewisser Grenzen zu ersetzen. 
Die Zukunft dieser Mündungslandschaft liegt 
meines Erachtens in einer noch weiteren ratio- 
nellen Vermehrung und Ausbeutung der schon 
sehr erheblichen Olpalmbestände. Als äußerst 
aussichtsreich sind ferner Reiskulturen in großem 
Stile anzusehen. Die kleinen Kakao-Anpflanzungen 
am Vasukukreek und bei Dehane dürften dagegen 
infolge der Bodenqualität ein mit dem der 
Pflauzungen am Kamerunberge zu vergleichendes 
Danerresultat kaum erzielen. Auch die Kickxia- 
Pflanzung der Firma Randad & Stein bei Dehane 
scheint große Resultate nicht zu versprechen. Die 
Pflanzen entwickeln sich mehr strauch= als baum- 
artig und verstärken das schon öfter geäußerte Be- 
denken, ob die Kickria sich überhaupt für den 
Betrieb einer gut gerodeten und geordneten 
Plantagenwirtschaft eignet. In dem an Kickxia 
überreichen Südostbezirk wächst sie jedenfalls mit 
ganz besonderer Vorliebe als erster Wald-Nachwuchs 
in dicht verwucherten, ausgegebenen Eingeborenen- 
Pflanzungen, die noch wenige Schattenbäume des 
ursprünglichen Urwaldes enthalten. 
Was die Tierwelt anlangt, so ist zuerst — 
wohl als Folge der vom Gouvernement geschaffenen 
Reservation zwischen Sanaga= und Nijongmündung 
—, das massenhafte Auftreten von Elefanten 
hervorzuheben. Die Tiere haben schon öfters 
Bakoko-Ansiedler zur Auswanderung und zur 
Aufgabe ihrer Anpflanzungen gezwungen. Auf- 
fällig ist die außerordentliche Seltenheit der Fluß- 
pferde; sie wurden in wenigen Paaren und merk- 
würdigerweise in bei Flut brackig werdendem 
Wasser beobachtet. Oberhalb der Dehaneschnellen 
kommen sie bis an die Quellen überhaupt nicht 
mehr vor, sind aber nur zwei Tage von diesen
	        
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